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50 Personen – zum überwiegenden Teil Gegner eines Gebäudeverkaufes - fanden sich zu dem vom Verein Pro Bossarthaus organisierten Diskussionsabend ein.
Eingeleitet wurde er von einem höchst interessanten Rückblick von Barbara Stüssi-Lauterburg auf die wechselvolle Geschichte dieses charaktervollen Gebäudes.
Unter der klugen Moderation von Oliver Strohm entwickelte sich hierauf eine spannende, lebhafte, engagierte Diskussion über die Schicksalsfrage Bossarthaus. Gemeinderat Max Gasser (FDP) skizzierte die Vorgeschichte und die finanziellen Gründe, welche die Behörde zu einer Verkaufsvorlage bewogen haben, worauf diese vom Einwohnerrat gebremst wurde. Bisher sei aber die Suche nach einer anderen Trägerschaft nicht gelungen. «Die Atmosphäre in der Bossartschüür ist zweifellos nicht zu toppen», meinte auch Gasser. Aber die Gemeinde müsse Prioritäten setzen. Zudem habe sie auch andere geeignete Räumlichkeiten wie die Aula des Chapf-Schulhauses. Diese Bemerkung löste bei vielen Besuchern Gelächter aus, da die Aula als stocknüchtern gilt.
FDP-Einwohnerrat Martin Gautschi bestätigte, dass es sich beim Bossarthaus um ein sehr schönes Gebäude und Lokal handle, die Gemeinde könne sich aber angesichts der finanziellen Situation den Erhalt und die Weiterführung nicht leisten. Es hätte Kaufinteressenten gegeben, die auch den Kulturteil übernommen hätten. Zudem sei dessen Belegung schwach: Letztes Jahr wurden 32 Anlässe hier durchgeführt, davon 20 private. Man könnte sich kulturell auch eine stärkere Kooperation mit Brugg vorstellen, so Gautschi.
Luzia Capanni (Kulturkreis Windisch) zeigte auf, dass es für Kleinkunst in intimem Rahmen keinen schöneren Raum gebe. Aktive und Publikum seien eng beisammen, die Bossartschüür sei eine ideale Ergänzung zum andersgearteten Brugger Lokal-Angebot. «Windisch ist eine aufstrebende Gemeinde, viele Einwohner sind interessiert am hiesigen Kulturangebot. Dieses hilft auch bei der Integration von Neuzuzügern.» Die Bossartschüür sei ein Treffpunkt für die Bevölkerung.
Hanspeter Stamm erläuterte, dass der Verein Salzhaus jährlich 25 Anlässe durchführt, hinzu kommen viele weitere von andern Organisatoren. «Brugg ist stolz auf diese Plattform für Kultur, ohne finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde ginge es nicht, Kultur ist nicht rentabel.» Er erachte die Bossartschüür ebenfalls als ideale Ergänzung zum Brugger Lokal- und Kulturangebot.
«Wird das Tafelgeschirr bei einem Verkauf verscherbelt?», wollte der Moderator wissen. Gautschi dementierte. Das Haus stehe unter Gebäudeschutz, dieser bleibe auch bei einem Verkauf bestehen. Wenn das Geld für Unterhalt und Sanierung fehlt, müsse man neue Wege suchen. Barbara Scheidegger (Pro Bossarthaus) erinnerte daran, dass die Gemeinde auch Sportvereine stark unterstützt und den Campussaal mitfinanziert, obwohl es sich dabei um reines Standortmarketing handelt. «Es ist sehr wohl die Aufgabe der Gemeinde, auch das hiesige kulturelle Leben zu fördern und das Bossarthaus zu erhalten.» Ein Votant unterstützte diese Beurteilung: Eine Immobilienanlage sei auch heutzutage wertvoll, es sei schwierig, Geld besser anzulegen.
Wo blieb das Geld aus den Mietzinseinnahmen der Wohnungen?, wollte ein Besucher wissen. Gasser gab zu, dass der Wohnteil rentabel ist. Es bestehe aber kein Erneuerungsfonds, die Einnahmen fliessen in die Gemeindekasse. Dies stiess beim Grossteil der Anwesenden auf Unverständnis, jeder private Hauseigentümer müsse doch Geld für Sanierungen zur Seite legen.
Ein Votant bezeichnete die Situation um die Kindergarten- und Schulbausanierungen als vom Gemeinderat angerichteten Scherbenhaufen. Für das Bossarthaus wäre eine Übernahme durch eine Genossenschaft eine mögliche Alternative. Auf eine andere Anregung hin bekräftigte Markus Zumsteg, dass sich der Verein Pro Bossarthaus darum bemühen wolle, die Belegung der Schüür zu verbessern und ihr und dem Haus «mehr Leben einzuhauchen».