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Der neue römische Ziergarten hinter dem Vindonissa Museum in Brugg lädt Naturliebhabende und Erholungssuchende zum Verweilen ein. Die Auswahl der Pflanzen war kein einfaches Unterfangen.
Geometrisch angeordnete Beete mit verspielten Umrandungen, eine bunte und duftende, üppige Pflanzenpracht, dazu ein beruhigendes Plätschern aus dem Wasserbecken: Hinter dem Vindonissa Museum in Brugg ist ein römischer Garten nach antikem Vorbild rekonstruiert worden. Auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern ist – umrahmt von einem Säulengang – eine Anlage entstanden, die in dieser Dimension einzigartig ist in der Schweiz.
Im römischen Legionslager Vindonissa lebten vor gut 2000 Jahren um die 6000 Soldaten auf engem Raum, sagte Rahel Göldi, die Leiterin des Römerlager Vindonissa, bei einem ersten Augenschein mit den Medien am Dienstagvormittag.
Trotzdem sei Platz vorhanden gewesen für einen Ziergarten im sogenannten Praetorium, dem Palast des vermögenden Legionskommandanten. Dieser gehörte der höchsten Gesellschaftsschicht des römischen Reichs an, traf die militärischen und verwaltungstechnischen Entscheidungen.
Das Wohnhaus ist archäologisch belegt, der Grundriss bekannt, fuhr Rahel Göldi fort. Ein vorderer Innenhof wurde für repräsentative Zwecke genutzt, im rückwärtigen Teil wird der private Ziergarten mit schönen Pflanzen vermutet – für Ruhe, Erholung, Entspannung.
Für die Nachbildung seien rund 40 Pflanzenarten – von Bohnenkraut und Dill bis zu Granatapfel und Weinrebe – ausgesucht worden aus rund 350 Sorten, die für Vindonissa archäobotanisch bezeugt sind, erklärte Rahel Göldi. Die Auswahl sei nicht einfach gefallen, es habe sich die Frage gestellt, was spannend, was überraschend sei. Zusammengearbeitet hat das Römerlager mit der Archäobiologie der Vindonissa-Professur der Universität Basel. Die Gartenanlage selbst entstand mit dem Villiger Gartenbauer Sergio Cavigelli.
Hergestellt werden kann laut Rahel Göldi eine Verbindung zwischen den Pflanzen im Aussenbereich sowie den Originalfunden im Innern. Denn gezeigt werden im Vindonissa Museum bisher noch nicht ausgestellte, 2000-jährige Pflanzenfunde.
Kurz: Naturliebhabende und Erholungssuchende können eintauchen in die römische Welt. Eine neue Audiotour «Wo sich Eichenlaub und Granatapfel treffen» führt die Besucherinnen und Besucher – Jugendliche ab Oberstufe sowie Erwachsene – auf attraktive Weise durch den Garten und das Museum.
Der Titel stellt einerseits eine Verbindung her zum schönen Brugger Jugendfest-Brauchtum des «Tüüschle»: Mädchen und Buben tauschen Granatapfelblüten gegen Eichenlaub. Überdies, so Rahel Göldi, sei die Eiche ein Attribut des obersten römischen Gottes Jupiter, dem Schutzherr der Legionen. Granatapfel wiederum sei das Attribut für seine Frau Juno, der römischen Göttin für Fruchtbarkeit und Fürsorge.
Der imposante römische Garten passt zum Jahresthema «Aufgeblüht!» vom Museum Aargau, zu dem das Vindonissa Museum gehört, freute sich Direktor Marco Castellaneta. Dieses Jahr widmet sich das Museum Aargau der Natur auf einer Fläche von mehr als einer Million Quadratmetern an seinen Standorten. Neben dem Vindonissa Museum sind dies: Schloss Wildegg, Schloss Lenzburg, Schloss Hallwyl, Kloster Königsfelden sowie Legionärspfad Vindonissa.
Die Saison im römischen Garten dauert bis Oktober. Die Anlage soll auch Schauplatz sein für verschiedene Veranstaltungen wie die geplanten zwei Weinabende am 24. Juni und 26. August.