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Björn Urs Bürkler, Grünen-Einwohnerrat in Brugg, wehrt sich gegen den Bau neuer Strassen.
Björn Urs Bürkler will die Bevölkerung aufrütteln und motivieren, sich politisch zu engagieren. Denn das Regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau (Oase) sei ein wichtiges – und nicht unumstrittenes – Thema für die Zukunft von Brugg, hebt der Einwohnerrat der Grünen hervor. Es gebe erst wenige Leute, die Bescheid wissen über das Projekt, was äusserst bedenklich sei.
An der Sitzung des Einwohnerrats ist sein Postulat betreffend Oase, das vom Stadtrat abgelehnt wurde, nur ganz knapp mit 22 zu 24 Stimmen nicht durchgekommen in der Abstimmung. Der Stadtrat politisiere bei diesem Thema weit weg von der Befindlichkeit in Brugg, hält Bürkler fest. Dem Stadtrat überreichte er als Denkanstoss zwei Bilder, die er im Campussaal allerdings nicht entrollen durfte. Er kündigte sogleich an, ein Schaufenster zu mieten, um diese zu zeigen.
Am Donnerstagabend hat an der Hauptstrasse 64 in der Altstadt die kleine Eröffnung stattgefunden. Die Idee sei es, eine Diskussion in Gang zu setzen, sagt Bürkler. Die beiden Bilder, die inmitten von zahlreichen Modellautos ausgestellt sind, hat er in Auftrag gegeben bei den Künstlern Leana Wirth – die persönlich anwesend war – sowie Jean Kesselring. Hängen bleiben die Werke rund einen Monat.
Zur Erinnerung: Mit dem Projekt Oase verfolgt der Kanton das Ziel, die Zentren Brugg/Windisch und Baden vom Verkehr zu entlasten und das untere Aaretal besser an das Nationalstrassennetz anzubinden. Ein Kernelement ist die Zentrumsentlastung Brugg/Windisch – eine Umfahrung mit einem rund 1600 Meter langen Tunnel, der die Aare unterquert.
Für Bürkler ist klar: Es kann nicht sein, dass in Zeiten der grössten Herausforderung und Bedrohung der Menschheit – «nein, definitiv nicht Corona, sondern der Klimawandel» – die Verkehrsprobleme gelöst werden sollen mit einem Rezept aus dem letzten Jahrhundert, dem Bau neuer Strassen. Mit der Oase, ist der Grünen-Einwohnerrat überzeugt, droht der Region eine Flut an Mehr- und Schwerverkehr.
Die Tunnelzufahrt durchschneide das Aufeld, wertvolles Kulturland werde vernichtet, beim Kreisel Lauffohr und auf der Aarebrücke bei Stilli sei das Verkehrschaos vorprogrammiert, auf Windischer Seite führe der Schwerverkehrskorridor mitten durch das Wohngebiet. Bürkler fordert stattdessen intelligente, nachhaltige Lösungen und nennt als Stichworte: mehr öffentlicher Verkehr, mehr Langsamverkehr, Mobility Sharing oder Siedlungsformen, die autoarmes Wohnen attraktiv machen.
Die Bilder im Schaufenster sind angeschrieben mit «Venedig 2070» und «Amsterdam 2070». Aufgezeigt wird, lautet Bürklers Erklärung, was mit den Küstenstädten passiert, wenn der CO2-Ausstoss nicht schnell und drastisch gesenkt wird.
Jeder Ausbau des Strassennetzes erzeuge mehr Verkehr und treibe den Klimawandel an, so der Brugger Einwohnerrat. Auch die Realisierung der Oase-Pläne würde «zu diesem mörderischen Effekt beitragen», lokales Handeln habe globale Auswirkungen.