Auf dem Areal «Alte Post» in Brugg sollen Wohnungen, Gewerbeflächen und Räume für die Verwaltung entstehen. Für die Stadt hat es eine grosse Bedeutung.
Neuer Anlauf für eine Bebauung des Areals «Alte Post» in Brugg: Die Firma BSS & M Real Estate AG mit Sitz in Zürich veranstaltet einen Studienauftrag mit sieben eingeladenen Architekturbüros (az vom 5. Sept.). Vorgesehen sind neben Wohnungen und Gewerbeflächen auch Räume für die städtische Verwaltung mit einem neuen Stadtbüro. Das ehemalige Hauptpostgebäude bleibt erhalten.
Der Standort «Alte Post» habe für die Stadt eine sehr grosse Bedeutung, hält Stadtrat Leo Geissmann fest. «Alleine schon die hervorragende, zentrale Lage verdeutlicht dies.» Für Brugg stelle es eine Chance dar, ein bisher eher unbeachtetes Baufeld zeitgemäss hervorbringen zu können und attraktive Wohn- und Arbeitsplätze errichten zu lassen. «Es geht um das Weiterentwickeln des Brugger Zentrums – ein weiteres Puzzleteil nach Eisiplatz und -halle sowie der Strassenraumsanierung Altstadt in Richtung Bahnhof.»
Heute sei das Areal zwischen Annerstrasse und Schulthess-Allee deutlich unternutzt und heterogen bebaut, fährt Geissmann fort. «Es könnte in zeitgemässer Form einen wichtigen Beitrag leisten zur Anbindung der Altstadt an das Gebiet Neumarkt.» Denn: «Es handelt sich um eine eigentliche Scharnierstelle im innerstädtischen Gefüge.» Die Lage direkt neben der historisch wertvollen Altstadt verlange gleichzeitig, fügt der Stadtrat an, nach einer äusserst sorgfältigen Planung und Einpassung. Als Herausforderungen bezeichnet er denn auch die Stellung der unter Denkmalschutz stehenden «Alten Post» innerhalb der neuen Bebauung, die Konzeption einer geeigneten gewerblichen Nutzung in der Verbindungsachse Neumarkt–Altstadt sowie die Lage und Erreichbarkeit von Stadtbüro und Verwaltung.
Apropos: Die Stadt Brugg möchte die aktuell in mehreren Gebäuden untergebrachten Verwaltungsabteilungen zentral zusammenfassen. «Die heute benutzten Liegenschaften eignen sich aufgrund ihres Alters, ihres Zustands und ihrer Kleinteiligkeit je länger, je weniger für die öffentliche Verwaltung», führt Geissmann aus. Vorgesehen seien einfache, aber zweckmässige Büroräumlichkeiten. «Die Stadt Brugg erwartet Synergien, wenn die Abteilungen näher beisammen sind. Wichtiges Ziel ist die Einrichtung des neuen Stadtbüros, das eine zentrale Anlaufstelle für die Einwohnerinnen und Einwohner von Brugg werden soll. Alle Räumlichkeiten sollen einfach auffindbar und für alle Altersgruppen, insbesondere auch für Menschen mit Behinderung, gut erreichbar sein.»
Rückblick: Die «Alte Post» sorgte bereits vor ein paar Jahren für Diskussionen. Im Januar 2007 wies der Brugger Einwohnerrat den Kredit für einen Wettbewerb für den Umbau und die Erweiterung zurück. 2009 plante der Stadtrat, die Liegenschaft abzureissen und an der Stelle einen Neubau für eine zentralisierte Verwaltung zu erstellen. Voraussetzung dafür war, dass die «Alte Post» aus dem kommunalen Denkmalschutz entlassen wird.
Diesem Vorhaben stimmte der Einwohnerrat zwar knapp zu. Eine Gruppe um Titus Meier, Barbara Iten und Konrad Zehnder setzte sich aber für den Erhalt des markanten Gebäudes ein und lancierte eine Petition. Ende November 2009 konnten dem damaligen Brugger Stadtammann Rolf Alder über 1100 Unterschriften übergeben werden. Anfang 2010 entschied der Regierungsrat, die «Alte Post» unter kantonalen Schutz zu stellen.
Erbaut wurde die «Alte Post» in den Jahren 1893/94 von den Badener Architekten Otto Dorer und Adolf Füchslin als städtische Spar- und Leihkasse. Als Mieterin zog die Post ein. 1961 ging das Gebäude an die Stadt. In einem Gutachten von 2008 wies Kunsthistorikerin Dorothee Huber darauf hin, dass der Gesamtzustand des Gebäudes als gut bezeichnet werden kann. Tiefer greifende Umbauten und entstellende Renovationen seien noch keine erfolgt. Die «Alte Post» sei ein aussagekräftiges, baukünstlerisch wertvolles Zeugnis des Späthistorismus und besetze in der städtebaulichen Entwicklung von Brugg eine Schlüsselstelle.