Die liebevoll, mit viel Fantasie und technischem Geschick gestalteten Sujets beeindrucken und begeistern die Fasnächtler in Brugg.
«Mer göhnd as Fäscht», meinen die Konfettispalter. Ans «Fäscht» – ans Turnfest genauer – geht auch die Kita Tatzelwurm. «Füür ond Flamme förs Fäscht» ist die Spielgruppe Heubürzel. Und auch die Kinder der Malergruppe Westquartier in ihren buntbeklecksten Übergwändli und den grünen, papierenen Malerhüten auf den Köpfen zieht es ans Fest. Aber schliesslich steht ja die Brugger Fasnacht 2019 unter dem Motto «Mer göhnd as Fäscht». Und zudem stehen Brugg erhebliche Festivitäten bevor.
Punkt 13.57 Uhr – warum eigentlich? – setzt sich beim Schönegg der grosse Umzug, mit seinen 40 Nummern, zweifellos der Höhepunkt der Brugger Fasnacht, in Bewegung am Sonntag. Schön ausgewogen zur einen Hälfte Gruppen und Wagen und zur andern Hälfte Guggenmusiken, wie der Speaker sagt. Allen voran paradieren natürlich die Konfettispalter und die Hexen, die vor kurzem noch auch dieser Zeitung die Leviten gelesen haben, an den trotz etwas unsicherem Wetter beachtlichen Publikumsspalieren vorbei. Und Schlag auf Schlag folgen sich Wagen und Guggen.
Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Fantasie und welchem technischen Geschick sich die Fasnächtler liebevoll ihrer Sujets annehmen. So präsentieren, um nur einige der Gruppen zu nennen, die Gebenstorfer Schmalzpicker mit ihrem gewaltigen Ambulatorium ihre Lösung zur Eindämmung der Gesundheitskosten durch die konsequente Anwendung des Grundsatzes ambulant vor stationär. Die Schrankewankler aus Hendschiken wecken mit ihrem stillgelegten Kraftwerk Mühleberg und der Feststellung «Ohni Schwiizer Strom kei Schwiizer Raclette» geradezu apokalyptische Vorstellungen. Immerhin verteilen sie doch noch «s letschte Raclette». Höchst tiefschürfend meinen die Windischer NaBü an ihrem gewaltigen Bagger: «Das Leben ist wie eine Baustelle – es dreht sich alles ums Baggern».
Unter dem Titel «Helden und Legenden» präsentiert die Wagenbande der Polterzunft aus Staretschwil den neuen Schwingerkönig. Dazu schwingen Krumme-paffende stämmige Kerle in Sennenhemd und Zwilchhose Schweizerfahnen und werfen Unspunnen-Steine ins Publikum. Einer der Steinstösser erntet sogar spontanen Beifall, als er am Springseil der vorausmarschierenden Kita Tatzelwurm seine Kondition unter Beweis stellt. Herzige Kindergruppen sorgen für «Jö-Momente».
Sozusagen den Kontrapunkt zu den phonstarken, meist schauerlich-prächtig kostümierten Guggenmusiken, bildet die Rrätz Clique mit ihren Trommlern und Piccolos, die gemessenen Schrittes vorbeimarschiert. Und plötzlich taucht da – irgendwo zwischen Guggenmusiken und Wagen – auch Donald Trump auf. Ohne Maurerkelle. Aber darnieder gedrückt von der Last eines stämmigen Mexikaners, den er auf seinen Schultern trägt. Auch Vladimir Putin und Kim Jong-un sind auszumachen. Wider Erwarten nicht mit dabei am Umzug in Brugg ist Luzi aus Baden. Dafür stellt die Wagengruppe der Dätschwiler kurz und bündig fest: «Bade het en Fleck ab».