Brugg
Ein frischer Wind weht durch die Brugger Kinolandschaft: Das «Excelsior» kehrt zurück

Jasmina und Stephan Filati übernehmen den «Youcinema»-Standort. Sie werden mit der bestehenden «Excelsior»-Infrastruktur beginnen und Anpassungen sorgfältig planen und vornehmen.

Michael Hunziker
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Die Leuchtreklame über dem Eingang ist bereits ausgewechselt (von links): «Youcinema»-CEO Konrad Schibli übergibt den Betrieb an Stephan und Jasmina Filati.

Die Leuchtreklame über dem Eingang ist bereits ausgewechselt (von links): «Youcinema»-CEO Konrad Schibli übergibt den Betrieb an Stephan und Jasmina Filati.

Michael Hunziker

«Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen», soll Schauspieler und Regisseur Peter Ustinov einmal gesagt haben. Nicht die alten Zeiten, aber ein guter alter Name ist zurück in Brugg. Einer, der bei vielen schöne Erinnerungen weckt: Aus dem «Youcinema» wird wieder das «Excelsior». Ab Januar startet der Betrieb unter Jasmina und Stephan Filati. Letzterer hat sich einen Namen gemacht als langjähriger und umsichtiger Leiter des Kulturhauses Odeon.

Das rot-weisse «Youcinema»-Logo ist bereits ausgetauscht worden durch den «Excelsior»-Schriftzug über dem Eingang am stattlichen Gebäude an der Badenerstrasse. Auf die Frage nach ihrer Gefühlslage müssen die neuen Betreiber lachen. «Für solche Gedanken bleibt uns gar keine Zeit», antwortet Jasmina Filati. Denn auch wenn ein funktionierender Betrieb übernommen werde, seien unzählige Details zu bedenken. «Die Zeit der Übergabe ist knapp bemessen, deshalb sind wir recht sportlich unterwegs», ergänzt ihr Mann Stephan Filati. Es müssten Gespräche geführt werden mit Lieferanten, Sponsoren und Partnern, daneben seien die Website, die Werbung und – als Herzstück – das Programm zu gestalten.

Dieses werde, da müssten die treuen Besucher keine Angst haben, nicht komplett auf den Kopf gestellt, betonen Filatis. Während im «Excelsior», das über 174 Plätze verfügt, weiterhin grosse Blockbuster zu sehen sind, wird im Cinema Odeon mit seinen 185 Plätzen wie bis anhin der Arthouse-Bereich abgedeckt. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den zwei Häusern, führen Jasmina und Stephan Filati aus, könne das Angebot aber erweitert werden. «Es ist keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung, denn wir haben mehr Möglichkeiten. Unser Ziel ist es, für Brugg ein komplettes Programm auf die Beine zu stellen.»

Zurückhaltend bei Veränderungen

Hinter dem «Odeon» steht der Kulturverein, für das «Excelsior» haben Stephan und Jasmina Filati eine eigenständige Firma gegründet – in Absprache mit dem Vereinsvorstand. Dessen Einverständnis sei ihm ein grosses Anliegen gewesen, das Kulturhaus beim Bahnhof – «das ist kein Geheimnis» – liege ihm sehr am Herzen, betont Stephan Filati. Im «Excelsior» wird übrigens dasselbe Kassensystem wie im nur wenige hundert Meter entfernten «Odeon» verwendet, die Mitarbeitenden werden künftig in beiden Häusern tätig sein, die Kino-Gutscheine sind für beide Säle gültig.

Fest steht, dass – als eine der augenfälligsten Veränderungen – ein neues Farbkonzept umgesetzt wird. Im Sommer folgt der Ersatz der alten Lüftung aus den Fünfzigerjahren. Beim Programm sind ab Herbst 2019 spezielle Filmreihen vorgesehen. Daneben sollen bei ausgewählten Vorführungen zusammen mit einem Gastro-Partner passende kulinarische Köstlichkeiten angeboten werden. Oder es werden Gäste eingeladen, die an speziellen Filmen mitgewirkt haben. Weiter zu erwarten sind Vorführungen in 3-D oder – vereinzelt – in Originalversion mit Untertiteln. «Vieles ist allerdings noch nicht spruchreif, weil die Verhandlungen noch laufen», sagt Stephan Filati.

«Youcinema»-CEO Konrad Schibli ist überzeugt, dass der neue Betreiber mit zwei Sälen flexibler reagieren, durch seine stärkere Verankerung in Brugg besser auf die Wünsche des Publikums eingehen kann. «Das Programm wird, da bin ich mir sicher, breiter und vielseitiger.»

Am Anfang mehr ein Scherz

Schibli war es, der Filati damals am Filmfestival in Locarno zufällig und mehr im Scherz auf eine mögliche Übernahme ansprach. Dieser nahm die Idee sofort auf, das Vorhaben konnte schnell und unkompliziert umgesetzt werden. «Es ist der richtige Weg», ist Schibli überzeugt. Hätte er den Standort weitergeführt, hätte er früher oder später Investitionen tätigen müssen in eine zweite Leinwand. Denn immer wieder habe er das Problem gehabt, sich zwischen mehreren Neuerscheinungen entscheiden, das Publikum unter Umständen enttäuschen zu müssen. «Das ist die Krux bei einem Ein-Saal-Kino.» Er selber werde sich nun vermehrt seinen bestehenden Standorten sowie, fügt er vielsagend an, neuen Projekten widmen können.

Ein bisschen Wehmut schwingt aber schon mit beim Gedanken an seinen Abschied aus Brugg. Mitte 2007 hat er das Kino übernommen, die Lokalität in den folgenden zwei Jahren umgebaut, den Eingangsbereich heller, offener und grosszügiger gestaltet. Für «Youcinema» mit Hauptsitz in Olten sei Brugg stets ein wichtiger Standort gewesen – auch wenn zu diesem «ferngesteuerten Betrieb» die Bindung nicht ganz so stark war, stellt Schibli fest. Mit dem Team in Brugg, das selbstständig agierte, habe es so gut geklappt, «dass ich manchmal mehrere Wochen nicht hier war». Leiterin Sandra Viel wird übrigens nach Oftringen wechseln, zwei weitere Teammitglieder werden künftig für Jasmina und Stephan Filati tätig sein. Bei diesen ist die Vorfreude gross – und die Zuversicht, dass alles klappt zum Start. «Wir hoffen, dass die Leute unser Angebot schätzen.» Auch Konrad Schibli strahlt, wünscht ihnen gutes Gelingen – und viele Gäste.

Die Eröffnung im Brugger «Excelsior» wird gefeiert am Dienstag, 1. Januar, mit drei Filmen:
15 Uhr Mary Poppins Rückkehr; 18 Uhr Der Junge muss an die frische Luft; 20.15 Uhr Aquaman. Jeder Besucher erhält ein Gratis-Popcorn.