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Die Arbeiten an den Höchstspannungsleitungen sind abgeschlossen. Swissgrid demontiert die Masten der alten Stromleitung und erklärt, was die Erdverkabelung mit der Regenwurmpopulation zu tun hat.
Das Kabel ist in der Erde, der Strom fliesst – ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Die Swissgrid nimmt die neue Höchstspannungsleitung zwischen Beznau und Birr in Betrieb. Diesen Monat kann die Demontage der alten Freileitung erfolgen. Per Kran werden insgesamt 19 Masten abgebrochen.
Derjenige an der Rosenstrasse in Neu-Riniken hat das Ortsbild viele Jahre geprägt. Der Abbau dauert nur wenige Stunden, zeigt sich beim Augenschein am Montagmittag. Flink – und gut gesichert – klettern drei Arbeiter in die schwindeleregende Höhe, befestigen die Ketten des Pneukrans, lösen die Schrauben und schon gleitet ein Teil nach dem andern sachte zu Boden, wo der Strommast weiter zerlegt wird. Das Gelände kann dann wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Die Rückbauarbeiten dauern voraussichtlich bis Ende dieses Jahres.
Am «Gäbihübel» im Raum Bözberg/Riniken ist ein Teilstück der 380-Kilovolt-Leitung in den Boden verlegt worden. Es handelt sich um eine Premiere für die Swissgrid, die zuständig ist für den Betrieb und den Unterhalt des Schweizer Höchstspannungsnetzes. An einer Medienorientierung haben die Verantwortlichen am Montag von einem genauso anspruchsvollen wie lehrreichen Vorhaben gesprochen. Rund zwei Jahre dauerte die Bauzeit. Als Hauptgründe für den Vorsprung auf den Terminplan bezeichnete Projektleiter Philipp Müller einerseits die erfolgreichen Projekt- und Ausführungsplanungen sowie andererseits das verhältnismässig warme und trockene Wetter.
Für den Erdkabelabschnitt am «Gäbihübel» fallen Kosten von rund 20,4 Mio. Franken an. Gemäss Sandro Dinser, verantwortlich für den Bereich Technik Leitungen bei Swissgrid, ist dieser Betrag über den ganzen Lebenszyklus betrachtet sechsmal höher als für eine Freileitung. Mehr als die Hälfte der Kosten entfallen auf die beiden Übergangsbauwerke. Diese haben je etwa die Grösse eines Eishockeyfelds und wurden errichtet an den Enden des rund 1,3 Kilometer langen Abschnitts, um Erdkabel und Freileitung zu verbinden.
Bereits im vergangenen Sommer konnten die Erdkabel in die Kabelrohrblöcke eingezogen werden:
Zuletzt erfolgte die Fertigstellung des benötigten neuen Freileitungsabschnitts. 14 neue Masten mussten auf dem 5,2 Kilometer langen Abschnitt errichtet werden.
Am «Gäbihübel» können laut Swissgrid nicht nur die Kosten für eine Teilverkabelung aufgezeigt werden, sondern auch die Chancen und Herausforderungen bei Bau und Betrieb sowie die Auswirkungen auf die Umwelt. Swissgrid lässt das Projekt wissenschaftlich begleiten. Untersucht wird – mit drei Messstationen entlang des Erdkabeltrassees – die Temperatur von Kabel und Erdreich beim Rohrblock sowie die Biodiversität. Als Teil der Messungen ist unter anderem die Regenwurmpopulation im ungestörten Boden gezählt worden. Mit aussagekräftigen Resultaten wird – je nach Monitoring – in zwei bis fünf Jahren gerechnet. Ob eine Verkabelung in Frage kommt, wird künftig von Fall zu Fall neu beurteilt.
Das Projekt Beznau-Birr hat eine lange Vorgeschichte, die Planung für die Spannungserhöhung auf 380 Kilovolt geht zurück auf die 1980-er-Jahre. Verschiedene Freileitungsvarianten wurden durch Einsprachen blockiert. 2011 entschied das Bundesgericht, dass am «Gäbihübel» ein Teilverkabelungsprojekt auszuarbeiten sei. Im August 2018 begannen die Bauarbeiten.