Brugg
Nach Rücktritt der Pfarrerin: Reformierte wollen Sozialarbeit stark ausbauen und zweite Pfarrstelle reduzieren

Die Reformierte Kirche Brugg fällt am Sonntag einen Grundsatzentscheid für ihre Zukunft. Wie die Kirchenpflege die Änderung der Personalstrategie begründet.

Claudia Meier
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Für die Pfarrstelle der Stadtkirche Brugg soll künftig keine Residenz- und Wohnsitzpflicht mehr gelten.

Für die Pfarrstelle der Stadtkirche Brugg soll künftig keine Residenz- und Wohnsitzpflicht mehr gelten.

Claudia Meier

«Ja, es ist ein Scherbenhaufen und es betrifft uns alle», hielt Kirchenpflegepräsidentin Trudy Walter im vergangenen November an der Versammlung der Reformierten Kirche Brugg fest. Sie meinte damit die Situation nach dem Rücktritt von Pfarrerin Bettina Badenhorst. Die Kirchenpflege entschied sich daraufhin für eine befristete Stellvertretung, «um in Ruhe eine Lösung zu finden, die wir der Kirchgemeindeversammlung im Mai präsentieren können».

Am Sonntag, 1. Mai, um 11 Uhr geht es an der Versammlung in der Stadtkirche bei Traktandum 4 um die Zukunft. Beantragt wird einerseits, die vakante Pfarrstelle von 100% auf neu 60% zu reduzieren, ohne Residenz- und Wohnsitzpflicht. Die andere Pfarramtstelle bleibt unverändert bei 100%. Andererseits sollen die Kirchgemeindemitglieder die Schaffung einer 100%-Stelle Sozialarbeit gutheissen. Die vakante Stelle Jugendarbeit 20% würde integriert werden.

Mit neuer Strategie mehr Leute ansprechen

Die Kirchenpflege schlägt der Versammlung also eine Änderung der Personalstrategie vor, «um ihren Grundsatz weiterhin erfüllen zu können», wie die Reformierte Kirche in einer Mitteilung schreibt. Damit sollen mehr Leute aus verschiedenen Bevölkerungsschichten angesprochen werden, ohne Bewährtes aufzugeben.

Menschen unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Lebenssituationen anzusprechen, sei Ausgangspunkt der Überlegungen gewesen, die sich die Kirchenpflege rund um die vakante Pfarrstelle und in der Jugendarbeit gemacht habe. Nach einer Auslegeordnung aller gegenwärtigen Aufgaben, Anlässe und Aktivitäten zeigte sich, dass die Reformierte Kirche Brugg stark im gottesdienstlichen Handeln ist, in der (Kirchen-)Musik sowie in der Arbeit mit Seniorinnen und Senioren. Ausbaufähig wären hingegen Familien- und Kinderangebote, der kirchliche Unterricht, die Erwachsenenbildung und der Bereich Diakonie.

Neue Stelle würde die Kirchenpflege entlasten

Die Kirchenmusik, die Katechetik, der Sigristendienst und die Verwaltung sollen im bisherigen Umfang weitergeführt werden. Für gegenwärtige und zukünftigen Aufgaben im Bereich Theologie (inklusive Unterricht, Gottesdienste, Seelsorge) dürften insgesamt zirka 160 Stellenprozente genügen, so die Annahme.

«Um das Pfarramt und die Kirchenpflege im Bereich Jugendarbeit und Diakonie zu entlasten, soll eine Stelle für Sozialarbeit/Soziokulturelle Animation geschaffen werden», heisst es in der Mitteilung weiter. Diese würde die Leitung der Veranstaltungen im Bereich Kinder- und Jugendarbeit übernehmen und so die Kirchenpflegerin entlasten, die diese Aufgabe bisher im Ehrenamt geleistet hat.

Die Kirchenpflege hat nach eigenen Angaben berücksichtigt, dass die neue Sozialarbeitsstelle auch die Pfarrämter in den Bereichen Beratung und Unterricht dort entlastet, wo nicht die Theologie im Vordergrund steht, sondern die Animation oder (Finanz-)Beratung. Die Pfarrleute erhielten so Freiraum für theologische Arbeiten und Seelsorge. Finanziell resultiert mit der aufgestockten Stelle im Sozialbereich ein Mehraufwand, der laut der Kirche Brugg tragbar ist. Die Kirchenpflege Brugg ist der Ansicht, «dass nur eine aktive Kirche eine Zukunft hat».