Die Ettisberger-Schwestern sind unter 35 und führen beide ihr eigenes Restaurant. Beide sind sich einig, dass es schön ist, sein eigener Chef zu sein.
«Unsere Familie hält zusammen wie ein Clan», sagt Romina Ettisberger, Geschäftsführerin und Pächterin des Restaurant Piazza am Theaterplatz. Die Hände hält sie gefaltet vor sich und die braunen Haare sind sorgfältig auf eine Seite gekämmt. Die 28-Jährige wirkt ruhig und sehr bedächtig. Doch wenn sie über ihren Betrieb spricht, merkt man ihr an; diese Frau ist ein Energiebündel. Neben ihr sitzt ihre ältere Schwester Daniela Ettisberger, die zusammen mit ihrem Mann das Restaurant Hertenstein in Ennetbaden führt.
Während des Gesprächs lächelt die 33-Jährige gerne und viel. Auch sie hat ihre Hände vor sich auf dem Tisch platziert. Dann sieht sie ihre jüngere Schwester an und sagt: «Wir sind in der Gastronomie aufgewachsen.» Seit etwas mehr als einem Jahr führen die beiden Ettisberger Schwestern nun ihre eigenen Restaurants.
Die Eltern der Beiden haben bis letztes Jahr das Restaurant Hertenstein geführt. Heute hilft der Vater der jüngeren Schwester im Piazza und die Mutter im Hertenstein aus. «Mit der Unterstützung unserer Eltern ist es um einiges einfacher, alles unter einen Hut zu bringen», sagt Daniela. Zwischen den Schwestern herrscht dabei kein Konkurrenzdenken. «Wir profitieren voneinander», sagt Romina. «Wenn ich eine Meinung oder Hilfe brauche, rufe ich meine Schwester an.»
Sie habe das elterliche Restaurant auch nie übernehmen wollen. «Ich bin ein Stadtmensch und wollte immer eine quirlige Kombination aus Bar und Restaurant.» So hat die Jungunternehmerin das Restaurant Piazza mit witzigen schwarz-weiss Fotos des ganzen Teams dekoriert. Gemalte Bilder seien ihr zu traditionell gewesen, so die gelernte Servicefachfrau.
Als Teenager sei sie sich sicher gewesen, dass sie nicht in die Gastro-Branche gehe. «Ich habe dann nach meiner Lehre eine Musicalschule besucht», sagt Romina. Ihre Schwester lacht und sagt: «Sie hat schon als kleines Kind immer vor der ganzen Familie gesungen.» Trotz ihrer Liebe zum Gesang hat Romina wieder zurück in das Gastgewerbe gefunden und eine Ausbildung zur Hotelfachfrau angehängt. Heute bezeichnet sie sich selbst gerne als Gastgeberin; sie ist immer an der vordersten Front im Betrieb. «In der Gastronomie steht man auch jeden Tag auf einer Bühne», sagt Romina. Eines Tages möchte sie aber ihre Leidenschaften kombinieren und im «Piazza» für die Gäste singen.
Ihre ältere Schwester Daniela hingegen fühlt sich hinter den Kulissen am wohlsten. «Die Küche hat mich schon als kleines Kind fasziniert», sagt Daniela. Trotzdem habe sie nicht gleich eine Kochlehre gemacht. «In meiner ersten Schnupperlehre waren nur Männer in der Küche und der Umgangston war mir zu rau.» So machte sie erst eine Lehre als Rezeptionistin, liess sich anschliessend zur Hotelfachfrau ausbilden, um dann doch noch eine Kochlehre zu machen. Heute ist die zweifache Mutter Inhaberin und Küchenchefin in ihrem Restaurant.
Die Schwestern sind sich einig: Es ist schön, sein eigener Chef zu sein. «Es passiert aber immer wieder, dass Gäste meinen, mein Vater sei der Geschäftsführer und nicht ich», sagt Romina. Als Jungunternehmerinnen müssen sie sich öfters beweisen, so Daniela. «Manche Leute denken auch, dass eine Frau nicht der Chef sein kann.» Dafür sei man im jüngeren Alter wohl unverkrampfter und gehe lockerer an neue Herausforderungen heran.
Die langen Präsenzzeiten und das Arbeiten an den Wochenenden stört die Schwestern hingegen nicht. «Es ist herausfordernd und teils auch sehr anstrengend, aber es ist meine Leidenschaft», sagt Romina, die auch zu Hause vor ihren Freunden gerne als Gastgeberin auftritt. Manchmal komme sie aber schon an ihre Grenzen. Daniela: «Aus meiner Sicht ist man vor allem in der Gastronomie erfolgreich, wenn man tut, was man liebt und mit Herzblut dabei ist.»