Windisch
Hier fliegt der Bär zurück auf den Kirchturm – und streckt den Badenern wieder die Zunge raus

Der Bär, der nach 374 Jahren erstmals den Kirchturm in Windisch verlassen hatte, ist restauriert und wurde am Donnerstag per Helikopter zurückgebracht. Jetzt streckt er den Badenern wieder die Zunge raus.

Janine Müller
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Der Turmbär ist zurück in Windisch

Der Turmbär ist zurück in Windisch

Luis Hartl

Seit gestern Vormittag ist der Berner Bär wieder zurück an seinem angestammten Platz auf dem Kirchturm der reformierten Kirche in Windisch. Sobald die Gerüste weg sind, wird die steinerne Figur wieder farbig vom Turm leuchten – und die Zunge Richtung Grafschaft Baden rausstrecken, wie es Historiker Max Baumann im Windischer Buch ausdrückt. Anfang April wurde der Bär mit dem Helikopter abtransportiert.

Die 2 Meter hohe und 500 Kilogramm schwere Figur befand sich in einem schlechten Zustand. Der rechte Arm, der eine Hellebarde hielt, war abgebrochen, die hinteren Tatzen waren nicht mehr als ein Klumpfuss. «Bei der Untersuchung haben die Experten festgestellt, dass der Bär noch maroder war als angenommen», sagt Kirchenpfleger Ernst Rauber, Ressort Bau. «Der Oberschenkel beispielsweise wäre bald abgebrochen.» Die Figur wies auch Spannungsrisse sowie alters- und witterungsbedingte Risse auf.

Hellebarde separat verankern

Im Atelier von Bildhauer und Steinrenovator Andreas Aeschbach erhielt der Bär in den letzten Monaten ein Paar neue Füsse und einen rechten Arm. Damit dieser nicht schon bald wieder abbricht, wenden die Architekten einen Trick an. «Die Hellebarde müssen wir separat verankern», sagt Markus Rohr vom Architekturbüro Tschudin + Urech. So rüttle der Wind zwar immer noch an der Hellebarde, die Kraft wird aber nicht mehr direkt auf den Arm übertragen.

Die Figur aus Muschelkalk wurde von der Restauratorin und Kirchenmalermeisterin Ina Link aus Scherz zudem neu bemalt. Zuvor waren die Farben des Bären gänzlich verschwunden. Jetzt leuchtet er wieder wie wohl damals vor 374 Jahren, als er auf dem Kirchturm installiert wurde.

Angebracht wurde nach historischer Technik ein mindestens dreifacher Ölfarbenanstrich, damit die Farbe die nächsten Jahrzehnte überdauern wird.

Die spektakuläre Helikopter-Rückkehr des Bären zog gestern Vormittag erneut viele Schaulustige an. Einige witzelten: «Wenn er das nächste Mal runtergenommen wird, leben wir sicher nicht mehr.» Für Ernst Rauber war es ein emotionaler Moment. «Wir sind froh, dass es so gut geklappt hat.» Nicht ganz 500 000 Franken liess sich die Kirchgemeinde die Kirchturmsanierung inklusive Helikopterflüge kosten.