Von der Stiftung des Tennisstars erhielt die Gemeinde Geld, um den Pausenplatz beim Schulhaus Boostock attraktiver zu gestalten. Am Mittwoch fand die Einweihung der neuen Spielgelegenheiten statt. Roger Federer meldete sich per Videobotschaft.
Pünktlich zur 10-Uhr-Pause stürmen die Kinder der sechs Primarschulklassen im Schulhaus Bootstock ins Freie. Zielgerichtet rennen sie über den asphaltierten Vorplatz und reihen sich ungeduldig entlang dem Absperrband ein. Dahinter steht der neue Spielplatz, auf den sie sich schon seit bald einem Jahr freuen.
Ein Kletterparcours aus Baumstämmen und Seilen sowie eine Rutsche warten da. Weiter unten auf der Wiese steht ein aus Weidenruten geflochtenes Häuschen, wie gemacht für Versteckis.
Schulleiter Hannes Schwarz freut sich sichtlich, das neue Spielangebot zu eröffnen. Er sagt:
«Nun können die Kinder in den Pausen endlich ihren Bewegungsdrang stillen.»
Als einziger der drei Spreitenbacher Primarschulstandorte hatte das Schulhaus Boostock nämlich bisher keinen Spielplatz. Das Schulhaus war lange Teil des Oberstufenzentrums. 2014 entschied die Gemeinde, hier aus Platzgründen auch Primarklassen unterzubringen.
Die Lehrerinnen hätten sich schon lange einen kindergerechteren Pausenplatz gewünscht, sagt Schwarz. Anfang 2021 entdeckte der Schulleiter ein Projekt der Roger-Federer-Stiftung, das naturnahe Spiel- und Pausenplätze in Schweizer Gemeinden fördert. Im Fokus stehen dabei Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Seine Bewerbung war erfolgreich: Als eine von 31 Gemeinden erhielt Spreitenbach einen Zustupf von 44'000 Franken für neue Spielgeräte.
«Für einmal war unsere Sozialstruktur ein Vorteil», so Schwarz. Spreitenbach ist die Gemeinde mit dem höchsten Ausländeranteil im Aargau. Der Schulleiter spricht von einem «Starthandicap», das viele Kinder mitbringen, weil sie daheim nur wenig Deutsch sprechen. Er ist überzeugt, dass die neuen Bewegungsmöglichkeiten zum Lernerfolg beitragen werden:
«Wenn die Kinder ein Hindernis auf dem Kletterparcours überwinden, trainieren sie damit auch ihr Selbstbewusstsein.»
Vergangene Woche wurden nun die letzten Arbeiten auf dem neuen Pausenplatz abgeschlossen. Planung und Bau übergab die Roger-Federer-Stiftung weitgehend an die Schweizerische Gesundheitsstiftung Radix und die Stiftung Naturama Aargau. Diese liessen die Spreitenbacher Kinder im Vorfeld nach ihren Wünschen für den Pausenplatz befragen.
In Zusammenarbeit mit der Schule sammelten sie auch Ideen für neue Lernorte im Freien. So ist unter dem Blätterdach der grossen Linde ein Aussenschulzimmer entstanden.
Zur Einweihung im kleinen Kreis – anwesend waren Vizegemeindepräsidentin Doris Schmid sowie Mitarbeitende der Bauverwaltung und der beteiligten Gartenbaufirma – bittet Schwarz nun acht Kinder nach vorne.
Mit lauter Stimme verkünden sie, was ihre Highlights auf dem neuen Pausenplatz sind und halten dazu ein selbst gebasteltes Plakat in die Luft. «Besonders gut gefällt mir die Feuerwehrstange», sagt ein Bub. Ein Mädchen freut sich aufs Klettern.
Von der Roger-Federer-Stiftung ist niemand vor Ort. Mit einer Videobotschaft meldet sich der Tennisstar aber doch noch zu Wort. «Ich war als kleiner Junge auch immer draussen und habe gespielt. Ich wünsche euch viel Spass mit dem Projekt», ertönt es aus einem Lautsprecher. Dann durchschneidet Doris Schmid das Band. Im Nu stürzen sich Dutzende Kinder auf das Klettergerüst.