Brugg
An diesem Strassenrand werden ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösungen vermisst

Eine Belagssanierung im Brugger Westquartier und eine Leitungsumlegung der Mischwasserkanalisation schlagen mit einer Million Franken zu Buche. Von der Vorlage des Stadtrats zeigen sich gleich mehrere Parteien enttäuscht. Sie entscheiden am Freitag.

Claudia Meier
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Im Hegel wird eine neue Strassenentwässerung erstellt und der Belag saniert.

Im Hegel wird eine neue Strassenentwässerung erstellt und der Belag saniert.

Flavia Rüdiger

Der Generelle Entwässerungsplan (GEP) legt fest, dass öffentliche Abwasserleitungen nicht mit Wohngebäuden überbaut werden dürfen. Aus diesem Grund soll nun im Gebiet Obergrütweg, in dem in den letzten Jahren viel gebaut wurde, die Leitung der Mischwasserkanalisation umgelegt werden. Dafür beantragt der Stadtrat Brugg dem Einwohnerrat an der Sitzung vom Freitag, 24. Juni, einen Baukredit in der Höhe von 930'000 Franken.

Der betroffene, rund 110 Meter lange Leitungsabschnitt wurde auf den baulichen Zustand hin untersucht. Risse, Wurzeleinwüchse, einragende Einlaufe und Muffenverbindungen ohne Dichtungen führen dazu, dass die Leitungen undicht sind und nicht mehr den Gewässerschutzbestimmungen entsprechen. Dazu hält der Stadtrat in seiner Botschaft fest:

«Vor diesem Hintergrund ist die Umsetzung der GEP-Massnahme 57 dringend angezeigt.»

In Zusammenhang werden in der Strasse Im Hegel eine neue Strassenentwässerung mit einem Einlaufschacht erstellt und der schadhafte Strassenbelag gesamthaft erneuert. Dafür beantragt der Stadtrat einen zweiten Baukredit in der Höhe von 75'000 Franken.

Alle sanierungsbedürftigen Werkleitungen werden ersetzt

Gleichzeitig werde die IBB Energie AG ihre sanierungsbedürftigen Werkleitungen (Trinkwasser-, Erdgas- und Elektrizitätsleitungen) ersetzen und neue Hausanschlüsse erstellen. Die Exekutive hält weiter fest:

«Um einen grösstmöglichen Nutzen für alle Beteiligten zu erzielen, werden sämtliche Arbeiten koordiniert geplant und ausgeführt.»

Damit könnten die Kosten für alle Beteiligten gesenkt werden. Das Gesamtvorhaben sei zweckmässig und stelle die wirtschaftlich günstigste Lösung dar.

Künftig soll die neue Mischwasserleitung entlang der Badstrasse verlaufen.

Künftig soll die neue Mischwasserleitung entlang der Badstrasse verlaufen.

Flavia Rüdiger

Der Baukredit für die Leitungsumlegungen der Mischwasserkanalisation im Gebiet Obergrüt und die Belagssanierung Im Hegel werde durch die Mitte-Fraktion genehmigt, teilt die Partei mit. Gemäss einem im Quartier wohnhaften Parteimitglied seien die Liegenschaftsbesitzer auf die Möglichkeit, das Dachwasser auf dem eigenen Grundstück versickern zu lassen, informiert worden.

Enttäuscht seien die Mitglieder hingegen, dass auch bei dieser «äusserst schwach befahrenen Quartierstrasse» keine Möglichkeit gefunden wurde, das Meteorwasser am Strassenrand versickern zu lassen. Denn gemäss Abwasserreglement der Stadt Brugg wäre das ausdrücklich auch möglich, heisst es im Bericht der Mitte-Fraktion.

SP und GLP wollen die Vorlage zurückweisen

Kritik an der Vorlage kommt auch von der SP. Die Fraktion schreibt in ihrem Bericht:

«Einmal mehr wird in einer Vorlage für die Sanierung eines Kanalisationsabschnittes keine Versickerung des Oberflächenwassers geplant, sondern die Variante einer Mischabwasserkanalisation bevorzugt.»

Die SP werde die Vorlage deshalb zur Überarbeitung an den Stadtrat zurückweisen.

Ähnlich tönt es bei den Grünliberalen: Die Fraktion bedauert, dass Massnahmen zur Versickerungsunterstützung bei der Sanierung des Strassenbelags Im Hegel fehlen. Sie schreibt in ihrem Bericht:

«Die Fraktion hat den Eindruck, dass dies nicht ernsthaft geprüft wurde, obwohl der Einwohnerrat in der letzten Sitzung eine Motion überwiesen hat, welche den Stadtrat beauftragt, bei jeder Strassensanierung solche nachhaltigen Aspekte zu prüfen.»

Die GLP wird den Antrag zurückweisen, «um zu ermöglichen, dass ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösungsansätze geprüft werden». Ein gutes Beispiel für solche Versickerungsmassnahmen sei zum Beispiel der Neubau des Hauses Romeo in der Stiftung Domino in Hausen, wo Pufferbecken mit Versickerung umgesetzt wurden.

Das neue Wohnhaus Romeo der Stiftung Domino in Hausen wurde am 17. Juni eingeweiht.

Das neue Wohnhaus Romeo der Stiftung Domino in Hausen wurde am 17. Juni eingeweiht.

Maja Reznicek

Unbestritten ist der Baukredit für die Leitungsumlegung der Abwasserkanalisation im Gebiet Obergrüt bei der SVP-, der FDP- sowie der EVP-Fraktion. Dass Synergien aus der Sanierung der Werkleitungen durch die IBB genutzt werden, begrüsst die EVP sehr.