Brugg
Er bringt die besten Musiker in die Stadt

Der Umiker Geiger Sebastian Bohren präsentiert in der Stadtkirche Brugg eine neue Version der ersten Violinensonate von Sergei Prokofiev.

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Sebastian Bohren veranstaltet bis zu sechs Konzerte pro Jahr im Brugger Kirchenraum. ZVG/Marco Borggreve

Sebastian Bohren veranstaltet bis zu sechs Konzerte pro Jahr im Brugger Kirchenraum. ZVG/Marco Borggreve

ZVG/Marco Borggreve

Nach den Sternen greifen und das Publikum herausfordern, das hat den Umiker Geiger Sebastian Bohren immer wieder gereizt. Im Rahmen seiner Konzertreihe «Stretta Concerts» hat er sich für das Konzert diesen Sonntag etwas Besonderes einfallen lassen: Zusammen mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt und dem Perkussionisten Andrei Pushkarev präsentiert er in der Stadtkirche in Brugg die Uraufführung einer neuen Version der ersten Violinsonate des russischen Pianisten und Komponisten Sergei Prokofiev.

Sebastian Bohren hatte die Idee, die Violinsonate von Prokofiev in einer Version mit Orchester zu spielen. Inspiriert hat ihn dazu eine ähnliche Version der Violinsonate des anderen grossen russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Dmitri Schostakowitsch. «Als ich letzten Sommer unverhofft über einen gemeinsamen Bekannten Kontakt zum Perkussionisten Andrei Pushkarev herstellen konnte, der seinerseits für das tolle Arrangement der Schostakowitsch-Sonate verantwortlich ist, habe ich sofort Nägel mit Köpfen gemacht und ihn mit dem neuen Arrangement beauftragt», sagt Bohren.

Andrei Pushkarev greift dabei auf einen sehr breiten Erfahrungsschatz zurück: Als Mitglied des Kammerorchesters Kremerata Baltica schreibt er seit vielen Jahren Arrangements für den berühmten Geiger Gidon Kremer. Bis vor kurzem hat Sebastian Bohren das Arrangement aber noch nicht gehört. Erst diesen Dienstag ist er in den Probeprozess mit dem Kammerorchester eingestiegen.

Stücke von Schubert und Mozart

Das ganze Konzertprogramm verfolgt den Gedanken des «Arrangements»: So werden neben der Sonate von Prokofiev zwei weitere Stücke, die ursprünglich für Violine und Klavier gesetzt wurden, erklingen. Eines davon wird das Stück «Fratres» des lettischen Komponisten Arvo Pärt sein. Dieser hat das Stück 1980 für den Geiger Gidon Kremer geschrieben, in einer vom Komponisten gefertigten Version für Violine, Streicher und Perkussion.

Als zweites Stück ist das «Rondeau brillante» von Franz Schubert geplant, in einer Version für Geige und Streicher. Abgerundet wird das Programm dann mit der Streichersinfonie in «D-Dur KV 136» von Wolfgang Amadeus Mozart.

Seit vier Jahren arbeitet der Umiker Geiger mit dem Georgischen Kammerorchester zusammen. Vom letzten gemeinsamen Konzert in Brugg veröffentlichte Sony Classical sogar einen Live-Mitschnitt, der bei den Kritikern gelobt wird. Das Konzert vom Sonntag ist nun das erste Konzert von «Stretta Concerts», das vom Schweizer Radio SRF Kultur mitgeschnitten und später übertragen wird.

Die besten Kammerorchester

Mittlerweile veranstaltet Sebastian Bohren bis zu sechs Konzerte pro Jahr im Brugger Kirchenraum und erfüllt sich dabei einen Kindheitstraum: «Ich erinnere mich noch ganz genau: Schon 2002, als ich zum ersten Mal in der Stadtkirche an der Abschlussfeier der Bezirksschule Brugg einen kleinen Auftritt hatte, dachte ich, wie schön es wäre, hier einmal Konzerte veranstalten zu können!»

Gesagt, getan: Schritt für Schritt holte Bohren interessante Musiker und Kammerensembles nach Brugg. Waren es zu Anfang noch seine Studienkollegen und Jugendorchester, so geben sich in der Stadtkirche mittlerweile gestandene Grössen der Musikwelt die Klinke in die Hand. Dazu zählt der Cellist Thomas Demenga, der im Juli bereits zum zweiten Mal in Brugg auftritt, sowie der legendäre Geiger Hansheinz Schneeberger, der im Alter von 92 Jahren das Publikum in der vollen Kirche beeindruckte. Auch dabei ist der Geiger Ingolf Turban, Cellist Christian Poltera und 2020 der revolutionäre Klarinettist und Programmgestalter Reto Bieri.

Nachdem in den letzten drei Jahren unter anderem die Camerata Zürich, das Aargauer Kammerorchester Chaarts und das Georgische Kammerorchester in Brugg aufgetreten sind, hat Bohren nun grosse Pläne: «Mithilfe des neu gegründeten Fördervereins träume ich davon, bald die besten Kammerorchester der Welt regelmässig nach Brugg einzuladen.» So werden 2019/20 das württembergische Kammerorchester Heilbronn, das Kurpfälzische Kammerorchester oder das Amadeus Chamber Orchestra of the Polish Radio mit dabei sein. «Die Saison 2020/21 dürfte noch spektakulärer werden», so Bohren. (AZ)

«Stretta Concerts» Konzert: Sonntag, 16. Juni, 17 Uhr in der Stadtkirche Brugg; Eintritt frei; Kollekte.