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Kein Sommer ohne eine Inszenierung des Aargauischen Freilicht-Spektakels im Königsfelder Park. Die 10. Produktion wurde gefeiert – Regierungsrat Alex Hürzeler gratulierte.
Hotel Mimosa» – dieses Stück kennt man, oder etwa doch nicht? Egal, ob unter dem originalen Titel fungierend oder für den bezaubernden Spielort im Park und Hof der Klinik Königsfelden umgetauft: Auch als «Die französische Seemannsbraut» in der Bearbeitung des Regisseurs Rico Spring macht diese spritzig-frivole Komödie eine glänzende Falle.
«Dieses Jahr darf es etwas völlig anderes sein», hatte Spring im Vorfeld gesagt und dabei auf die letztjährige neunte Produktion «Hinter den 7 Gleisen» nach dem berühmten Film von Kurt Früh angespielt.
Auf die schwere Kost folgt jetzt die leichte, und diese mundet wie ein Soufflé. Kann man eine solche Köstlichkeit beschreiben? Nein. Man muss sie geniessen. Ergo lässt sich auch die Komödie nicht in ihren unzähligen Verästelungen erzählen – man muss sie sehen.
Bloss so viel: In Südfrankreich blühen die Mimosen – und blüht die Liebe. Wo könnte dies verführerischer sein als in einem fremden Garten? Etwa im Blumenparadies von Chantal Duvoisier, die sich als vernachlässigte Ehefrau eines U-Boot-Kommandanten mit Liebhaber Marc Lemar tröstet: einem etwas zu pomadigen Regisseur belangloser Vorabendserien, der von Hollywood träumt.
Wieder einmal trifft sich Marc mit Chantal im südlichen Liebesnest, doch dann überstürzen sich die Ereignisse. Marcs Frau Denise, angeblich an den Rollstuhl gefesselt, trifft unerwartet ein – von da an ist nichts mehr, wie es einmal war.
Marc muss alle Regie-Register ziehen. Er verwandelt Chantals Haus blitzschnell ins «Hotel Mimosa», was ungeahnte Folgen hat. Ein Gast nach dem andern trifft ein, was die Situation stetig verschlimmert. Marc zittert vor der Entdeckung und deshalb gebiert eine Lüge die nächste – insbesondere dann, als die Prostituierte Monique auftaucht und damit das Gefüge erst recht in Schieflage gerät. Die Irrungen werden zum gordischen Knoten, der nur durch einen Hieb durchtrennt werden kann.
Kurz: Die Handlung ist zwar verwickelt, für das Publikum aber gleichwohl absehbar und somit vergnüglich. Rasanz, weiss der Freilicht-Theater-Profi Rico Spring, ist bei einer leicht geschürzten Komödie wie dieser oberstes Gebot. Sie kann ihre spielbefördernde Wirkung freilich nur dann entfalten, wenn sie kontrastiert wird von Szenen langsameren Tempos.
Auf Spannung folgt Entspannung: Genau dies verinnerlicht Spring. Er kennt den grossen Hof aus dem Effeff; er weiss, dass dieser weite Wege erfordert und selbst während den rechts situierten Innenszenen mit Aktionen belebt sein will. Das gelingt vorzüglich – weil die Statisten ganz hinten etwa als Baguettekäufer; in der Mitte, vorne oder links als Touristen, Nachbarn und Fischer fungieren – vielmehr mit kleinen Alltagshandlungen und -gesten allzeit präsent, jedoch nie aufdringlich sind. Umso wirkungsvoller die bisweilen «donnernden» Auftritte der Hauptfiguren.
All dies spielt sich in Raphael Fahrnis prächtigem Bühnenraum ab. Eine in ozeanischem Blau leuchtende Wand mit gekräuselten Wellen evoziert links Hafenatmosphäre; ein Garten sowie ein luftiges Haus verströmen mediterranen Charme. Dergestalt, dass es für die Jubiläumsproduktion starken Applaus gibt und eine herzliche Grussadresse von Regierungsrat Alex Hürzeler.