Das junge Brugger Architekturbüro Netwerch hat einen guten Lauf – vielseitig, wie es ist, lässt es sich nicht schubladisieren.
Zwei grosse Aufträge gleich zu Beginn der Karriere. Davon hat noch manch junges Architektenbüro geträumt. Bei Noah Baumgartner und Daniel Christen wurde es Realität. Das sei schon aussergewöhnlich, sagen sie.
Im Herbst 2011 bewarben sie sich mit einem Konzept für den Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Milano 2015. Für ihr Projekt «Confooderatio Helvetica» wurden sie prompt mit dem ersten Rang ausgezeichnet. «Wir wussten, dass unser Konzept Qualität hat, aber trotzdem durften wir uns keine berechtigten Chancen ausrechnen», sagt Noah Baumgartner. Beide sahen den Wettbewerb als grosse Chance, weil die Idee anonym eingereicht werden musste. Trotzdem war dann die Überraschung gross, als es mit dem ersten Rang klappte. «Ich war mir nicht sicher, ob sich die Schweiz getraut, auf ein kritisches Projekt, wie es unseres ist, zu setzen», sagt Daniel Christen.
Kritisch darum, weil der Basler (Baumgartner) und der Brugger (Christen) den Besuchern nicht nur Schweizer Erfolgsgeschichten erzählen wollen, sondern auch das Verhalten jedes einzelnen Menschen thematisieren. Das Merkmal des Pavillons sind vier Türme, gefüllt mit Esswaren, an denen sich die Besucher bedienen können. Aber: Die Esswaren müssen für die ganze Ausstellung reichen. Am 1. Mai 2015 wird der Pavillon eröffnet.
Beinahe zur gleichen Zeit ist auch das zweite grosse Projekt der beiden 34-jährigen Architekten fertig: das Leichtathletikstadion in Basel. Auch ein Projekt, das von Grund auf neu erarbeitet werden musste. «Wir mögen es, wenn wir Projekte in Angriff nehmen können, die man neu denken muss», sagt Daniel Christen. Bald also hat das Architekturbüro zwei grosse Projekte vorzuweisen, die auch wirklich fertig gebaut sind. Denn bis anhin hatte das Büro bei weiteren Projektwettbewerben keine bereits erstellen Bauten vorzuweisen. Dennoch haben Christen und Baumgartner in der Zwischenzeit weitere, kleinere Projekte an Land gezogen, zwölf sind es zurzeit. Durchschnaufphasen gibt es keine. Inzwischen sind acht Mitarbeiter dazugekommen. Mit der Fertigstellung der beiden grossen Projekte im Frühling werden einige jedoch ihre Arbeit bei Netwerch beenden.
Der Kanton Aargau ist ebenfalls überzeugt von der Arbeit des jungen Architekturbüros und hat Netwerch, gemeinsam mit dem Badener Büro imRaum und dem Theaterregisseur Walter Küng, die Verantwortung für die Realisation der Sonderschau beim Auftritt des Kantons Aargau an der Olma in St. Gallen 2015 aufgetragen, wie die Architekten der «Schweiz am Sonntag» verraten. Der Aargau ist Gastkanton an der Messe in der Ostschweiz.
Dass Netwerch bereits den Schweizer Auftritt an der Weltausstellung in Milano realisieren kann, hat in diesem Fall sicher geholfen. Die Expo helfe, Kontakte zu knüpfen und neue Felder zu öffnen. «Die Ausstellung an der Olma ist natürlich eine Nummer kleiner als die Weltausstellung, folglich auch etwas entspannter», sagt Christen. Das Motto des Aargaus an der Olma lautet «Kanton Aargau: Menschen machen Zukunft». Das Konzept für die Ausstellung wird zurzeit bearbeitet, Details sind noch nicht bekannt.
Netwerch pendelt also zwischen Architektur, Konzepten für Ausstellungen, aber auch Design. In eine Schublade stecken lässt sich das Büro nicht. Und sie wollen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Die Vielseitigkeit soll bewahrt werden. «Wir funktionieren anders», sagen sie. Die Kreativität und Vielseitigkeit sei die Stärke des Büros. Und Christen ergänzt: «Ich fände es langweilig, wenn wir nur in eine Richtung gehen würden.»