Die Premiere findet, passend zum Namen, stets im Herbst statt. Dieses Jahr tourt das beliebte Seniorentheater Herbschtrose aus Windisch mit der Komödie «E ganz normali Huusfrau» durch die Lande.
Karin Fuchs blickt ihre Freundin Irene Balmer entsetzt an: «Dein Kaffee schmeckt bitter.» Gleichwohl lässt sich Karin nachschenken. Aber dann ist definitiv Schluss.
Karin stellt die Tasse energisch hin, erkundigt sich nach Irenes jüngsten Krimiversuchen. «Ein Opfer habe ich bis jetzt noch nicht», seufzt Irene und Karin geht prompt ein Licht auf.
«Dein Kaffee schmeckt nach . . .» «Bitteren Mandeln», entgegnet Irene trocken und erwähnt Blausäure, die sie aber dem Kaffee nicht hinzugefügt habe: Bloss Mandeln, denn sie wolle sich doch richtig schön vorstellen können, was wäre, wenn die Blausäure ihr tödliches Werk getan hätte.
Dieser Mix ist köstlich
Bereits die ersten Sätze an diesem Probenmorgen im katholischen Kirchenzentrum Windisch verraten, worauf Liz Freemans «E ganz normali Huusfrau» abzielt – Lustspiel und Krimi.
Dieser Mix ist köstlich, hält bei Laune. Das Thema ist auch gar reizvoll, verwandelt sich doch die von Gatte Paul und «Freundin» Agnes Kreuzer als mit «nur Hausfrau» benannte Irene Balmer in eine Krimiautorin mit Bestseller-Potenzial.
Dass sich um diesen Hauptstrang der Geschichte viele Irrungen und Wirrungen ranken, dass praktisch pausenlos das Telefon klingelt, versteht sich von selbst – Aktion muss sein.
Die Seniorentheatergruppe Herbschtrose feiert 2013 ihren 21. Geburtstag. Mit Liz Freemans Lustspiel «E ganz normali Huusfrau» tourt das Ensemble sich selbst und dem Publikum zur Freude von Oktober 2013 bis März 2014 an vielen Orten, u.a. in Windisch, Brugg sowie im weiteren Umkreis. Die Premiere findet wie immer im Lindenpark (Sanavita) Windisch statt, und zwar am 25. Oktober, um 19.30 Uhr.
Am 5. November macht die Truppe Halt in der katholischen Kirche Brugg; Vorstellungsbeginn ist dort um 15 Uhr. Am 21. Januar wird die Komödie in der Kirche Rein, 14.30 Uhr, gespielt; am 21. März wird sie in der Katholischen Kirche Windisch, um 19.30 Uhr, aufgeführt. Die Spieldauer des Stücks beträgt ca. 70 Minuten. (EF.)
Pierrette Stegmüller beobachtet, am Flügel stehend, mit Argusaugen das Geschehen auf der Bühne. Nicht das kleinste Detail entgeht der Regisseurin, die seit 13 Jahren das Seniorentheater-Ensemble Herbschtrose leitet.
Die Besucherin merkt: Regisseurin sowie langjährige Akteurinnen und Akteure sind ein eingespieltes Team. Der Ton ist freundschaftlich – schliesslich sind alle miteinander seit langem vertraut – aber in der Sache bestimmt.
«Du bist im ‹Schuss›», wendet sich die Regisseurin an Irene Balmer, vielmehr Myrtha Schellenberg, und rät ihr: «Häng Dir ein Abwaschtüechli über die Schulter. Nimm eine Tasse aus der Küche mit.» Gesagt, getan – die Wirkung ist verblüffend.
Nun steht eine abgekämpfte Irene auf der Bühne, die von allem genug hat. Selbst von ihrer Tochter, die dauernd anruft. Als es wieder einmal klingelt, bellt Irene in den Hörer: «Krematorium Solothurn, Ofen 3.»
Am langen Tisch, wo jene sitzen, die nicht auf der Bühne gebraucht werden, wird bei diesem Satz gelächelt. Kurz danach sagt Agnes, einstige Schulkollegin von Irene: «Ich bin nicht dazu geboren, den Kochlöffel zu schwingen.»
Die Schauspielerinnen, die nicht am Zuge sind, blicken sich wissend an: Was für eine arrogante Person! Alle fühlen mit Irene, deren Werte nicht nur von Ehemann Paul – Lektor in einem Krimiverlag – schmählich verkannt werden.
Gott sei Dank gibt es die patente Claudia, Boutiquebesitzerin, und unerschütterlich in ihrem Glauben an die von Mann, Tochter und Haushalt fast gebodigte Irene. Aber langjährige Theaterbesucher wissen natürlich: Die Herbschtrose entlässt ihre Fans nie ohne Happy End.