Lupfig
Er trat aus Wut wegen Altersheim-Eklat zurück: Nun tuts ihm «sehr weh»

Antonino Vecchio fällt der Austritt aus dem Gemeinderat Lupfig schwer. Denn sein Rücktrittsgrund hat sich in Luft aufgelöst - es ging um die Kündigung von acht Mitarbeitern im Altersheim Eigenamt. Was macht er, wenn er wieder gewählt wird?

Claudia Meier
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Antonio Vecchio, Gemeinderat in Lupfig, tritt zurück.

Antonio Vecchio, Gemeinderat in Lupfig, tritt zurück.

Claudia Meier

Am 18. Oktober findet in Lupfig die Ersatzwahl für Gemeinderat Antonino Vecchio statt. Gleich zwei Kandidaten – Ivano Colomberotto von Pro Lupfig und Heinz Rohr von der SVP – buhlen um diesen Sitz (die az berichtete). «Ich werde weiterhin Vecchio wählen», schreibt ein Lupfiger in einem Online-Kommentar. Rückblick: Als im Altersheim Eigenamt im Februar acht Mitarbeitende per sofort freigestellt wurden, gab Antonino Vecchio nach zwölf Amtsjahren aus Wut seinen Rücktritt per Ende Juni bekannt.

Er verlasse den Gemeinderat, damit er sich frei von Verpflichtungen für die Anliegen dieser Mitarbeitenden einsetzen könne, sagte Vecchio damals. In der Zwischenzeit hat sich sein Rücktrittsgrund in Luft aufgelöst: Die meisten Freigestellten konnten ihre Arbeit im Haus Eigenamt wieder aufnehmen und bekamen eine neue Chance.

Könnte sich Vecchio nun ein weiteres Engagement im Gemeinderat vorstellen, falls er vom Volk wieder gewählt würde? Vecchio winkt ab: «In der aktuellen Zusammensetzung ist das für mich ausgeschlossen. Es tut mir sehr weh, dass ich zurücktreten muss, da ich noch etliche Projekte am Laufen habe.»

Schwierige Zusammenarbeit im Rat

Der 52-Jährige lässt durchblicken, dass er sich im Grundsatz auf ein längeres politisches Engagement eingestellt hatte. Bei einer allfälligen Fusion zwischen Lupfig und Scherz würde er eine Kandidatur für den neuen Gemeinderat nicht ausschliessen.

Mit anderen Worten: Bis zur Wahl seiner Nachfolge bleibt Antonino Vecchio noch Mitglied des Gemeinderats Lupfig. Seit dem Eklat im Haus Eigenamt scheint die Zusammenarbeit mit seiner Ratskollegin Irene Ulmann, die bei den Freistellungen eine zentrale Rolle spielte, aber schwierig zu sein. Vecchio ist heute überzeugt, dass dieser Eklat unnötig war. Als im vergangenen November Probleme im Pflegeheim auftauchten, forderte Vecchio den Gemeinderat auf, sich beratend diesem Thema anzunehmen. Ulmann habe beschwichtigt und der Gemeinderat intervenierte in der Folge nicht.

Für Vecchio war das ein entscheidender Fehler: «Mich stört, dass wir nichts unternahmen. Als Gemeinderat trägt man eine grosse Verantwortung für die Allgemeinheit. Man ist 24 Stunden am Tag Gemeinderat und nicht nur, wenn es einen Apéro gibt.» Dazu komme, dass die Vertrauensbasis für eine kollegiale Zusammenarbeit fehlt, wenn Fakten absichtlich vorenthalten oder verschwiegen werden, so der CVP-Politiker. Wenn keine politischen Auseinandersetzungen mehr stattfänden, leide schliesslich die Bevölkerung darunter.

In der Zwischenzeit gibt es eine zweite Vakanz im Gemeinderat Lupfig: Thomas Frey demissioniert aus gesundheitlichen Gründen. Seine Nachfolge wird am 13. Dezember gewählt. In diesem Zusammenhang sind noch einige Fragen offen: Schafft einer der beiden Kandidaten am 18. Oktober das absolute Mehr? Oder braucht es für Vecchios Ersatz einen zweiten Wahlgang? Wird der Verlierer allenfalls als Frey-Ersatz ins Rennen steigen?

Und wie empfindet Irene Ulmann derzeit die Zusammenarbeit im Gemeinderat? «Ein Gemeinderat muss auch mit schwierigen Situationen zurechtkommen und einen Umgang miteinander finden», sagt sie. Ulmann ist der Ansicht, dass sie ihre Arbeit im gewohnten Stil erledigen kann und nicht an Glaubwürdigkeit verloren hat. Ein vorzeitiger Rücktritt ist für die Gemeinderätin kein Thema. «Ich bin vom Volk gewählt bis 2017», so Ulmann.