Der Badener Lorenz Diebold (31) führt seit dem 1. August das Hotel Limmathof im Bäderquartier. Dieses schreibt seit der Schliessung des öffentlichen Thermalbads im Sommer 2012 tiefrote Zahlen. Mit der Eröffnung des Botta-Bads soll es aufwärts gehen.
«Die Anfrage von Werner Eglin kam wie gerufen; ich verspürte schon länger den Wunsch, wieder an die operative Front zurückzukehren», sagt Lorenz Diebold.
Seit dem 1. August ist er der neue «Limmathof»-Direktor. Den Posten hat er von Claudia Mauthe übernommen, die während rund zwei Jahren die Geschicke des Bäderhotels führte.
Für den 31-jährigen Diebold ist es quasi eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Der Sohn von Markus (Diebold Garage) und Barbara Diebold (langjährige FDP-Einwohnerrätin) ist in Baden aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und war Mitglied in der Pfadi. In der Freizeit spielt er leidenschaftlich Rugby in Würenlos, wovon hin und wieder ein blaues Auge oder Schrammen zeugen.
Vor knapp zehn Jahren startete Diebold seine Hotellerie-Karriere an der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern. Nach mehreren Hotel-Praktika in Zürich, Davos und Bangkok war er nach seiner Ausbildung zuerst für die Victoria-Jungfrau-Gruppe im Verkauf tätig. Zuletzt arbeitete er bei der Firma Neumann & Partner in Meggen.
Für das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen nahm Diebold viele Schweizer Hotels unter die Lupe. Mit erst 31 Jahren ein Hotel zu führen, sei natürlich eine grosse Herausforderung, er könne aber nach knapp drei Monaten sagen, dass er gut gestartet sei.
Das Hotel Limmathof feiert dieses Jahr sein 15-Jahr-Jubiläum. Doch so wirklich zum Feiern ist es Werner Eglin, VR-Präsident der Werner Eglin Holding AG, zurzeit nicht. Seit der Schliessung des öffentlichen Bads im Sommer 2012 schreibt der «Limmathof» tiefrote Zahlen. Für die fehlende Liquidität kommt Eglin persönlich auf – mit einem namhaften Beitrag.
«Das Aktienkapital von anfänglich rund drei Millionen Franken ist aufgebraucht. Die Tochtergesellschaft, die Limmathof Baden AG, ist sanierungsbedürftig.» Wie soll diese saniert werden? Eglin: «Denkbar ist zum Beispiel, den Wert der Aktie von derzeit 5000 Franken auf 500 Franken zu reduzieren.»
Das wäre auch eine Gelegenheit, neue Aktionäre zu gewinnen, so Eglin. «Ich stehe diesbezüglich auch im Kontakt mit der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach & Baden, die das neue Bad und die Privatklinik führen wird.»
Standortmarketing: Label dank Spa
Ohne das Angebot des «Limmathofs» würde die Stadt Baden das Wellness-Label verlieren, bestätigt Thomas Lütolf, Leiter Standortmarketing der Stadt Baden. «Nur dank ‹Novum Spa›, den Angeboten des Hotels Blume und des ‹Hamam› dürfen wir uns im Moment noch mit diesem Label schmücken.» Wie wichtig das «Novum Spa» sei, würden nicht zuletzt die Zahlen aus dem Jahr 2014 zeigen. Von den rund 1000 gebuchten Kulturpicknick-Angeboten beinhalteten 400 Pakete einen Eintritt ins Novum Spa. «Es ist für die Badener Hotellerie enorm wichtig, dass Gäste bis zur geplanten Eröffnung des öffentlichen Thermalbades im Herbst 2018 wissen, dass sie hier Thermalbäder und Wellnessangebote vorfinden», betont Thomas Lütolf. (mru)
Ans Aufgeben denkt Eglin grundsätzlich nicht. Der «Limmathof» sei eine Herzensangelegenheit. Doch das alleine reicht natürlich nicht. Nein, Werner Eglin ist fest davon überzeugt, dass mit der geplanten Eröffnung des neuen Botta-Bades im Herbst 2018 auch das «Limmathof Baden Hotel & Spa» – dazu gehören der «Limmathof» und der «Hirschen» ennet der Limmat – wieder schwarze Zahlen schreiben. Eglins Optimismus basiert auf einer Studie eines deutschen Wellnessexperten.
«Wenn das öffentliche Bad für die breite Masse seinen Betrieb aufnimmt, rechnen wir hier unten im Bäderquartier mit rund 1000 bis 1500 Besuchern pro Tag», so Eglin. Die Angebote des «Limmathofs» würden sich dann als Perle vom Angebot des Botta-Bades abheben, ist Eglin überzeugt. «Unser Bad in den Gemäuern von 1830 sucht seinesgleichen und muss auch nicht irgendwelchen Trends nacheifern.»
Gleichwohl sah sich Eglin in den letzten Jahren zum Handeln gezwungen. So wurde etwa vor zwei Jahren der Badebetrieb im «Schweizerhof» eingestellt. «Was viele Badener nicht wissen: Die Eintrittspreise bei unserem Bad «Novum Spa» liegen nur unwesentlich über denjenigen von zum Beispiel Bad-Schinznach oder Bad Zurzach», so Eglin. Konkret: Für ein 10er-Abo bezahlt man 290 Franken. «In den nächsten drei Jahren muss es uns gelingen, uns noch mehr ins Bewusstsein der Badener zu rufen.»
Auf die Frage, wie motivierend es denn für einen neuen Direktor überhaupt sei, ein defizitäres Haus zu übernehmen, antwortet Diebold: «Klar, der Erfolg muss neu definiert werden. Mein Anspruch ist es, bis zur Eröffnung des Botta-Bades aus dem ‹Limmathof› etwas herauszuholen. Werner Eglin präzisiert sogleich: «Schwarze Zahlen werden wir in den nächsten drei Jahren nicht schreiben, aber das Ziel ist ganz klar, dass das Minus in den nächsten Jahren kleiner wird.»
Wie soll das geschehen? «Das Qualitätslevel wollen wir natürlich halten», so Diebold. Als Erstes gehe es jetzt vor allem darum, die Angebote auf dem Markt noch besser zu positionieren. Dafür konnte mit der 36-jährigen Steffi Becherer eine Marketing- und Wellnessspezialistin gewonnen werden.
Die Hotel- und Tourismusbetriebswirtin arbeitete zuvor sechs Jahre im Standortmarketing der Stadt Baden und leitete das Tourist Office Info. «Wir sind fast noch die Letzten, die hier unten im Bäderquartier das Label der Bäderstadt hochhalten», so Eglin. «Das wollen wir noch besser ins Bewusstsein der Leute bringen, indem wir zum Beispiel am 22. November von 11 bis 22 Uhr zum Open Spa einladen.»
Das Angebot von «Limmathof Baden Hotel & Spa» umfasst im «Limmathof» 11 Hotelzimmer, das «Novum Spa» mit Sauna und Dampfbad, Beauty- und Massagebehandlungen sowie einen neu ausgestatteten Fitnessbereich. Im «Hirschen» befinden sich 10 Hotelsuiten sowie vier Privat-Spa-Suiten. Ergänzt wird das ganze Angebot mit dem Restaurant «Goldener Schlüssel». Ebenso ist das «Hirsch Bistro» wieder für alle Gäste geöffnet.