Die politische Philosophin Katja Gentinetta hat am Martini-Treff referiert vor rund 300 Gästen im Campussaal Brugg-Windisch. Am Podiumsgespräch nahmen Regierungsrat Markus Dieth (Die Mitte) und Nationalrätin Maja Riniker (FDP) teil.
An Herausforderungen hat es den Unternehmerinnen und Unternehmern wahrlich nicht gefehlt in den letzten rund anderthalb Jahren. Wie können sie ihre Firmen stärken und rüsten für die Zukunft? Diese Frage hat im Zentrum gestanden am Martini-Treff von KMU Region Brugg im Campussaal Brugg-Windisch. «Krisen – Was wir aus ihnen lernen können», lautete das Thema. Gegen 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung.
Es war ein geselliger und kurzweiliger, unterhaltsamer und durchaus auch lehrreicher Donnerstagabend. Begrüsst werden konnten hochkarätige Referentinnen und Referenten: Katja Gentinetta, politische Philosophin; Maja Riniker, Nationalrätin (FDP); Markus Dieth, Regierungsrat (Die Mitte). Ihnen fühlte Moderator David Kaufmann – zwischendurch auch einmal mit einer wohltuend provokant-frechen Frage – auf den Zahn.
Wohlklingend-harmonisch und mit viel Applaus bedacht wurde die musikalische Umrahmung der A-capella-Formation Fricktaler Herzbuebe. Für den Auftakt besorgt waren, passend zum Datum 11. 11., mit mitreissend-schrägen Guggenklängen die Windischer Trombongos.
«Irgendwie ist immer Krise», stellte Katja Gentinetta fest. Der Grund sei das Leben in einem komplexen System bestehend aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Gesellschaft. All diese Teilsysteme funktionieren zwar in sich. Trotzdem sei die Situation im Moment ein bisschen ernsthafter, ein bisschen bedenklicher als vor Covid. Die Krise habe auch ganz viele Trends enorm beschleunigt, hielt Katja Gentinetta fest und erwähnte als Beispiele die Digitalisierung oder die Spaltung der Gesellschaft.
Lauter Paradoxe hätten das Jahr 2021 geprägt, führte die Referentin aus. Die Wirtschaft habe sich rasch angepasst, genau wie auch die Politik und die Wissenschaft, die ihre Aktionen weiterentwickelt hätten. Nur die – weniger geschlossene – Gesellschaft sei überfordert gewesen. «Die Welt ist komplex, Krisen sind paradox.»
Die Referentin empfahl, gar nicht allzu viel zu ändern. Wenn sich die Wirtschaft an dem orientiere, was sie immer mache – an den Kosten, an der Effizienz, am Markt – dann habe sie die beste Möglichkeit zu überleben. Als Stichworte nannte Katja Gentinetta – «schöne Modebegriffe» – die Agilität und Resilienz. Der Mensch als Gewohnheitstier brauche Sicherheit, wolle wissen, was der nächste Tag bringe. Sei der Mensch aber gezwungen, etwas zu verändern, sich anpassen zu müssen, dann könne er eine enorme Kraft entwickeln.
Regierungsrat Markus Dieth bestätigte am folgenden Podiumsgespräch diese Ausführungen: Die Situation während der Pandemie, in der man sehr schnell habe reagieren und Entscheide fällen müssen, sei herausfordernd gewesen. Rückblickend habe das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Politik und letztlich auch der Gesellschaft sehr gut geklappt, lautete das Fazit des Regierungsrats. Die Wirtschaft sei sehr stabil, zu Panikreaktionen sei es nicht gekommen. Die Politik sei ebenfalls nicht in Hektik ausgebrochen. Diese Ruhe sei wohl ein Erfolgsrezept gewesen.
Es gelte nun, fuhr Dieth fort, aus den gewonnenen Erkenntnissen die richtigen Konsequenzen zu ziehen bei den vorhandenen Schwachstellen, etwa noch mehr zu insistieren auf die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen, auf das Installieren einer besseren Kommunikation.
Eine solche sei eminent wichtig, pflichtete Nationalrätin Maja Riniker bei. Die richtigen Inhalte zu transportieren sei zentral. Es mache Sinn, so ihre Erkenntnis, dass die Führung in einer Krise über längere Zeit aus einer Hand komme. Man müsse die Köpfe kennen und wissen, wem man vertrauen kann. Oder wie es Maja Riniker ausdrückte:
«Es schafft Vertrauen, wenn eine Krise über eine längere Zeit den gleichen Kopf hat.»
Wie man anpacken soll, könne und müsse man üben, hob die Nationalrätin hervor, denn die nächste Krise komme, sei es im Gesundheits-, Cyber- oder Sicherheitsbereich, sei es ein Strommangel.
Über eine gewisse Normalität, die wieder einkehrt, freute sich zum Schluss Dario Abbatiello, Leiter KMU Region Brugg, der Dachorganisation der regionalen Gewerbevereine. Es tue gut, wieder – wenn auch mit Auflagen – Anlässe durchführen zu dürfen, das soziale Netzwerk pflegen zu können. Beim Apéro riche und bei angeregten Gesprächen klang der gemütlich-sympathische Abend aus.