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Wie hält man die Bereitschaft ohne praktische Übungen aufrecht? Hat das Virus einen Einfluss auf die Einsatzzahlen? Die AZ habt bei Einsatzkräften aus der Region nachgefragt.
Feuerwehren können ihre Arbeit eher nicht ins Homeoffice verlegen. Trotzdem macht die Coronakrise keine Ausnahmen. Die AZ hat nachgefragt, wie man mit der alltäglichen Arbeit unter Schutzauflagen umgeht und welche Einflüsse die Pandemie auf die Abläufe innerhalb einer Feuerwehr hat. Drei regionale Feuerwehren haben dazu Stellung genommen.
Im Bezirk Brugg sind insgesamt vier Feuerwehren tätig, allesamt basierend auf dem Milizsystem. Dabei leisten Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr die Einsätze. Dementsprechend muss die Einsatzbereitschaft der Mitglieder rund um die Uhr geplant werden. In Brugg hat sich die Coronakrise hierbei ausnahmsweise positiv ausgewirkt. «Wir stellten eine erhöhte Tagesverfügbarkeit der Angehörigen fest», erzählt der Stabsoffizier der Brugger Feuerwehr, Philipp Strähl. Er sagt:
«Eine Auswirkung auf die Geschwindigkeit beim Ausrücken hatte dies nicht, jedoch auf die Zahl der eingerückten Mitglieder.»
Anderenorts wiederum hatte die Pandemie kaum eine Auswirkung auf die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte. «Um Einsätze – unabhängig von der Pandemie – jederzeit bewältigen zu können, ist unser Alarmierungskonzept nach diversen Faktoren wie beispielsweise Arbeitsort, Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber, Grad in der Feuerwehr ausgerichtet. Somit konnten wir hier keine grosse Veränderung der Tagesverfügbarkeit feststellen», erklärt Stefan Hiltpold, Kommandant der Feuerwehr Windisch-Habsburg-Hausen.
Worin sich alle einig sind: Die praktischen Trainingseinheiten fehlen. Diese konnten im vergangenen Jahr grösstenteils nicht durchgeführt werden. Es gab nur einzelne Anlässe im Sommer, als die Lage vorübergehend entspannter war. Den Winter über betraf das strikte Versammlungsverbot auch die Feuerwehr, erst seit Ende Januar 2021 wurden die Vorgaben des Bundes hinsichtlich des Übungsverbots gelockert.
Nun dürfen praktische Übungen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wieder aufgenommen werden. Zuvor mussten sich die Feuerwehren für die Ausbildung und Schulung der Mitglieder mit Lernvideos aushelfen und die wichtigsten Schulungen im Sommer nachholen. Stabsoffizier Philipp Strähl erzählt: «In der Zeit des Lockdowns wurden von uns Lernvideos produziert sowie einige Übungen per Videokonferenz abgehalten. Relevante Einheiten, die im Frühjahr nicht stattfinden konnten, wurden während und nach den Sommerferien nachgeholt.»
Es herrscht sichtliche Erleichterung über die angepasste Verordnung und die Wiederaufnahme der praktischen Veranstaltungen. Kommandant Stefan Hiltpold meint:
«Die Ausbildung hat durch die Einstellung des Lehrbetriebs sicherlich am stärksten gelitten.»
Und weiter: «Nicht zu vergessen ist auch der kameradschaftliche Teil, der wegen der Pandemie zu einem grossen Teil weggefallen ist. Gegenseitiges Vertrauen gilt in unserer Branche als hohes Gut, welches dementsprechend gepflegt werden muss.»
Von Seiten der Feuerwehr Schenkenbergertal wird ebenfalls deutlich gemacht, wie wichtig die gemeinsame Praxis für den Betrieb ist. «Um das Handwerk im Einsatz abrufen zu können, benötigt es laufendes Training und Wiederholungen. Besonders Mitgliedern ohne langjährige Erfahrung fehlt diese Übung. Es geht dabei um die eigene Sicherheit und darum, die Anforderungen zu erfüllen, welche von der Bevölkerung an die Feuerwehr gestellt werden», betont Kommandant Michael Mäder. Er fügt hinzu:
«Gleichzeitig kann an solchen Trainings die Handhabung im Rahmen von Corona geübt werden, damit es an Einsätzen ebenfalls funktioniert und die Schutzmassnahmen zu Automatismen werden.»
Keinen grossen Einfluss hatte die Pandemie hingegen auf die Einsatzzahlen der Feuerwehr im vergangenen Jahr. Sowohl in Brugg als auch bei der Feuerwehr Windisch-Habsburg-Hausen kann kein direkter Zusammenhang der zahlenmässigen Veränderung mit der Krise festgestellt werden. Nur im Schenkenbergertal wurden deutlich weniger Einsätze verzeichnet.
Michael Mäder stellt dazu eine eigene Theorie auf: «Dadurch, dass die Menschen mehr zu Hause waren, gab es weniger Verkehr und dementsprechend weniger Unfälle. Zudem waren die Menschen zu Hause aufmerksamer und konnten bei Zwischenfällen auch selber eingreifen. Das Wetter hat ebenfalls mitgespielt, es gab beinahe keine Elementareinsätze wegen Stürmen oder Überschwemmungen», hält er fest.