Brugg
Brandermittler: «Wir arbeiten wie Archäologen»

Brandermittler Valentin Schmid von der Kantonspolizei Aargau gab dem Rettungskorps in Brugg Einblick in seine Arbeit.

Louis Probst
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«Am Anfang der Ermittlung stehen die Befragung von Zeugen und die Beschaffung von Informationen», sagt Valentin Schmid.

«Am Anfang der Ermittlung stehen die Befragung von Zeugen und die Beschaffung von Informationen», sagt Valentin Schmid.

Louis Probst

Ob es nun die Kerze auf dem verdorrten Adventskranz war, der defekte Kabelanschluss am elektrischen Heizöfeli oder gar der Brandbeschleuniger des Zeuslers und Versicherungsbetrügers: Es ist immer wieder erstaunlich, wie Brandermittler in einem verwüsteten Raum oder im Trümmerfeld einer Brandruine eine Brandursache eruieren können.

Der vom Rettungskorps Brugg organisierte Fachvortrag «Detektivarbeit nach Feuer und Explosion», in dem Valentin Schmid von der Kantonspolizei Aargau die Arbeit der Brandermittler vorstellte, stiess denn auch bei den Feuerwehrleuten, nicht nur denen des Rettungskorps Brugg, auf grosses Interesse. Der Theoriesaal im Feuerwehrmagazin war so gut besetzt, dass Hans Peter Füchslin vom Vorstand des Rettungskorps später feststellen sollte: «Wir werden für unsere Vorträge wohl bald den Campussaal brauchen.»

Teil der Kriminalpolizei

Als Brandermittler ist Valentin Schmid, der über eine langjährige Erfahrung als aktiver Feuerwehrmann verfügt – zuletzt als Vizekommandant der Feuerwehr Windisch-Hausen-Habsburg – im Grad eines Wachtmeisters mit besonderen Aufgaben Teil eines kleinen Teams von fünf Spezialisten der Kapo Aargau. Mit Sabrina Spörri gehört dem Team seit kurzem auch eine Frau an. Bedingung um als Brandermittler arbeiten zu können ist eine Polizeiausbildung. Organisatorisch ist im Aargau die Brandermittlung als Dienststelle «Analyse Brand» dem Bereich Kriminaltechnik der Kantonspolizei angegliedert.

«Zu unseren Hauptaufgaben gehören die Beweisaufnahme, die Abklärung der Brandursache – das interessiert alle, auch die Bürgerin und den Bürger – sowie die Führung von Verfahren im Auftrag der Untersuchungsbehörde», erklärte Valentin Schmid. Die Brandermittlung steht 365 Tage in einem 24-Stunden-Pikettdienst im Einsatz. 2017 wurde sie zu 226 Erstausrückungen aufgeboten.

«Beseli und Schüfeli»

«Wir gehen vor wie die Archäologen», erklärte er. «Aber wir haben nicht so viel Zeit.» Zum Handwerkszeug gehörten denn neben modernsten Hilfsmitteln wie 3-D-Mikroskop, Röntgengerät oder Brandbeschleuniger-Detektor auch «Schüfeli», «Beseli» und «Häckeli».

Anhand von Fällen aus der Praxis zeigte Valentin Schmid das Vorgehen auf. Dabei wird es dem Brandermittler nicht immer so leicht gemacht wie bei jenem Fahrzeugbrand, bei dem im Bereich des Brandausbruches kleine Überreste eines Plastikkanisters gefunden wurden. «Mit Benzinspuren – und das bei einem Dieselfahrzeug», wie er sagte.

Leicht auf eine falsche Spur führen können hätte dagegen die Verwendung eines Partyzeltes als private, winterliche Raucherlounge. Aus einem «Brandkuchen», einem Klumpen geschmolzenem Kunststoff, liess sich durch eine Röntgenuntersuchung aber feststellen, dass ein Kurzschluss in einer Zeitschaltuhr letztlich den Brand ausgelöst hatte und nicht eine Zigarettenkippe. Auch beim Brand eines Einfamilienhauses in Brugg im vergangenen Jahr liess sich durch die Untersuchung einer geschmolzenen und verkohlten Steckerleiste die Brandursache eruieren.

Partner der Feuerwehr

«Am Anfang der Ermittlung stehen die Befragung von Zeugen und die Beschaffung von Informationen, bevor das Schadenbild aufgenommen wird und die Erkenntnisse zusammengefügt werden», erklärte Valentin Schmid. «Mittels Rekonstruktionen und durch die Interpretation der Spuren suchen wir nach den Elementen für die Zündung. Dabei gehen wir nach dem Ausschlussverfahren vor.»

Hilfreich bei der Brandermittlung sind unter anderem Bilder des frühen Brandstadiums. «Wichtig sind natürlich die Aussagen der Feuerwehr», betonte Valentin Schmid. «Die Feuerwehr ist unser Partner», hielt Schmid fest.