Die Filmmatinee des Vereins «Solarspar» hat die Themen Atomenergie und Suizid verbunden. In einem ersten Teil wurde der Film «Tag der Wahrheit» gezeigt. Im zweiten Teil referierte Josef Sachs, ehemaliger Chefarzt Psychiatrische Klinik Königsfelden.
Die schrillen Lacher der Dame wirken etwas deplatziert. Auch wenn hin und wieder, etwa in einem als Sprachmissverständnis verpackten Kalauer, ein ganz kleines bisschen Schalk durchbricht, gibt das Thema des Films «Tag der Wahrheit» wenig Grund zur Heiterkeit. Auch wenn alles bloss ein Film ist. Und so etwas – dass nämlich ein verzweifelter Attentäter, der mit seinem Leben weitgehendst abgeschlossen hat, ein Kernkraftwerk in seine Gewalt bringt und am Schluss eine Kernschmelze droht – in Wirklichkeit natürlich niemals passieren kann. Oder doch?
Zur Matinee mit dem Film «Tag der Wahrheit» der Regisseurin Anna Justice ins Kulturhaus Odeon geladen hat der Verein «Solarspar», der sich für eine Energieversorgung ohne Treibhausgase und giftige Abfälle einsetzt. «Grund für diesen Anlass war, dass wir uns entschieden haben, mehr über die Risiken der fossilen und atomaren Energie zu informieren», sagt Peter M. Wettler, der Präsident von «Solarspar». «Der Anlass in Brugg – im Schatten des Ensi gewissermassen – ist ein eigentlicher Pilotversuch.»
Der Film «Tag der Wahrheit» zeigt die Risiken der Atomenergie – und das Risiko Mensch – auf. Der Attentäter, ein ehemaliger Schichtleiter des Kernkraftwerks – bei dem Fessenheim durchscheint, wobei die Aufnahmen im österreichischen Zwentendorf gedreht worden sind – hat seine kleine Tochter nach einem Strahlenunfall durch Leukämie verloren. Mit seiner Aktion verlangt er, dass der Energieminister, der Geschäftsführer des Kraftwerks und der Strahlenschutzbeauftragte öffentlich die Missstände im Kraftwerk zugeben. Nur ist der Strahlenschutzbeauftragte tot. Er hat sich umgebracht. Die Geschichte nimmt ihren verhängnisvollen Lauf bis hin zum – wohl selbst gewählten – Tod des Attentäters im Kugelhagel einer Polizei-Sondereinheit und zum filmisch sehr schön gezeigten Geschoss, das in der Leitwarte des Atomkraftwerks unaufhaltsam auf eine Sprengladung zufliegt.
Der Plot des Films und die reale Geschichte des German-Wings-Flugzeugabsturzes haben die Veranstalter dazu bewogen, den zweiten Teil der Matinee dem Thema Suizid zu widmen. In einem Vortrag geht Josef Sachs, bis vor kurzem Chefarzt an der psychiatrischen Klinik Königsfelden und Experte für forensische Psychiatrie, auf die verschiedenen Formen des Suizids ein. «Suizidgedanken sind sehr verbreitet», erklärt er. «Die Suizidalität hat in den letzten 20 Jahren zwar abgenommen. Man stellt aber eine Zunahme des Narzissmus fest, der in Verbindung mit Kränkungen beim Suizid eine Rolle spielen kann.» Auf die Frage, ob sich denn, vor allem bei Personen mit besonderer Verantwortung, eine suizidale Gefährdung erkennen lasse, entgegnet Josef Sachs: «Nein, aber man kann gewisse Risiken erkennen. Es gibt bestimmte Leute, die gefährdet sind. Das Problem besteht darin, dass zwar Überprüfungen möglich sind. Weil diese aber in Abständen erfolgen, gibt es dazwischen ‹black boxes›.» Zum Lachen ist nun niemandem mehr zumute.