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Nach 70 Konzerten geben Frank Powers und Band zum Finale ihrer «Laisser faire»-Tour das Abschlusskonzert im Brugger Salzhaus.
«Laisser faire» ist nicht nur der Titel von Frank Powers zweiter CD und der aktuellen Tour, sondern auch das Credo der Band. Die meisten Kompositionen sind nicht in Stein gemeisselt und entwickeln sich beim gemeinsamen Musizieren ständig weiter.
Powers, der bürgerlich Dino Brandao heisst, nennt seine Mitmusiker Pascal Ammann, Lukas Kuprecht, Dominik Meyer, Marius Meier und Simon Huber «musikalische Brüder». Man kennt sich teilweise schon seit frühster Kindheit.
Als «Drahtzieher» liefert Brandao die Texte. Und die sind meist sehr persönlich. In «Angels and Demons» singt der 25-Jährige über einen Freund, der psychisch erkrankte und am Ende in einer sektiererischen Glaubensgemeinschaft landete. In all seinen Liedern schwingt die Dualität von Gut und Böse mit.
Für die 70 Konzerte der «Laisser faire»-Tour reiste die Band ausschliesslich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Ort zum nächsten. Die Gitarren, Verstärker, Cajon und Zubehör wurden dafür auf eine Sackkarre geschnallt, und der Kontrabass bekam Räder.
«Seit ich noch ein Keyboard samt Ständer an die Konzerte mitbringe, stossen wir langsam an unsere Grenzen. Aber ich habe dafür kein Fitnessstudio nötig», meint Brandao und schmunzelt. Ziel sei es, mit steigenden Gagen einen kleinen Tourbus mieten zu können.
Musikalisch lässt sich die Frank-Powers-Band nicht schubladisieren. «Ob Heavy-Metal-, Pop-, Latin-, Jazz- oder Country-Fan: Wer genau zuhört, findet bei uns garantiert etwas, das ihn anspricht», sagt Brandao zum eigenwilligen Konglomerat aus verschiedensten Stilrichtungen.
Seine Stimme wird in der Presse als eine der prägnantesten in der Schweiz bezeichnet. Und die ist seit Jahren sowohl auf grossen Bühnen wie Zermatt unplugged, dem Gurtenfestival, im Kaufleuten Zürich als auch in Bahnhofsunterführungen zu hören. Bekannt ist Frank Powers nämlich in erster Linie als Strassenmusiker geworden.
Brandao liebt die Dynamik, die entsteht, wenn er mitten in der vorbeiwuselnden Menschenmasse singt. Und damit ein wenig Entschleunigung in die Alltagshektik bringt. Trotz zunehmender Erfolge mit seiner Band musiziert er auch heute noch gerne im Freien.
Den meisten Passanten bereitet er damit viel Freude. Weil es aber das Bahnhofsreglement verbietet, auf SBB-Areal zu musizieren, wurde er in Baden schon mehrmals angezeigt. Jetzt ist er dort weg, denn Bussen zwischen 400 und 500 Franken brachten ihn in einen finanziellen Engpass. «Ich suche mir ein neues Plätzchen, verrate aber nicht, wo», sagt er und strahlt.
Brandao lächelt meistens, während er spricht. Damit sticht er aus den vielen miesepetrigen Alltagsgesichtern heraus. Und auch mit seiner Naturkrause, die unter der Wollmütze hervorlugt. Sein Vater ist Angolaner, die Mutter Schweizerin. Die Eltern sind getrennt. Der Profimusiker wohnt bei der Mama in Brugg, wo er auch geboren wurde und aufgewachsen ist.
«Ich liebe meine Heimat. Sie ist klein und übersichtlich», sagt er. Der Kontakt zu seinen Kumpels, mit denen er früher leidenschaftlich Skateboard fuhr, ist immer noch eng. Nach einer KV-Lehre bei den SBB Baden stieg Brandao voll ins Musikgeschäft ein. «Jeden Rappen, den ich einnehme, stecke ich in meine Instrumente», verrät er.
Träumt Dino Brandao aka Frank Powers davon, berühmt zu werden? «Es wäre schön, wenn ich mit meiner Musik noch mehr Leute erreichen würde. Aber ich habe keine Ambitionen, mein Gesicht auf einem Magazin zu sehen oder reich zu werden», sinniert er und dreht sich eine Zigarette. Dann strahlt er wieder und fügt hinzu: «Ich brauche nicht viel zum Leben und bin ziemlich gut darin, mich selber glücklich zu machen.»