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Birrhard Rita und Hansueli Schmid haben den Weihnachtsmarkt während 10 Jahren organisiert – übermorgen ist Schluss. Sie haben ihn ganz und gar auf privater Basis organisiert.
Sie blicken sich spitzbübisch an, so, als ob sie einander sogleich zuflüstern würden: «Wir haben ihn wieder geschafft» – ihn, den Birrharder Weihnachtsmarkt, den Rita und Hansueli Schmid am Samstag auf die Beine stellen.
Es wird das zehnte und letzte Mal sein – was kommen wird, steht in den Sternen. Wehmut will den Gast in der geräumigen Küche des Ehepaars befallen, doch die Schmids wirken derart fröhlich und motiviert, dass der Griff zum Taschentuch entfällt.
Selbst wenn die Birrharder dem Weihnachtsmarkt übermorgen Adieu sagen, wird er bei ihnen nachhallen. Denn er ist eine Besonderheit – basiert er doch gänzlich auf privater Basis.
«Es gab schon einmal einen, jedoch kleineren Weihnachtsmarkt, den ebenfalls Private lanciert hatten», sagt Rita Schmid. Aber dieser verschwand nach einigen Jahren.
Der traditionsreiche Weihnachtsmarkt in Birrhard findet in diesem Jahr am Samstag, 7. Dezember, von 15 bis 20 Uhr auf dem Hausplatz von Rita und Hansueli Schmid, Mitteldorfstrasse 1, statt.
Von 18 bis 19 Uhr wird der Samichlaus dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abstatten. Für die Kinder bringt er ein Chlaussäckli mit. Das (geheizte) Märtbeizli ist von 13 bis 24 Uhr geöffnet. (AZ)
Es blieb nicht beim ersten Mal
So weit der Prolog zu einer Geschichte, die 2004 mit dem 750. Geburtstag der Gemeinde Birrhard beginnt. Damals versprach Schulabwart Hansueli Schmid: «Jetzt nehmen meine Frau und ich das Ganze in die Hand und organisieren einen Weihnachtsmarkt.»
In Schmids Augen blitzt es vergnügt: «Rückblickend muss ich sagen: Ich habe mich damals wohl schon etwas überschätzt.» Aus einmal wurden zehnmal, was sich in der Zusammenfassung der Schmids so anhört: «Wir hatten einfach Freude daran. Das Echo der Besucher und all jener, die einen Stand haben, hat uns immer wieder angespornt.»
Jetzt haben die beiden genug. Sie blicken sich an und lächeln: «Bis anhin hatten wir nur von März bis August Ruhe; die übrigen Monate brauchten wir für die Vorbereitungen zum Weihnachtsmarkt. Es kommt eben schon vieles zusammen. Dass es künftig anders wird, ist für uns zwar ein bisschen merkwürdig, aber zehn Jahre sind eine lange, schöne Zeit.»
Um zu ermessen, was ein von A bis Z durchdachter, privat getragener Weihnachtsmarkt bedeutet, muss man sich vieles vor Augen halten. Etwa die Örtlichkeit. Die Lage mitten im Dorf ist perfekt; Schmids Haus – ehemals ein Bauernhof – hat reichlich Umschwung und bietet somit genügend Platz für einen Markt, der heuer mit 26 Ständen – darunter auch ein Stand der Schule Birrhard – aufwartet.
Feilgeboten wird vieles; geschätzt wird vor allem «selbst Produziertes von Bauern», wie Rita Schmid anmerkt. Natürlich stellen sich die Stände ebenso wenig von selbst auf, wie die gut 10 Meter hohe Tanne, die bereits auf dem Platz steht und deren Lichter weithin zu sehen sind.
Ein Kränzchen fürs Helferteam
Holen, aufstellen, abräumen, bringen . . . es will kein Ende nehmen, wenn Rita und Hansueli Schmid von «ihrem» Markt erzählen, als dessen Tüpfelchen auf dem i der Besuch des Samichlaus’ und seiner Schmutzli gilt.
Mit leeren Händen kommt er nicht. Er bringt Chlaussäckli «und diese», so das Ehepaar, «berappt die Gemeinde». Ansonsten wird der Markt finanziell von den Schmids getragen. Kaum haben sie das erwähnt, verweisen sie sofort «auf unsere rund 15 Helferinnen und Helfern, ohne die wir den Weihnachtsmarkt gar nicht stemmen könnten».
Der Markt ist das Eine, das Märtbeizli das Andere. Der niedliche Name trügt, handelt es sich doch um eine weihnachtlich dekorierte Beiz mit 100 Sitzplätzen. Auch sie wird in Eigenregie geführt.
In ein «Loch» fallen sie nicht
Hansueli und Rita Schmid holen einen Ordner, finden das gewünschte Papier, deuten auf Zahlen: 20 Liter frischen Öls wurden letztes Jahr für 60 Kilogramm Pommes frites verwendet; 150 Steaks, je 70 Schweins- und Kalbswürste, 30 Cervelats, 100 Flaschen Bier, 35 Liter Glühwein und was der vielen Dinge mehr sind, wurden verzehrt und getrunken.
Logistisch ist die Organisation des Weihnachtsmarktes eine einzige Herausforderung. Voller Stolz sagt Hansueli Schmid: «Für den Bürokram war stets meine Frau zuständig.»
Der Gast fragt vorsichtig, ob das Ehepaar nicht befürchtet, nach dem letzten Weihnachtsmarkt in ein «Loch» zu fallen. Nein. Am Horizont winkt das Helferfest und dann ist da noch das hauseigene, prachtvolle Museum mit alten Landwirtschaftsgeräten, das übermorgen besucht werden kann.