Am 11. Juni veranstaltet der Verein in seinen Räumlichkeiten an der Schulthess-Allee den zweiten Tag der offenen Tür. Die Mitglieder stellten das Programm mit diversen Premieren vor – und zogen Erkenntnisse aus dem letzten Jahr.
Mitten im Gespräch fliegt ein Schuh durch die Tür. Ungewöhnlich ist das für die Angehörigen der Freizeitwerkstatt (FZW) Brugg nicht, wie sich an der Pressekonferenz am 1. Juni zeigt. Denn dank «Tüftler» Dieter Wirz verfügt der Verein seit kurzem über zwei frisch renovierte, fast schon historische Geräte: eine 100-jährige Schuhmacher- und eine Flachbett-Nähmaschine aus den 1960er-Jahren.
Sie können bis zu einem Zentimeter dickes Material verarbeiten, so auch besagten Schuh. Wirz sagt am Mittwoch:
«Die fressen einfach alles.»
Zum ersten Mal zum Einsatz kommen die beiden Maschinen gemäss Co-Vereinspräsidentin Brigitte Perren am 11. Juni.
Nach der Eröffnung vor einem Jahr lädt die FZW Brugg dann zum zweiten Mal ein, ihren kreativen Raum für Handwerksbegeisterte im Erdgeschoss des Kupperhauses kennen zu lernen. Zwischen 11 und 17 Uhr öffnen die Werkstätten und Ateliers – von Holzarbeiten bis Malen ist alles möglich – ihre Tore.
Im Gegensatz zum letzten Jahr werde am aktuellen Tag der offenen Tür keine so intensive Zusammenarbeit mit den Künstlern im Obergeschoss stattfinden, erklärt Perren. Trotzdem darf man sich auf ein buntes Programm freuen.
In der Textilwerkstatt beispielsweise können sich Interessierte am Samstag in einer Woche am «Visible Mending» versuchen. Dabei wird lädierte Kleidung «auffällig» repariert. Brigitte Perren sagt:
«Früher flickte man so, dass man es nicht sieht, heute ist es umgekehrt.»
Im Malatelier geht es dahingegen um die Gestaltung von Postkarten, wie Co-Vereinspräsidentin Marianne Badertscher verrät. Für die Kleinen lockt die Kinderwerkstatt. Mit allen Interessierten wird ausserdem am Veranstaltungstag «mit ganz einfachen Mitteln» ein Floss gebaut.
Ebenfalls mitwirken können die Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Tür an dem «neuen Gesicht» der Freizeitwerkstatt. Gemäss Vorstandsmitglied Krishna Menon hat der Verein eine Arbeitsgruppe gegründet, um das Projekt in Brugg sichtbarer zu machen. In diesem Zug soll die Fassade des Kupperhauses kreativ und partizipativ gestaltet werden.
Als Experiment lade man die Besucherschaft des 11. Junis ein, ihre eigenen Konzepte vorzuschlagen:
«Bei Bier oder Sirup kann man Ideen zur Verschönerung des Kupperhauses malen, zeichnen oder collagieren.»
Erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich ist am Tag der offenen Tür auch das Fotolabor im BWZ Brugg. Dieses hatte der Verein Anfang 2021 übernommen und wieder funktionstüchtig gemacht. Laut Badertscher finden Führungen durch das Labor statt und die Fotogramm-Technik wird gezeigt. Versammlungspunkt für diese Aktivität ist an der Schulthess-Allee 4 um zirka 13 Uhr.
Umrahmt wird der Anlass von kulinarischen und musikalischen Einlagen. Der Barbetrieb wird durch ein buntes Angebot aus Häppchen und Grillgut ergänzt. Musikalisch darf man sich ab 12 Uhr auf Violine, Flöte, Gitarre, Bass, Akkordeon und vieles mehr freuen.
Am Mittwoch äusserten sich die Verantwortlichen auch zur zukünftigen Ausrichtung der Freizeitwerkstatt. Gemäss Marianne Badertscher funktionieren die konkreten Kursangebote bisher gut. Die Idee der «offenen Werkstatt», bei der ohne Voranmeldung an eigenen Projekten gewerkelt werden kann, sei – ausser im textilen Bereich – dahingegen noch nicht bei den Leuten angekommen, laufe nicht optimal. Krishna Menon sagt dazu etwas ernüchtert: «Ich hätte mehr erwartet.»
Ausserdem wolle man die Freizeitwerkstatt zukünftig noch mehr als sozialen Treffpunkt etablieren. Marianne Badertscher erklärt:
«Die Menschen sollen nicht nur kommen, um etwas zu machen, sondern auch zum Reden.»
In diesem Kontext denkt der Verein daran, ein Erzählformat zu gründen, bei dem Menschen vorlesen oder eine Geschichte vortragen. «Wir sind noch auf der Suche nach Personen, die erzählen möchten», fügt Badertscher an.
Seit Oktober 2021 hat sich die Mitgliederzahl des Vereins gemäss Krishna Menon von 50 auf 75 gesteigert. Für die Deckung der Kosten reicht das aber nicht. Brigitte Perren erklärt:
«Wir bräuchten doppelt so viele Mitglieder, damit die FZW selbsttragend ist.»
Bis Ende 2024 soll dieses Ziel erreicht werden. Um die Freizeitwerkstatt in der Region noch sichtbarer zu machen, fehlen aber Ressourcen. Perren sagt: «Wir arbeiten alle ehrenamtlich, in diesem Bereich kommen wir an unsere Grenzen.»
Man setze aktuell auf Mundpropaganda, die neue Fassadengestaltung, aber auch den Tag der offenen Tür. Gemäss Menon plant der Verein ausserdem, zusätzlich Kooperationen mit Gruppierungen und Institutionen aus Brugg zu suchen. Auch könnten noch weitere Externe die FZW-Räumlichkeiten nutzen – bereits setzt etwa ein Chor auf diese Möglichkeit. «Es ist ein grosses Potenzial da», sind sich die Verantwortlichen einig.
Tag der offenen Tür 11. Juni, 11 bis 17 Uhr. Kupperhaus, Schulthess-Allee 4, Brugg.