Nach der Einstellung des Treffpunkts Integration hat sich der Eltern-Kind-Treff erfolgreich etabliert.
Es ist kurz nach 9 Uhr morgens. Wie jeden Freitag füllt sich das Reformierte Kirchgemeindehaus in Windisch nach und nach mit Kinderlachen und Kaffeeduft. Menschen unterschiedlichster Herkunft treffen sich hier mit ihren Kindern. Väter und Mütter sitzen in einen Kreis, auf ihrem Schoss oder daneben ihre Kinder. Es ist der Anfang des Eltern-Kind-Treffs. Inzwischen hat sich der Singkreis zu Beginn bei allen Teilnehmenden als Ritual etabliert. Treff-Leiterin Andrea Fried aus Windisch stimmt das erste Lied auf Schweizerdeutsch an. Dazu gehören auch Bewegungen mit den Armen oder das Klatschen in die Hände. Freudig machen selbst die Kleinsten mit – wenn auch mit Unterstützung ihrer Eltern.
Den Eltern-Kind-Treff gibt es in dieser Form erst seit August 2018. Zuvor fand er im Rahmen des Angebots «Treffpunkt Integration» statt. Dieses Projekt wurde aber beendet, obwohl es als kantonales Vorzeigeprojekt galt. Es fehlte an Geldgebern. Der Gemeinderat Windisch betonte aber bereits damals, Ende 2017, dass es Bedarf an Integrationsarbeit gibt. So entschloss man sich, den Eltern-Kind-Treff sowie einen Sprachkurs weiterzuführen. Den Kredit über 37'000 Franken pro Jahr sprach der Einwohnerrat gut, 2000 Franken bezahlt der Kanton. Eine Fachperson ist in einem 25-Prozent-Pensum zuständig für den Bereich Integration. Im Fall von Windisch ist das Sozialarbeiterin Nina Forte, die auch Jugendarbeiterin ist. Angegliedert ist der Bereich Integration weiterhin dem Sozialdienst.
Letzten August startete Andrea Fried, die ausgebildete Kita-Leiterin ist und auch an der Berufsfachschule für Gesundheit und Soziales (BFGS) unterrichtet, den Eltern-Kind-Treff also neu. Nicht nur die Organisation wurde verbessert, auch die Zeiten und Räumlichkeiten haben sich geändert. Neu befindet sich der Eltern-Kind-Treff im zweiten Stock des Reformierten Kirchgemeindehauses in Windisch. Zum Spielen hat es hier viel mehr Platz. So viel Platz, dass auch Tische und Stühle fürs Znüni aufgestellt werden können.
Zwar muss das Leitungsteam am Morgen immer alles bereitstellen und nach dem Treff wieder aufräumen, das geht aber mittlerweile einigermassen gut. Allerdings erst, seit Andrea Fried seit Februar nicht mehr alles alleine stemmen muss. Sie wird unterstützt von Meryem Coskun und Anitha Tharmachandran, die dank ihren spezifischen Sprachkenntnissen und ihrem kulturellen Hintergrund eine Bereicherung für den Treff darstellen. Coskun spricht Deutsch, Türkisch, Kurdisch und Englisch, Tharmachandran Deutsch, Englisch und Tamilisch. Die beiden Frauen freut es sehr, dass sie ihren Beitrag leisten können und ab Juni auch von der Gemeinde angestellt werden. «Der Treff ist eine so tolle Sache, das wollten wir unterstützen», sagt Meryem Coskun.
Inzwischen sind es vor allem Eltern mit Babys und Kleinkindern, die das Angebot des Eltern-Kind-Treffs nutzen. «So ist es qualitativ besser und harmonischer als vorher, als der Treff am Nachmittag stattfand und die Altersspanne noch viel grösser war», sagt Andrea Fried. Im ersten Halbjahr schwankte die Teilnehmerzahl, immer wieder stiessen neue Eltern und Kinder dazu. Seit Januar hat sich die Teilnehmerzahl zwischen 10 bis 15 Kindern eingependelt, und ein Stammgrüppchen hat sich herauskristallisiert. Was Andrea Fried besonders freut: «Es sind auch einige Schweizerinnen und Schweizer darunter. Das macht Sinn, denn Integration funktioniert nicht, wenn nur Fremdsprachige kommen.» Mit der Durchmischung sei sie sehr zufrieden.
Im Treff sollen sich alle Teilnehmenden wohlfühlen, das ist Anitha Tharmachandran ein grosses Anliegen. «Inzwischen ist der Treff bei vielen ein Fixpunkt im Kalender», sagt sie. Der Vorteil des Treffs: Es ist auch ein niederschwelliges Angebot, um Erziehungs-, Beziehungs- oder Bildungsthemen zu diskutieren. «Ich staune jeweils, wie intensiv und tiefgründig die Gespräche zwischen den Eltern sind», sagt Meryem Coskun. Ein weiterer Vorteil: Dadurch, dass die drei Leiterinnen selber in Windisch wohnen, können sie den Eltern viele Tipps geben.
Nebst Deutsch lernen die Teilnehmenden im Treff noch so einiges mehr. Die Kinder profitieren von der Frühförderung. Sie lernen Rituale wie den Singkreis kennen oder wie sie mit Spielgefährten umgehen müssen. Kommen sie dereinst in den Kindergarten, kennen sie die Situation bereits und sind damit nicht überfordert. Die Eltern hingegen lernen, welche Regeln es zu befolgen gibt und wie es in einer Spielgruppe oder einem Kindergarten abläuft – und das alles auf eine spielerische Art und Weise, nicht von oben herab befohlen. Dank der Erfahrung im Eltern-Kind-Treff gab es eine Mutter, die sich anschliessend getraut hat, ihr Kind in die Spielgruppe zu schicken, obwohl dieses noch nicht gut Deutsch spricht, nennt Andrea Fried ein Beispiel. Genau darum sei der Eltern-Kind-Treff ein Erfolg und wichtig für die Gemeinde.
Die drei Frauen wünschen sich für die Zukunft des Treffs eigentlich nur eines: Dass sie weniger für ihr Anliegen und ihre Arbeit kämpfen müssen.
Eltern-Kind-Treff jeweils am Freitag, von 9 bis 11 Uhr (ausgenommen Schulferien), Ref. Kirchgemeindehaus Windisch, Dorfstrasse 27. Teilnahme ohne Anmeldung möglich, Unkostenbeitrag: 2 Franken (inkl. Znüni).