Nachdem er bereits aus dem Gemeinderat Mellingen zurückgetreten war, verlässt SVP-Politiker Roger Fessler nun auch per sofort den Grossen Rat. Obwohl Parteipräsident Andreas Glarner ihm den Rücken stärkte.
Roger Fessler ist nun auch als Grossrat zurückgetreten – nur wenige Tage nach seiner Demission als Gemeinderat von Mellingen. Das teilte die SVP Aargau gestern in einem kurzen Schreiben mit. Der Rücktritt erfolge «aus gesundheitlichen Gründen», so die SVP. Fessler hatte sich bereits von der Mellinger Gemeindeversammlung vom Donnerstag aus gesundheitlichen und privaten Gründen abgemeldet.
Die SVP erwähnt die Mellinger E-Mail-Affäre nicht und schreibt: «Die SVP dankt Roger Fessler für die Arbeit, welche er für die Partei und den Kanton geleistet hat und wünscht ihm und seiner Familie alles Gute.» Fessler war seit 2019 Mitglied des Kantonsparlaments. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar. Seinen Facebook-Account, auf dem er sehr aktiv war, hat er mit seinem Rücktritt als Gemeinderat gelöscht. Als solcher war er rund 3½ Jahre im Amt.
Die E-Mail-Affäre war der Grund für den Rücktritt Fesslers als Gemeinderat. Der SVP-Politiker hatte eingestanden, ab Oktober 2019 anonyme E-Mails an verschiedene Medien geschickt zu haben, und entschuldigte sich für sein Fehlverhalten. In diesen Mails trat er teilweise als sachlicher Whistleblower auf, schwärzte teilweise aber auch andere Mitglieder des Gemeinderats an.
Nach seinem Rücktritt als Gemeinderat hatte Fessler noch als Grossrat im Amt bleiben wollen. Er war auch Mitglied der Justizkommission. «Ich halte nichts von einer Rücktrittskultur, bei der man nach einem Fehler alle Ämter niederlegt», hatte er noch vergangene Woche der AZ gesagt.
«Ich persönlich finde nicht, dass er als Grossrat deswegen zurücktreten muss», sagte der Aargauer SVP-Präsident Andreas Glarner im Interview. «Er hat auf der richtigen Ebene die Konsequenzen gezogen. Ob er dann als Grossrat wiedergewählt wird, steht auf einem anderen Blatt.»
Strafbare Konsequenzen dürfte Fessler nicht zu erwarten haben. Für die verbliebenen Mitglieder des Mellinger Gemeinderats war aber klar, dass der Rücktritt unumgänglich war. Es habe sich um einen «klaren Vertrauensbruch» gehandelt, schrieben sie in einer Stellungnahme.
Gemeindeammann Bruno Gretener (FDP) und Vizeammann René Furter (SVP) hatten vor einigen Wochen angekündigt, bei den Gemeinderats-Erneuerungswahlen vom 26. September doch nicht wieder antreten zu wollen, aufgrund von «internen Differenzen, Indiskretionen und nicht abgesprochener Aktivitäten im Gemeinderat». Von Fesslers anonymen E-Mails hatten sie damals noch keine Ahnung. (pz)