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SP-Nationalratskandidatin Daniela Gassmann sagt im Gespräch mit der Aargauer Zeitung, warum sie sich über die queer-feministische Liste freut.
Politisch interessiert war Daniela Gassmann schon immer. Sie hat auch stets gewählt und an Abstimmungen teilgenommen. Doch für politische Anliegen auf die Strasse ging sie nicht. Das war jedenfalls bis vor zwei Wochen so. Dann hat die 48-Jährige nicht nur an der Frauenstreik-Demo in Aarau teilgenommen, sondern am Tag darauf auch gleich noch an der Zurich Pride rund um das Seebecken.
Zwei Erlebnisse, die sie nicht so schnell vergessen wird. Gassmann lebt mit ihrer Partnerin in einer eingetragenen Partnerschaft und seit dreieinhalb Jahren in Brugg. In ihrer Freizeit ist sie am liebsten zu Fuss oder mit dem Velo in der Natur unterwegs. Wie sehr sie die Natur liebt, sieht man an der Tätowierung auf ihrem linken Arm. Diese zeigt einen Waldboden mit Maus.
Aktuell kandidiert Gassmann auf der queer-feministischen Liste der SP Frauen Aargau für den Nationalrat. Sie sei von Kollegin Sandra-Anne Göbelbecker aus Baden für die Nomination angefragt worden, erzählt die aufgestellte Frau bei einem Glas Orangenjus in einem Brugger Garten-Café. Sie freut sich über die gemeinsame Liste und die öffentliche Verbindung von queeren und feministischen Themen: «Wir alle setzen uns für die Selbstbestimmung des Menschen ein und sind eine Familie.»
Die ausgebildete Sozialarbeiterin hat sich in Suhr in den letzten zehn Jahren von der Jugendarbeiterin zur Leiterin der Abteilung Gesellschaft hochgearbeitet. Die elfköpfige Abteilung in der Gemeinde mit über 10 000 Einwohnern umfasst die Schulsozialarbeit, das Projekt Quartierentwicklung, die Jugendarbeit, die Fachstelle Alter und Freiwilligenarbeit, die Integration, die Fachstelle Kind und Familie sowie die Gemeindebibliothek.
Selbstbestimmung und Gleichstellung sind für die Nationalratskandidatin die wichtigen Themen. Egal, ob es um Menschen mit Migrationshintergrund, mit Beeinträchtigung oder im Alter geht: Für Gassmann sind dies alles Menschen, die es gleichzubehandeln gilt. «Hier sehe ich grossen Handlungsbedarf. Es braucht unbedingt Gesetze, damit sich die Gesellschaft entsprechend wandelt», sagt sie zu ihrem Kernanliegen.
Was es heisst, wenn einen ein politisches Thema persönlich betrifft, erfuhr Gassmann vor 14 Jahren im Vorfeld der Volksabstimmung über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare. «Ich wollte schon damals die Ehe für alle und fühlte mich ungleichbehandelt», erzählt sie.
Zu ihren Wahlchancen sagt Gassmann: «Ich bin realistisch und weiss, dass diese klein sind.» Dennoch will sie als Nationalratskandidatin der queer-feministischen Liste vollen Einsatz leisten. Sie würde eine allfällige Wahl auf jeden Fall mit Freude annehmen und sich in die nötigen Dossiers einarbeiten.
In Bern hätten die Ehe für alle sowie das Antidiskriminierungsgesetz erste Priorität auf ihrer Agenda. Die Sozialarbeiterin würde sich zudem dafür starkmachen, dass Menschen mit Migrationshintergrund in den Bereichen Leben, Arbeit und Stimmrecht die gleichen Rechte wie Schweizer haben.
In Brugg lebt die in Neuenhof Aufgewachsene mit Partnerin und Hund, weil die Stadt nicht zu gross ist. Zuvor war das Paar schon in verschiedenen Landgemeinden im Aargau wohnhaft. Jetzt schätzen die beiden Frauen die Nähe zur Natur und die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Letzte Woche hat Gassmann deshalb ihr Auto verkauft. Stattdessen kommen nun E-Bikes zum Einsatz. Wichtig ist dabei: Der Hund muss im Velokörbli mitfahren können.