Der Tag der offenen Tore im Bahnpark Brugg gibt einen Einblick in die Entwicklung der Eisenbahntechnik. Zu sehen sind unter anderem legendäre Dampftriebwagen, eine Zahnradlok und, obwohl kein Schnee liegt, eine Dampfschneeschleuder der SBB aus dem Jahr 1896. Der Tag macht klar: Die historischen Bahnen üben offensichtlich eine grosse Faszination aus – auf Jung und Alt.
«Me schmöckts», meint ein Mann im Dampf-Shuttlezüglein bei der Einfahrt ins Bahnpark-Areal. Unverkennbar riecht es nach Steinkohlerauch. Wo Rauch, da meist Feuer – und Dampf. Und an Dampf – und Dampfloks – fehlt es am Samstag, am Tag der offenen Tore im Bahnpark Brugg, nun wirklich nicht. Das Bahnpark-Team um Gregor Tomasi und die vielen Leute der Dampfgruppe Zürich und des Vereins Mikado 1244 haben buchstäblich gewaltig Dampf gegeben und präsentieren einen spannenden Querschnitt durch die Entwicklung der Eisenbahntechnik.
Vor dem historischen Rundschuppen wartet der legendäre Dampftriebwagen der einstigen Uerikon-Bauma-Bahn – ob der Abkürzung UeBB oft liebevoll «Überbeibahn» genannt – auf Gäste für eine Extrafahrt auf der Südbahnstrecke.
Im Rundschuppen selber steht auch eine besondere Preziose: die nach dem Industriellen Caspar Honegger benannte Zahnradlok, die einst im Werksverkehr der Maschinenfabrik Rüti im Einsatz stand. Gebaut worden ist diese Lok 1876 in der damaligen Maschinenfabrik Aarau des Niklaus Riggenbach, des Erfinders des nach ihm benannten Zahnradsystems.
Vor dem Schuppen, in dem der Verein Mikado 1244 zu Hause ist, stehen neben der Namensgeberin des Vereins – der 1946 in Kanada gebauten Dampflokomotive, die einst bei den französischen Staatsbahnen im Einsatz stand – auch die beiden Elektroloks des Vereins. Dessen dritte Elektromaschine, die Gotthardlok Ae 6/6 «Aargau», steht mitsamt historischen Reisezugwagen etwas weiter weg.
«Achtung, da kommt ein Tigerli», macht ein Vater seinen Buben aufmerksam und korrigiert sich sogleich: «Nein, es ist kein Tigerli.» Es ist die «Chnurrli» genannte einstige Werklokomotive des Typs E2/2 der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden. Auf dieser Lok wird am Tag der offenen Tore mit Führerstandfahrten im Depotareal das spezielle Erlebnis möglich, einmal auf einer Dampflok mitfahren zu können.
«Nach zwei Jahren Pause können wir endlich wieder die Tore öffnen», freut sich Gregor Tomasi, der Präsident der Stiftung Bahnpark, der zusammen mit Stiftungsrat Felix Hauri im Publikum unterwegs ist.
«Wir haben zwar in den letzten beiden Jahren immer wieder Anfragen nach dem Tag der offenen Tore gehabt. Der Ansturm ist aber unglaublich. Ich bin absolut zufrieden.»
Schrille Pfiffe künden die Anfahrt eines speziellen Objekts an: Die Dampflok C5/6 mit der Nummer 2978, die letzte für die SBB abgelieferte Dampflokomotive, schiebt die einzige Dampfschneeschleuder der SBB heran. Mit Hilfe der historischen Drehscheibe wird der 87 Tonnen schwere Koloss, der 1896 bei Henschel in Kassel gebaut worden war und später im Verkehrshaus gestanden hatte, verschoben. «Im Winter war das sicher ein angenehmerer Arbeitsplatz», meint Walter Schmid von der Dampfgruppe Zürich, der im Schleuderwagen die Dampfmaschine bedient.
Während die Schneeschleuder neben der Mikado 1244 Aufstellung nimmt, fährt die «Limmat», die 1947 erbaute Replika der Spanisch-Brötli-Bahn-Lok, aus dem Rundschuppen auf die Drehscheibe und präsentiert sich und ihre stilvoll gekleideten Lokführer dem Publikum.
Die Schlange vor dem Grillstand wird derweil länger und länger. Derweil bringt der Shuttlezug, der inzwischen mit zwei Dampfloks bespannt ist – scheinbar besteht kein Mangel an (Dampf-)Lokführern –, stets weitere Bahnbegeisterte zum Bahnpark. Die «Ahnen der Bahnen», so ein Slogan der SBB, üben offensichtlich eine grosse Faszination aus – auf Jung und Alt.