Spreitenbach
Überlaufene Jubiläumsfeier im Shoppi Tivoli – CEO: «Wir haben den Herdentrieb unterschätzt»

Die Jubiläumsfeier des Einkaufszentrums Shoppi Tivoli in Spreitenbach hat am Samstag zahlreiche Menschen angezogen. Der Anlass sorgt im Hinblick auf die geltenen Corona-Schutzmassnahmen darum für reichlich Kritik.

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Mit den stark ansteigenden Fallzahlen der vergangenen Wochen werden die Corona-Schutzmassnahmen schweizweit immer weiter verschärft. Umso mehr erstaunten die Szenen, die sich gestern Samstag im Shoppi Tivoli in Spreitenbach abgespielt haben: Zur 50-Jahr-Jubiläumsfeier des Einkaufszentrums strömten Menschenmassen ins Tivoli, um von den Spezialangeboten der Feierlichkeiten zu profitieren.

Schutzmassnahmen gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus wie Maskenpflicht oder Abstandsregeln hätten dabei kaum eine Rolle gespielt, wie Augenzeugen gegenüber dem «Blick» bestätigten. Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kursieren Bilder des Anlasses mit ironischen Kommentaren wie: «Heute im Shoppi Tivoli. Jubiläumsfest mit ‹Eigenverantwortung und Schutzkonzept›.» Ein weiterer Twitter-Nutzer kommentierte das bunte Treiben mit den Worten: «Sowas macht mich nur noch sprachlos und wütend.»

Gegenüber dem «Blick» beschrieb eine Besucherin den grossen Andrang im Shoppingcenter so: «Den Leuten waren die Schutzmassnahmen völlig egal.» Besonders verstörend sei der Moment gewesen, als Rabatt-Lose wie Konfetti verstreut wurden. «Da stürzten sich alle ohne Rücksicht auf die Lose!»

Die Jubiläumsfeier im Shoppi Tivoli wird am Sonntag mit zahlreichen Aktionen fortgeführt. Ob es erneut zu einer derart grossen Menschenansammlunge kommt, ist noch offen. Laut «Blick» hat Patrick Stäuble, CEO des Shoppi Tivoli am Samstagvormittag den Event noch mit den Worten erklärt: «Es gibt keinen Grund, nervös zu werden.»

CEO Stäuble: «Unglückliche Momentaufnahme»

Von der «Aargauer Zeitung» auf die Kritik angesprochen, sagt CEO-Patrick Stäuble: „Ich kann das grosse Unverständnis der Leute verstehen, wenn sie diese Bilder sehen“. Allerdings seien diese Bilder nicht repräsentativ. „Es handelt sich um eine Momentaufnahme, um den Augenblick, in dem die Tischbombe gezündet wird.“ Das seien vielleicht zwei bis drei Minuten. Das Besucheraufkommen sei seit Beginn der Coronakrise 30 Prozent geringer, daran habe sich während der Jubiläumsfeier nichts geändert. Dennoch: Auf die Tischbombe und die Minikonzerte habe man am Sonntag verzichtet. „Wir haben den Herdentrieb und den Gewinntrieb der Leute unterschätzt“, räumt Stäuble ein. Dasselbe gelte für die Macht der Bilder.

Den Vorwurf, dass ihm Geld wichtiger sei als die Gesundheit der Menschen, weist Stäuble entschieden von sich. „Geld ist nie wichtiger als die Gesundheit der Mitarbeiter und der Besucher.“ Aber natürlich seien für ihn auch die Umsätze der 150 Läden im Shoppi Tivoli wichtig. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Stäuble, „man kann uns den Vorwurf machen, dass unsere Abwägung falsch war.“

Streit mit Gemeinde um fehlende Bewilligung

Ursprünglich hätten die 50-Jahr-Feierlichkeiten im März stattfinden sollen. Aufgrund der Pandemie wurden sie in den Oktober verschoben. „Vor sechs Wochen haben wir den definitiven Entscheid fällen müssen, um Werbung zu schalten und die Infos zu veröffentlichen. Da sahen die Coronazahlen noch gut aus. Wir haben kein grösseres Risiko gesehen.“

Zusätzlich zum Schutzkonzept wie Maskentragen und Social Distancing habe das Center während der vier Jubiläumstage 15 Hostessen angestellt, die die Umsetzung kontrollieren und Desinfektionsmittel verteilen. Zudem sei der Sonntagsverkauf vom Kanton bewilligt worden. Zum Streit mit der Gemeinde um die fehlende Bewilligung wegen möglicher Lärmbelästigung sagt Stäuble: „Wir haben in den letzten neun Jahren nie ein Konzept deswegen einreichen müssen. Die Gemeinde stellte sich auf den Standpunkt, es sei ein Grossanlass. Das stimmt so nicht. Es ist ein verkaufsoffener Sonntag, wie wir ihn jedes Jahr zweimal im Dezember haben.“ Diesen Punkt werde man im Nachgang mit der Gemeinde klären müssen. (afr/luk)