Sanierungsvarianten
«Es war keine schöne Saison»: Wie weiter mit der Badi Villnachern?

Der Gemeinderat beantragt den Stimmbürgern einen Kredit für die Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen. Eine Kommission unter der Leitung von Gemeinderätin Veronika Widmer hat nun drei Sanierungsvarianten für die Badi erarbeitet.

Louis Probst
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Wegen mehrerer Lecks war das Hauptschwimmbecken der Badi Villnachern die ganze Saison 2020 geschlossen.

Wegen mehrerer Lecks war das Hauptschwimmbecken der Badi Villnachern die ganze Saison 2020 geschlossen.

cm (5. Juli 2020)

Sanieren oder schliessen? Um diese Frage geht es bei der Badi Villnachern. Der Gemeinderat will weitere Abklärungen. Er beantragt deshalb einen Projektierungskredit von 80'000 Franken. Über den Kredit wird – wie über die weiteren Vorlagen der Gemeindeversammlung – am 29.November direkt an der Urne abgestimmt. Am Samstag ist, unter strikten Corona-Schutzmassnahmen, die Bevölkerung orientiert worden.

«Es war keine schöne Saison», so Gemeindeammann Roland König mit Blick auf die zumindest teilweise Schliessung der Badi im vergangenen Sommer. «Hauptziel ist es, Klarheit darüber zu bekommen, wie es weitergehen soll. Der Gemeinderat will darlegen, welche Überlegungen ihn dazu geführt haben, einen Kredit für weitere Abklärungen zu beantragen.»

Diese Abklärungen sollen nicht bloss Aufschluss über das Bedürfnis der Bevölkerung nach der Badi geben. Sie sollen ausserdem Nutzungsmöglichkeiten und -varianten sowie Ideen für einen möglichst kostendeckenden Betrieb aufzeigen. Und man erwartet Angaben über die Investitionskosten bei einer Umnutzung.

Von «Werterhalt» bis «Schliessung»

Eine Kommission unter der Leitung von Gemeinderätin Veronika Widmer hat nun drei Sanierungsvarianten erarbeitet: eine Variante «Werterhalt» mit geschätzten Kosten von 120'000Franken für die lokale Abdichtung des «inkontinenten» Beckens; eine Variante «Light» mit Kosten von 500'000 Franken für eine Glasfaserbeschichtung des Beckens sowie eine «Variante 3» mit Kosten von 1 Million Franken für eine Chromstahlwanne. Eine vierte Variante geht von der Stilllegung der Badi aus, was Kosten von 200'000 bis 300'000 Franken nach sich ziehen würde.

Kommission hat Variante «Werterhalt» vorgeschlagen

«Aus rein finanziellen Gründen müsste die Badi geschlossen werden», stellte Widmer fest. «Dieser Entscheid muss aber durch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gefällt werden. Die Badi ist in die Jahre gekommen. Die geschätzten Kosten für eine Sanierung sind sehr hoch. Seit 2014 besteht zudem eine Auflage des Kantons zur Chlorierungsanlage.»

Die Kommission habe dem Gemeinderat die Variante «Werterhalt» vorgeschlagen. Das im Wissen darum, dass diese Variante lediglich Zeit für eine Verschnaufpause verschaffen würde. Der Gemeinderat habe aber entschieden, dass eine Sanierung nachhaltig sein müsste.

«Die Arbeit der Kommission bildet die Grundlage für eine erste Beurteilung», so König. Er wies auf die finanziellen Konsequenzen einer Sanierung der Badi hin und erinnerte daran, dass die Realisierung aller hängigen Projekte der Gemeinde ein jährliches Minus in der Höhe von 400'000 bis 600'000 Franken in der Gemeindekasse zur Folge haben würde.

Anderseits sei der Stellenwert der Badi sehr hoch. «Eine reine Schliessung der Badi ist zum heutigen Zeitpunkt nicht sinnvoll», erklärte er. «Der Gemeinderat hat daher entschieden, alle Varianten sauber aufzubereiten. Dazu gehört auch die Überprüfung des Betriebskonzepts. Ziel ist die Kostenneutralität.»

Interesse am Erhalt der Badi deutlich spürbar

In der Diskussions- und Fragerunde wurde das Interesse am Erhalt der Badi deutlich spürbar. Auf die Frage nach den finanziellen Auswirkungen einer Badi-Sanierung gab Gemeindeammann König zu bedenken: «Wir können uns nicht alles leisten. Wir erwarten im nächsten Jahr rund 300'000 Franken weniger Einnahmen. Das hat nichts mit der Badi zu tun.»

Die Umsetzung aller anstehenden Projekte würde jedoch zu stark steigenden Schulden führen. Für den Gemeinderat sei das nicht verantwortbar. Auf den Punkt brachte die Sache der von der Kommission beigezogene Fachberater Thomas Weber: «Das Bad hat ein gewisses Alter», erklärte er. «Es fehlt an vielem. Vieles entspricht zudem nicht mehr den heutigen Vorschriften. Die Variante ‹Werterhalt› macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Es geht um den Grundsatzentscheid, ob die Badi erhalten bleiben soll.»

Dieser Entscheid, so Gemeindeammann König, soll im November nächsten Jahres vorliegen. Realistischerweise sei davon auszugehen, dass die Badi im kommenden Sommer nur beschränkt betrieben werden könne. Der Gemeinderat werde jedoch alles daransetzen, dass das Badi-Areal der Bevölkerung zur Verfügung stehe.