Peter Albiez und Tobias Koller geben ab Anfang Mai als Pächter ein dem Restaurant «Torre» ein neues Gesicht. Und sie wollen das «Torre» näher zu den Badenern bringen.
Vor ziemlich genau vier Jahren eröffnete das «Torre» hoch über den Dächern Baden. Trotz einmaliger Aussicht tat sich das Restaurant von Anfang an schwer. So sorgte etwa der Schichtbetrieb für Unmut, wonach man – hatte man für die erste Schicht reserviert – vor Beginn der zweiten Schicht den Tisch räumen musste, oder die Gäste bekamen den Grill-Rauch ab.
Beide Probleme wurden in der Zwischenzeit zwar behoben, doch nicht zuletzt die Wechsel in der Geschäftsführung machten es dem «Torre» schwierig, das negative Image abzustreifen.
«Wir haben vor allem in der Anfangszeit gekämpft», bestätigt Werner Eglin, Mitinhaber der Blue Management GmbH, die in Baden unter anderem auch das «Piazza» oder das «Lemon» besitzt. Zwar habe sich die Situation immer mehr verbessert, doch bis heute habe man es nicht geschafft, das «Torre» in die Gewinnzone zu bringen.
Nachdem der Geschäftsführer gekündigt hatte, wollten die Eigentümer die Gelegenheit für einen Neuanfang nutzen. «Wir hätten einfach wieder einen neuen Geschäftsführer suchen können», so Eglin.
Doch schliesslich habe man sich entschieden, das «Torre» wie auch das «Piazza», zu verpachten. «Wir sind einfach der Überzeugung, dass ein Pächter die Sache mit viel mehr Leidenschaft und Herzblut angeht und somit auch ein besseres Produkt resultiert. Ein Verkauf des «Torre» habe trotz der Schwierigkeiten nie zur Diskussion gestanden. «Dafür gefällt uns das Lokal zu gut; das Restaurant soll weiter zu unserer Gruppe gehören», so Eglin.
Mit Peter Albiez und Tobias Koller, konnten die Eigentümer zwei erfahrene Gastronomen an Bord holen. Die beiden 37-Jährigen arbeiten heute zwar nicht mehr in der Gastronomie, doch haben sie sich in der Hotelfachschule kennen gelernt und bringen einen grossen Wirte-Rucksack mit.
So war Albiez zusammen mit Dieter Meier von Beginne weg beim Import von Weinen und Bio-Rindfleisch aus Argentinien involviert und arbeitet bei Nespresso im Bereich Hotel, Restaurant und Catering.
Koller auf der anderen Seite war unter anderem Bankett-Leiter in der VIP-Lounge im St. Jakobspark in Basel und hatte leitende Funktionen in den Badener Restaurants Bodega und Piazza inne.
Heute ist Albiez für das Marketing der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden zuständig, Koller hat erst jüngst die Werbeagentur seines Vaters übernommen und sich mit einer Web-Agentur zusammengeschlossen – beide bleiben ihrem Beruf treu.
Woher nehmen die beiden Familienväter die Zeit für das zusätzlich Engagement? «Wir haben das beide intensiv mit unseren Frauen besprochen.» Denn ganz klar: Würden sie nicht hinter dem Projekt stehen, «hätten wir ganz bestimmt nicht zugesagt». Koller: «Ich konnte mir immer gut vorstellen, wieder ein Gastro-Projekt zu betreuen, wenn sich die passende Gelegenheit bietet. Doch von mir aus hätte das Angebot ein Jahr später kommen dürfen.»
Zwar haben die beiden Pächter mit Christian Schneitter – er hat unter anderem im Restaurant zum wilden Mann die Kochlehre gemacht – einen Vollzeit-Betriebsleiter und eine Barchefin angestellt. Daneben wird aber immer einer der Gastro-Rückkehrer selber vor Ort sein. «Gastronomie ist unsere Leidenschaft. Uns ist es wichtig, dass wir selber die Schürze umbinden, an der Front den Gast bedienen und dem Lokal ein Gesicht geben», sagt Albiez.
So lautet denn auch das oberste Ziel, das «Torre» näher an Baden zu bringen. «Wir fahren bei den Preisen etwas herunter und wollen neben den beliebten Grillspezialitäten auch gutbürgerliche Gerichte mit internationalem Flair anbieten.» Zudem soll der Gast bis Mitternacht Essen bestellen können.»
Für beide ist auch der Barbetrieb zentral. «Wir wollen bei der Stimmung und der Atmosphäre ganz bewusst den Regler hochschieben», sagt Albiez. Und Koller ergänzt: «Wir haben hier oben zwei wunderschöne Terrassen; dieses Potenzial wollen wir noch besser ausnützen.» Das «Torre» solle zu einem Ort werden, wo man nach einem guten Essen den Abend bei guter Musik und Unterhaltung ausklingen lassen kann. Aus diesem Grund werden nicht zuletzt die Öffnungszeiten am Freitag und Samstag bis 2 Uhr morgens verlängert. Das Gute daran. Das «Torre» befindet sich im 10. Stock – Lärmklagen von Nachbarn sind keine zu erwarten.
Auch das «Piazza» am Theaterplatz erhält ab 1. Mai neue Wirte. Der langjährige «Hertenstein»-Wirt Reto Ettisberger (60) übernimmt zusammen mit seiner Tochter Romina das 2005 eröffnete Lokal. Erst Anfang April übergaben Ettisberger und seine Frau den «Hertenstein» ihrer Tochter und deren Ehemann. Als wir sahen, dass das «Piazza» ausgeschrieben wurde, wussten wir, dass es das ideale Lokal für unsere Tochter ist», sagt Ettisberger. «Meine Tochter ist sehr kommunikativ und in Baden bestens vernetzt.» Eigentlich sei es denn auch seine 27-jährige Tochter die das «Piazza» übernehme. «Sie ist zwar auch ausgebildete Gastronomin, hat aber noch keine Erfahrung im Führen eines Betriebs. Deshalb fungiere ich in der Anfangszeit quasi als Coach.» Neu soll das Restaurant an sieben Tagen der Woche geöffnet haben, also auch am Sonntag. «Zudem sollen unsere Gäste jederzeit – sei es um 11 oder 23 Uhr – eine Mahlzeit erhalten». Einige Gerichte würden in Einmachgläsern im «Hertenstein» täglich frisch vorgekocht. Natürlich setze man dabei auf regionale und saisonale Produkte. «Aber es wird nicht einfach ein 2. ‹Hertenstein› geben in Baden», macht Ettisberger deutlich. Einen Tipp gibt der künftige «Piazza»-Wirt schon: Ich empfehle jedem die «Piazza»-Wurst – eine Wildschweinwurst. (mru)