Veltheim
Frust in der Hochsaison: Der Aargauer Gärtner Heinz Tanner produziert Zehntausende von Tulpen für die Tonne

Die meisten seiner Blumen werden auf dem Kompost landen. Seit der Veltheimer Gärtner Heinz Tanner wegen der verschärften Corona-Massnahmen seinen Laden nicht mehr öffnen darf, verkauft er nur noch auf Bestellung. Dabei seien Gemüsesetzlinge doch auch Lebensmittel.

Janine Gloor
Drucken
Jetzt wäre Hochsaison für die Frühlingsblumen von Heinz Tanner.

Jetzt wäre Hochsaison für die Frühlingsblumen von Heinz Tanner.

Fabio Baranzini (14.3.2020

Wenn Heinz Tanner von der ­Aareblumen AG in Veltheim durch seine Gewächshäuser geht, kann er sich nicht an den blühenden Tulpen und Geranien erfreuen. Denn die meisten Blumen werden auf dem Kompost landen, und das tut dem Geschäftsführer der Gärtnerei mit eigenem Blumenladen weh. Noch mehr sorgt er sich um sein Personal und die Zukunft seines Betriebes. Am Dienstag letzter Woche, als er den Laden aufgrund der verschärften Coronamassnahmen schliessen musste, hat er zwölf Mitarbeitende, die für den Verkauf zuständig sind, nach Hause geschickt. «Ich habe sogleich Kurzarbeit angemeldet», sagt er.

Momentan wäre die «Aareblumen» mitten im Frühlingsgeschäft. Jetzt wäre Hochsaison und für die Kundschaft der Zeitpunkt, um sich mit dem Frühlingsflor wie Primeln oder Stiefmütterchen einzudecken. Aber den Pflanzen wird es zum grössten Teil gleich ergehen wie den 10'000 Tulpen, welche der Betrieb momentan pro Woche produziert. Schwierig ist für Heinz Tanner die Ungewissheit; nicht zu wissen, wann es denn weitergeht. «Wir haben jeden Tag laufende Kosten», sagt der Geschäftsführer des Betriebs mit insgesamt 24 Mitarbeitenden. Hinter den Kulissen läuft der Betrieb weiter, in der Gärtnerei wird gearbeitet. «Wenn wir am 19. April wieder öffnen können, dann kommen wir wahrscheinlich über die Runden», sagt er. Eine Möglichkeit, um einen kleinen Umsatz zu generieren, hat er noch. Die Kundinnen und Kunden können bei der «Aareblumen» telefonisch oder per Mail ihre Bestellungen aufgeben. Diese werden ausgeliefert oder können auf dem Parkplatz des Betriebes abgeholt werden. «Wir haben genug Platz, der vorgegebene Abstand kann problemlos eingehalten werden», sagt Tanner.

«Gemüsesetzlinge sind doch auch Lebensmittel»

Momentan gebe es bei ihm und seinen Berufskollegen noch Unsicherheiten, was den Betrieb von Selbstbedienungsläden angeht. Um kein Risiko einzugehen, verkauft er seine Ware nur auf Bestellung. Und noch ein weiterer Aspekt beschäftigt ihn. Neben den Blumen, die vor allem schön sind, verkauft er auch Gemüsesetzlinge. «Das sind auch Lebensmittel», sagt er. Salat, Cholräbli, Gurken und Tomaten wollen bald angepflanzt werden. Aber wie, wenn die privaten Gärtnerinnen und Gärtner nicht an ihre Setzlinge kommen? Die Summe der Gemüse, die in privaten Gärten angepflanzt wird, ist nicht zu unterschätzen. «Die aktuelle Situation ist für die privaten Gärtner, für unsere Mitarbeitenden und für unser Unternehmen eine Katastrophe», sagt Heinz Tanner. Er hofft auf die solidarische Kundschaft.

Neben seinem Geschäft betreibt Heinz Tanner auch noch eine Zucht von Berner Sennenhunden. Ein Welpe vom letzten Wurf ist noch im Elternhaus und wird aufgrund der Situation weiterhin dort bleiben. Der kleine Hund ist Heinz Tanners Lichtblick, wenn er den Anblick seiner blühenden Kulturen nicht mehr ertragen kann.