Scherz
Die Ruhstallers retteten ihren «Leue» im letzten Moment

«Verschwände der ‹Löwen›, hätten wir im Dorf nichts mehr», sagt Bernhard Ruhstaller vor dem Gasthof. Im Winter 2012 hing dessen Existenz an einem seidenen Faden. Dann wurde er in letzter Minute gerettet – vom Ehepaar Ruhstaller.

Elisabeth Feller
Drucken
Brigitte und Bernhard Ruhstaller vor dem «Löwen», der zum «Leue Scherz» werden soll. EF.

Brigitte und Bernhard Ruhstaller vor dem «Löwen», der zum «Leue Scherz» werden soll. EF.

Elisabeth Feller

Im Winter 2012 hing die Existenz des Gasthofes Löwen an einem seidenen Faden, aber dann kam die Rettung in letzter Minute. Immobilienfachmann Bernhard Ruhstaller und seine Frau Brigitte – einst langjährige Frau Gemeindeammann in Scherz – hatten sich für die 180 Quadratmeter Grundfläche grosse Liegenschaft erwärmt, bis für das seit 28 Jahren in Scherz verwurzelte Ehepaar feststand: «Der ‹Leue› darf auf keinen Fall geschlossen werden.»

Das Ideelle gab den Ausschlag

Seit Juli 2013 sind die Ruhstallers neue Besitzer der traditionsreichen Immobilie: Diese weist neben dem Gasthof noch fünf, teilweise bewohnte Studios auf.

Spricht das Ehepaar, dem auch die «alti Gnossi» gehört, von seiner jüngsten Errungenschaft, wird spürbar: Das Ideelle gab den Ausschlag für den Kauf. Die Worte «Gasthof Löwen», die als Schriftzug über dem Eingang prangen, nehmen die Ruhstallers übrigens nie in den Mund.

Für sie sowie die Einheimischen ist der Gasthof schlicht der «Leue Scherz». Als «Leue Scherz unter den Linden» wird die von zwei Prachtbäumen gekrönte Institution mit Produkten aus dem Dorf weitergeführt – und das mit der bisherigen Pächterin Ramize Redzepi sowie Jumni Selmani.

Die Liegenschaft sorgfältig analysieren

Vom «Löwen» zum «Leue» bedeutet für die neuen Besitzer: «Eine sorgfältige Analyse der Liegenschaft, um so einen Massnahmenplan zu festigen, damit Restaurant und Liegenschaft als Ganzes in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden können.» Bernhard Ruhstaller, Mitglied in der Scherzer Nutzungsplanungskommission, verweist auf die von der Gemeinde geplante Attraktivitätssteigerung und Verdichtung des Dorfzentrums sowie die eventuelle, vom Kanton gewünschte Offenlegung des Dorfbaches vor dem «Leue»: «Dies alles muss in die Überlegungen einbezogen werden», sagt er.

Mithin seien keine kurzfristigen Veränderungen zu erwarten, «sondern eine stete, langfristige Entwicklung im Sinne des Dorfes und der Eigentümer». Weil der «Leue Scherz» identitätsstiftend ist, haben die neuen Besitzer Kontakte mit den Dorfvereinen aufgenommen, um deren Bedürfnisse abzuklären.

So wurde der Wunsch nach einem «Säli» laut. Das bisher privat genutzte «Säli» der Pächterin wird deshalb in Zukunft als «Leue-Stübli» wie einst für Vorstandssitzungen zur Verfügung stehen.

Was ändert noch?

Nicht die geschützte Front; aber Terrasse und Eingang werden neu gestaltet. Der Gast wird den «Leue» bald, wie einst, durch die Mitte betreten können.

Obgleich das Restaurant Kernstück der Liegenschaft ist, haben darin künftig sechs Zweieinhalb- und Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen Platz. Verläuft alles nach Plan, sollen sie bis Ende 2014 fertigerstellt sein. Noch etwas? «Ja», sagt Bernhard Ruhstaller: «Die im Fussboden beim Eingang eingelassenen Buchstaben A.Sch. Wer oder was könnte das bloss sein?»