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Rund 300 Personen haben sich in Brugg und Windisch ein Bild von den Auswirkungen des «Oase»-Projekts gemacht. Friedlich sind sie den Verlauf der geplanten Schnellstrasse abmarschiert.
Beim Stadion Au in Brugg werden Transparente in Position gebracht. «Kein Schwerverkehr», steht auf einem. Dann geht es los. Mit ihrem ersten Oasar-Protestspaziergang informiert die überparteiliche Interessensgemeinschaft «Oasar – Oase, aber richtig» am Samstagvormittag die Bevölkerung über das Strassenprojekt «Oase» in der Region Brugg/Windisch. Die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer marschieren entlang des geplanten Tunnels, beginnen beim Tunnelportal Nord, gehen übers Aufeld in Lauffohr bis hin zum Tunnelportal Süd und zum Campusplatz.
Der Brugger Grünen-Einwohnerrat und Kundgebungsorganisator Björn Bürkler besteigt um 10 Uhr das Rednerpodest, begrüsst die Teilnehmenden und erklärt das Coronaschutzkonzept. Dann kommt er schnell auf den Punkt und erklärt:
«Im besten Fall behebt eine Umfahrung ein Stauproblem und schafft zwei neue: Irgendwo vor oder hinter der Umfahrung bilden sich zwangsläufig neue Staus!»
Bürkler vergleicht dies mit Hydra, einer Schlange aus der griechischen Mythologie. Wenn dieser Schlange ein Kopf abgeschlagen wurde, wuchsen ihr immer zwei neue. So lange, bis Herakles kam und Hydras Hälse verätzte und keine Köpfe mehr nachwuchsen. Die Verkehrsplaner von heute sollten daran denken, so der Kundgebungsorganisator.
Der gut organisierte Spaziergang beginnt. Mit dabei ist Rainer Schön. «Ich bin selbst davon betroffen und unterstütze daher diese Aktion.» Weiter vorne marschiert Valentin Zimmermann mit seiner Frau und den beiden Kindern. Er sagt: «Wir laufen mit, weil es um die Zukunft der Kinder geht und nicht darum, immer mehr Autos zu haben.» Das Ehepaar Fürst aus Unterwindisch ist aus Solidarität mit dabei, gibt allerdings zu bedenken, dass es auch wichtig sei, bei einer Ablehnung konkrete Alternativvorschläge anzubieten.
Der Brugger SP-Grossrat Martin Brügger weist im Aufeld darauf hin, dass viele Unternehmen heute nur noch Lastwagen statt Lager hätten – ein rollendes Logistikzentrum. Die Strassen für diesen enormen Lastwagen- und Autoverkehr würden hier die Landwirtschafts- und Gemüseanbaufläche durchschneiden, und die Naherholungszone am Wasserschloss wäre in Zukunft nicht mehr grün, sondern zubetoniert.
Der lange, friedliche Demonstrationszug läuft weiter durch die Auenlandschaft bis zum nächsten Halt bei der Mülimatt-Turnhalle. Dort weist Christian Keller, Grossrat der Grünen und Geschäftsführer des VCS Aargau, auf drei Lösungsansätze hin, um das Verkehrsproblem anzugehen: den Ausbau des Schienenverkehrs, direkte Zugverbindungen beispielsweise von Brugg nach Waldshut und Bad Zurzach sowie ein Parkhaus in Waldshut oder Tiengen, das die in der Schweiz arbeitenden Süddeutschen dazu motivieren soll, ihre Autos jenseits der Grenze zu lassen.
Die Kundgebung führt weiter zum Neumarkt, wo sie viel Aufmerksamkeit erregt. Unter der Bahnunterführung hindurch gibt es einen vorletzten Halt direkt bei den Kabeltrommeln. SP-Grossrätin Luzia Capanni aus Windisch kritisiert an dieser Stelle das geplante Tunnelportal Süd. Dieses Tunnelende würde hier den Verkehr direkt ins Zentrum und Wohngebiet bringen. Daher solle darauf verzichtet werden.
Bei der Schlusskundgebung auf dem Campusplatz kommt der ehemalige Kreisplaner Reto Candinas zu Wort und macht deutlich, dass das Projekt jetzt in einer entscheidenden Phase sei. Die Mobilitätsplanung von Brugg und Baden müsse unbedingt aufeinander abgestimmt werden. Er ist der Meinung, dass die geplanten Velowege gleich umgesetzt werden könnten, und übergibt das Mikrofon an die Brugger Grünen-Einwohnerrätin Julia Grieder, die mit einem Lächeln sagt: «Dieses war der erste Streich, und der zweite, dritte ... folgt sogleich.»