In der Gemeinde im Schenkenbergertal werden Behördenmitglieder und Schulpflege mittels Wahlversammlung statt Urnengang gewählt. Dieses System stösst an seine Grenzen.
Statt an der Urne, wie es in vielen Gemeinden im Kanton Aargau passiert, werden in der 800-Seelen-Gemeinde Thalheim die Mitglieder des Gemeinderats oder der Schulpflege mittels Wahlversammlung gewählt. Die Wahlen werden also vor Ort, beispielsweise an der Gemeindeversammlung, durchgeführt.
«Unsere Gemeindeordnung gibt vor, dass Wahlen von Behörden und Kommissionen in einer Versammlung stattfinden», schreibt der Gemeinderat kürzlich im Mitteilungsblatt. «Dies ist eine schöne Tradition, die sich aber in der Realität zunehmend als Herausforderung erweist.» Das zeigte sich erneut an der letzten Gemeindeversammlung am 25. November. Die Wahlversammlung fand statt, obwohl sich im Vorfeld keine Kandidaten für die zwei offenen Sitze in der Schulpflege finden liessen. Es kam dann an der Versammlung so weit, dass eine Frau in die Schulpflege gewählt wurde, die dies gar nicht wollte. Sie lehnte die Wahl ab und erklärte sich darauf in der Dorfzeitung: «Ich nahm die Wahl nicht an, da ich bereits im Vorfeld abgesagt hatte, als ich vom Schulpflege-Präsidenten angefragt wurde. Ich hatte mir das gut überlegt und kam zu dem Schluss, dass ich dieses Amt im Moment nicht mit meiner Familie und meinem Beruf unter einen Hut bringe.»
Gleichzeitig übt die Frau Kritik am Wahlsystem. «Wenn Sie eine der 67 Personen sind, die an der Gemeindeversammlung teilgenommen haben, machen Sie sich vielleicht auch Gedanken zu der tiefen Stimmbeteiligung. Vielleicht hatten viele etwas anderes los oder wollten nicht Gefahr laufen, gewählt zu werden und dann vor allen Leuten absagen zu müssen.» Sie findet, dass künftig im Vorfeld informiert werden solle, wenn keine Kandidaten für ein Amt gefunden werden. Die Wahl sei dann auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Diesen Input scheint der Gemeinderat nach dieser Versammlung aufzunehmen. «Der Gemeinderat wird sich die Frage stellen, ob traktandierte Wahlen ohne Kandidaturen an einer Versammlung überhaupt durchgeführt werden», heisst es. Einen Härtetest für das Wahlsystem, das praktisch nur noch in kleineren Gemeinden im Kanton angewandt wird, gibt es im nächsten Herbst, wenn die gemeindeinternen Gesamterneuerungswahlen stattfinden. Dann wird sich zeigen, ob dieses Wahlverfahren für die Gemeinde Thalheim zukunftsfähig ist.
Eine Abschaffung der Wahlversammlung kommt für den Gemeinderat zurzeit noch nicht infrage, wie Gemeindeammann Roland Frauchiger auf Nachfrage der az sagt. Er meint: «Der Gemeinderat wünscht und erwartet, dass sich für die verschiedenen Ämter Kandidierende zur Verfügung stellen.» Der Ball liegt also auch bei der Bevölkerung.
Wie lange es die Wahlversammlung in Thalheim schon gibt, kann Frauchiger nicht sagen. «Wahrscheinlich schon immer.» Der Vorteil dieses Systems liege darin, dass die Wahlen rasch und kostengünstig durchgeführt werden können. Aber das Hauptproblem lokalisiert Frauchiger beim Finden von Kandidaten. Dann stösst die Wahlversammlung an ihre Grenzen.