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Martin Klöti wurde als Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz fristlos entlassen. Grund sind Institutsgelder, die er für externe Projekte einsetzte. Wie Klöti unbemerkt Geld ausgeben konnte, wird momentan untersucht.
Seit zwei Wochen ist Martin Klöti nicht mehr Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
Der Leiter des Instituts für Institut für Geistes- und Naturwissenschaften an der Hochschule für Technik in Brugg-Windisch ist fristlos entlassen worden.
Der Grund: Klöti hat eigenmächtig Fachhochschul-Gelder für externe Projekte eingesetzt.
Jacqueline Keller, Leiterin Kommunikation der FHNW, bestätigt Klötis Entlassung. «Beim ordentlichen Halbjahresabschluss wurde in seinem Institut eine signifikante Budgetabweichung festgestellt», sagt sie.
Nach einer sorgfältigen Analyse habe die Hochschulleitung entschieden, das Arbeitsverhältnis mit Klöti fristlos aufzulösen.
Wie hoch die Summe ist, und welchen finanziellen Schaden die FHNW allenfalls erlitten hat, kann Keller nicht sagen.
«Derzeit laufen interne Abklärungen, es handelt sich um ein laufendes Verfahren», erklärt sie.
Die Fachhochschule behalte sich allerdings Schadenersatzforderungen und weitere rechtliche Schritte gegen den entlassenen Martin Klöti vor.
Dieser hatte das Institut für Geistes- und Naturwissenschaften mit rund 50 Mitarbeitenden seit 2008 geleitet.
Klöti: «Zu eigenmächtig gehandelt»
Martin Klöti räumt auf Anfrage der Aargauer Zeitung ein: «Ich habe finanziell sicher zu eigenmächtig gehandelt.»
Der ehemalige Professor betont, er akzeptiere die Entlassung und fechte den Entscheid der Fachhochschulleitung nicht an. Der 54-jährige Kulturingenieur erklärt, das Budget seines Instituts sei allein auf den ordentlichen Betrieb ausgerichtet.
Im Rahmen seiner Unterschriftskompetenz habe er indes Mittel für externe Projekte eingesetzt.
«Sie wurden investiert, um den Aufbau langfristiger Projekte durchaus auch im Sinne des Auftrags und der strategischen Ziele der FHNW zu fördern», sagt er.
Problematisch ist dies, weil Klötis Projektanträge nicht genehmigt wurden. Mit seinem Vorgehen setzte er sich über den negativen Entscheid seiner Vorgesetzten hinweg.
Resultate für Unterstützung nötig
Klöti begründet dies damit, dass «Tatbeweise und handfeste Resultate» nötig seien, um Fördergelder von Stiftungen und anderen Institutionen zu erhalten. Diese Voraussetzungen wollte der Institutsleiter offenbar mit der Projektfinanzierung aus Fachhochschulgeldern schaffen.
Um Ertrag zu generieren und die Aufwendungen zu kompensieren, setzt Klöti auf Fördereinrichtungen, die ihren Zweck im Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit haben. Mit seinen Projekten will
Klöti Gemeinwesen stärken und die von Preiskampf und Abwanderung bedrohte Produktionsindustrie in die Schweiz zurückholen.
Mit dem Ziel, produktive Arbeitsplätze im Land zu behalten, habe er an pragmatischen Lösungen gearbeitet. Klöti ist überzeugt, dass sich Fördereinrichtungen dafür interessieren.
Er betont ausserdem das gegenseitige gute Einvernehmen, die faire Behandlung und seine Verbundenheit mit der FHNW, ihren Angehörigen und Entscheidungsträgern. «Meine Aktionen haben den institutionellen Rahmen aber leider gesprengt», bedauert der ehemalige Professor.
Geld für unbewilligte Projekte
Wie es möglich war, dass Klöti vorerst unbemerkt Institutsgelder für nicht bewilligte Projekte ausgeben konnte, ist Gegenstand der laufenden Abklärungen.
Offen ist auch die Nachfolge des Institutsleiters. «Dazu kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch keine Aussagen machen», sagt FHNW-Sprecherin Keller.
Dass er entlassen werden solle, sei ihm am 19. August mitgeteilt worden, sagt Martin Klöti. «Nach eingehender Prüfung wurde der Entscheid am 26. August schriftlich bestätigt», ergänzt er. Dazwischen, am 20. August, trat Klöti als Diskussionsleiter beim Projekt «Anstiftung zur Nachbarschaft» in Neuenhof auf.
Dieses Projekt will Martin Klöti weiterverfolgen. «Mein Team und ich sind den Engagements in mehreren Gemeinden moralisch verpflichtet und entschlossen, sie unter allen Umständen aufrecht zu erhalten», hält er fest.
Mit einer gemeinschaftlich organisierten Beratungsorganisation für Gemeinwesen (Engage!) und einer Interessengemeinschaft zur Wiederansiedlung der Schweizer Textilindustrie auf der Basis regionaler Ressourcen (Niutex) sei dies möglich. «Damit geben wir auch der Hochschule die erforderlichen, realen Praxispartner, die sie sucht», sagt Klöti.