Brugg-Windisch
Baloise-Chef erklärt: Warum Innovationen ohne Versicherung kaum möglich sind und im Fall Pandemie kein Geld fliessen sollte

Über 200 Personen lockte der Empfang für ortsansässige Unternehmerinnen und Unternehmer am Montagabend in den Campussaal Brugg-Windisch. Den Hauptteil des Anlasses bestritt Referent Michael Müller von Baloise Schweiz.

Maja Reznicek
Drucken
Referent Michael Müller, CEO Baloise Schweiz, gewährt Einblick in die Welt der Versicherungen.

Referent Michael Müller, CEO Baloise Schweiz, gewährt Einblick in die Welt der Versicherungen.

Maja Reznicek

Etwas Humor schwang bei Michael Müller beim Betreten der Bühne mit. Nach der Begrüssung durch Gemeindepräsidentin Heidi Ammon und Stadtammann Barbara Horlacher erklärte der CEO von Baloise Schweiz, dass er wisse, dass das angekündigte Referatsthema bei den meisten der rund 200 Besucherinnen und Besucher im Campussaal Brugg-Windisch keine Begeisterungsstürme auslöse.

Dies liege wohl auch daran, dass der Grund für den Abschluss einer Versicherung die Absicherung eines negativ konnotierten Ereignisses, etwa eines Unfalls, sei. Trotzdem unterstrich Müller:

«Versicherungen sind nicht nur da, um einen eingetretenen Schaden zu zahlen. Sie bewirken viel mehr.»

Gemäss dem Brugger leisten sie einen wichtigen Beitrag zur «Resilienz unserer Volkswirtschaft». Sie machten Risiken, die der Einzelne nicht tragen könne, zu einem massentauglichen Preis versicherbar.

Brugger Stadtammann Barbara Horlacher (links) und Windischer Gemeindepräsidentin Heidi Ammon begrüssen das Publikum gemeinsam.

Brugger Stadtammann Barbara Horlacher (links) und Windischer Gemeindepräsidentin Heidi Ammon begrüssen das Publikum gemeinsam.

Maja Reznicek

Rhetorisch stellte Müller an die vom Stadtrat Brugg und dem Gemeinderat Windisch eingeladenen Unternehmerinnen und Unternehmer die Frage: «Welche Risiken würden Sie noch eingehen – sagen wir Skifahren oder mit dem Auto unterwegs sein –, wenn Sie keinen Schutz hätten?»

Im Falle eines Schadens könne finanzieller Ruin drohen oder man müsse im Vorfeld Geld zur Seite legen, das an anderer Stelle fehle. Für KMU seien Innovationen erst möglich, wenn eine Versicherung die Risiken trage.

140 Millionen Franken bezahlt Versicherungssektor täglich

Neuschöpfungen werden gemäss Michael Müller durch Versicherungen gar gefördert. Diese These unterstrich er mit zwei Argumenten: Einerseits erhielten KMU durch die Absicherung von Risiken mehr finanzielle Freiheit für Geschäftstätigkeiten – oder eben Innovationen. Andererseits führte der CEO aus: «Neue Technologien sind ohne Versicherung nicht massentauglich.» Das selbstfahrende Auto werde beispielsweise nie ein Massenprodukt, wenn nicht klar sei, wer für die Schäden aufkomme.

Über 200 Unternehmerinnen und Unternehmen beteiligten sich am Anlass am Montagabend.

Über 200 Unternehmerinnen und Unternehmen beteiligten sich am Anlass am Montagabend.

Maja Reznicek

Die Branche trage somit täglich zur Absicherung und zum Funktionieren von Unternehmen bis Individuum und damit zur Stabilität des Landes bei. Etwa zahle der Schweizer Versicherungssektor jeden Tag durchschnittlich 140 Millionen Franken an Leistungen aus.

Dass die Schweiz als Gesamtes die Pandemie «recht gut überstanden hat», zeigt gemäss Müller, dass man eine starke Infrastruktur habe – die man besonders der Wirtschaft und den Unternehmen mit Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit, aber auch den Versicherungen verdanke. Zusammenfassend sagte Müller:

«Versicherungen wirken stabilisierend auf das Volkswirtschaften.»

Deshalb spiele man bei zwei wichtigen Themen eine tragende Rolle: bei Top- oder Grossrisiken sowie in der Altersvorsorge.

Seit 15 Jahren ist eine Pandemie ein Toprisiko

Bei der Altersvorsorge erklärte Michael Müller einleitend: «Die Welt beneidet uns um unser Drei-Säulen-System, aber nicht darum, dass wir es nicht schaffen, es zu reformieren.» Da die Schweizerinnen und Schweizer immer älter würden, brauche man neue Rahmenbedingungen. Der Schweizerische Versicherungsverband unterstütze eine tragbare und mehrheitsfähige Lösung für die Altersvorsorge: Diese sieht unter anderem eine Verbesserung der Arbeitsmarktfähigkeit von älteren Erwerbstätigen vor.

Weiter widmete sich Müller dem Thema Risikovorsorge – und gab Einblick in die Grundsätze deren Versicherbarkeit. Zu sogenannten Toprisiken, die eine gewisse Eintretenswahrscheinlichkeit und ein grosses Schadenpotenzial aufweisen, zählt laut dem CEO Corona.

Referent Michael Müller, CEO Baloise Schweiz.

Referent Michael Müller, CEO Baloise Schweiz.

Maja Reznicek

Überraschend sei ein solches Virus nicht gekommen:

«Seit 15 Jahren ist eine Pandemie bei uns ein Toprisiko, die in jedem Bericht einer Versicherung steht.»

Solche Risiken seien im Prinzip nicht versicherbar, weil die richtigen Rahmenbedingungen, wie eine gesetzliche Grundlage, fehlen.

Die Versicherungswirtschaft könne bei den aktuellen Toprisiken allein keine vollkommene finanzielle Absicherung ermöglichen. Für deren Bewältigung nach dem Motto «Vorsorge statt Nachsorge» brauche es genauso den Staat und die Privatwirtschaft.