Sulz
Nägel in Baumstämmen: Ist ein Biberfeind am Werk?

Eine Spaziergängerin entdeckte entlang der Reuss einen Baum, der mit Nägeln gespickt war. Offensichtlich wollte jemand dem Biber Schaden zufügen.

Carla Stampfli
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Biber können laut Pro Natura Nägel im Holz nicht erkennen.

Biber können laut Pro Natura Nägel im Holz nicht erkennen.

Symbolbild/zvg

Als Mirjam Matter in Sulz bei Künten entlang der Reuss spazierte, erblickte sie einen Baum, der Bissspuren eines Bibers aufwies. Beim genaueren Hinschauen sah sie, dass der Stamm mit Nägeln bespickt war. «Rundum waren sicher zehn Nägel eingeschlagen», sagte sie Anfang Woche gegenüber Radio Argovia. Für die Spaziergängerin machte es den Anschein, dass die Fremdkörper angebracht wurden, um dem Biber zu schaden. Aus diesem Grund meldete sie den Vorfall sogleich dem Kanton.

Gegenüber Radio Argovia bestätigte die Sektion Jagd, die für den geschützten Biber verantwortlich ist, die Meldung der Spaziergängerin. Ein Biberspezialist werde den Baum nun untersuchen, die Nägel werden so schnell als möglich entfernt. Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass eine Anzeige gegen unbekannt eingereicht werde.

Wie die Erfahrung von Pro Natura zeige, würden solche Anzeigen aber oft wirkungslos bleiben, sagte Geschäftsführer Johannes Jenny zum Lokalradio. Er appellierte stattdessen an den gesunden Menschenverstand: «Eigenmächtig gegen den Biber vorzugehen, bringt nichts.» Verursache ein Tier Probleme, etwa wenn Staudämme an ungeeigneten Orten entstehen, könne in den meisten Fällen eine Lösung gefunden werden, ohne das Tier zu töten, so Jenny.

«Biber ohne Zähne verhungert»

Für Johannes Jenny sei offensichtlich, dass jemand versucht habe, den Biber zu vertreiben. Denn nur so sei zu erklären, dass ausgerechnet bei einem Baum mit Biberspuren zahlreiche Nägel eingeschlagen sind. Die Folgen sind für den Biber tödlich. «Der Biber kann nicht erkennen, dass sich Nägel im Holz befinden. Er wird sich die Zähne ausbeissen», sagte der Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Und ein Biber ohne Zähne werde früher oder später verhungern und folglich wieder aus der Landschaft verschwinden, so Jenny.

Dass jemand in einem Naturschutzgebiet zu solch drastischen Massnahmen greift, stiess bei Spaziergängerin Mirjam Matter auf grosses Unverständnis. «In einem Naturschutzgebiet sollten Mensch und Biber miteinander leben können.» Sie könne sich nicht erklären, weshalb man einen Baum mit Fremdkörpern bespicken müsse, um dem Tier zu schaden.