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Die Plattentaufe in Brugg müssen sie auf September verschieben. Ihr neues Album veröffentlichen Christopher George & the Sapidity Agents dennoch.
Als ob er es geahnt hätte: Der Windischer Musiker Christopher George ermuntert im Lied «Ufruume» dazu, einmal innezuhalten, Altes zurückzulassen. «Und das, wo i kei Chischte passt, mischte mer us und stellet’s vorem Huus uf d’Strass», singt er im Refrain. In der Corona-Zeit gelte es für die Gesellschaft, einen Gang zurückzuschalten, sagt er im Gespräch. «Ich hoffe, dass es eine Chance ist, gesündere Strukturen zu schaffen.»
Gestern Freitag erschien das neue Album von Christopher George & the Sapidity Agents. Es trägt den Titel «With A Pinch Of Salt» und passt nicht nur perfekt zum Frühlingsanfang, sondern eben auch zur momentanen Situation – mit Liedern wie «One Step Back», «Reflections» oder «Eifach sii». Die für Samstag geplante Plattentaufe im Dampfschiff Brugg allerdings muss verschoben werden.
Die 13 Songs sind genauso vielschichtig wie eingängig, genauso leicht wie tiefgründig – und wunderbar tanzbar. Christopher George spricht denn auch von einem abwechslungsreichen und noch komplett handgemachten Pop-Album. «Wir haben die Songs mit echten Instrumenten und in einem richtigen Tonstudio zusammen eingespielt», hält der 41-jährige fest. «Das gibt es heute immer seltener. Und ich finde, man hört den Unterschied.»
Intensiv auseinandergesetzt hat sich der Songwriter mit den Texten. Es sei ihm wichtig gewesen, gesellschaftskritische und auch schwierige Themen aufzugreifen – ohne dabei den Mahnfinger zu heben, stattdessen mit einer Prise Humor. Meist sind die Texte in Englisch, punktuell in Mundart. «Weil wir ganz einfach feststellen mussten, dass die Inhalte aus englischen Songs bei den Leuten weniger gut verstanden werden», antwortet er auf die Frage nach dem Grund.
Im liebevoll gestalteten CD-Booklet sind die fünf Bandmitglieder – alle Berufsmusiker – als Köche vor Kochtöpfen abgebildet. Das Fotoshooting fand übrigens in der alten Küche des Kurhaus Bergün GR statt. Seine zwei Passionen seien Musik machen und Kochen, führt Christopher George aus. «Ich sehe da viele Parallelen. Ich finde es bereichernd, etwas zu kreieren, es dann aufzutischen und gemeinsam zu geniessen.»
Der Albumtitel «With A Pinch Of Salt» passe gut. «Es geht mir hier um die berühmte Prise Salz, die nötig ist, um ein gelungenes Gericht zu zaubern», sagt der Frontmann. «With A Pinch Of Salt» bedeute auf Englisch aber auch, «mit Vorsicht geniessen». Das passe wunderbar zum zweiten Thema im Album: «Fake Information», also Schein und Sein – oder zwischen dem schillernd Schönen und der ungeschminkten Wahrheit. Es sei eine Zeiterscheinung, sich eine virtuelle Welt zu kreieren, die aus ganz vielen Fassaden bestehe, «hinter denen man sich verstecken kann», so der Musiker.
Wenn mehrere Köche den Brei rühren, fährt er fort, wird das zwar sicher bunter und spannender, aber nicht immer einfacher. «Wir haben jedoch stets einen Weg gefunden, damit sich alle einbringen und mit den Songs identifizieren konnten.»
Anders als beim Début «The Sum Of 1&One» vor rund sechs Jahren, das Christopher George komplett selber geschrieben hatte, ist das nun vorliegende zweite Werk gemeinsam von der Band arrangiert worden. Die «Sapidity Agents» – zu Neudeutsch «die Geschmacksverstärker» – vermitteln die Songs nun so, dass sie erst richtig munden, sagt Christopher George. Für die Musikvideos habe die Band mit tollen Filmemachern und Künstlern zusammenarbeiten können.
Kurz: Wer sich – in diesen turbulenten Zeiten – auf die Musik und die Texte einlasse, begebe sich auf eine spannende Reise, «ohne Gefahr zu laufen, sich mit einem ungemütlichen Virus zu infizieren oder das Klima zu belasten», stellt der Musiker fest.
Bei den ersten Pre-Release-Konzerten in Zürich, Bern und im Engadin seien die Reaktionen jedenfalls sehr positiv ausgefallen. «Wir konnten uns warm spielen und sind nun bereit für das Release-Konzert.» Nachgeholt wird die Plattentaufe im Dampfschiff in Brugg voraussichtlich am 19. September. Aufwarten will die Band mit einem Überraschungsgast. Am 5. November ist dann ein Auftritt im Nordportal in Baden geplant.
«Wir hoffen, dass die Musik unter die Leute kommt und dass wir dank dem Album tolle Auftrittsmöglichkeiten erhalten», sagt Christopher George. Nicht die Zahl an Zuschauerinnen und Zuschauern stehe im Vordergrund, sondern ein aufmerksames und wertschätzendes Publikum. «Zudem würde es uns freuen», ergänzt der Frontmann, «wenn wir unsere Musik ins Radio bringen, sie auch gekauft und nicht nur gestreamt wird.» Der Vorverkauf auf www.christophergeorge.ch sei schon gut angelaufen. «Aber natürlich freuen wir uns über jede weitere Bestellung.»