Lägern
Wo die 609er während des Zweiten Weltkriegs Dienst taten: Ein Stück Militärgeschichte auf dem Felsgrat der Lägern

Am Mittwoch wurde des Fliegerbeobachtungspostens 609 gedacht, der zwischen 1939 und 1945 nach feindlichen Flugzeugen Ausschau hielt. An der Westseite der ehemaligen Waldschenke wurde eine Kopie einer Erinnerungstafel aufgehängt.

Katrin Brunner
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Rudolf Hauser (l.) und Fritz Gehring mit der Kopie der Erinnerungstafel des Fliegerbeobachtungspostens 609.

Rudolf Hauser (l.) und Fritz Gehring mit der Kopie der Erinnerungstafel des Fliegerbeobachtungspostens 609.

Bild: Katrin Brunner

Im Kränzchen das wir Euch aus Dankbarkeit winden
Da ist ein gar seltsames Blümlein zu finden
Es hat auf der Lägern am schönsten geblüht:
Der Sechshundertneuner fröhlich Gemüt!

So steht’s geschrieben auf der Tafel, die nun – zusammen mit einer kurzen Erklärung – durch eine kleine Gruppe von Interessierten den Besuchern auf der Lägern Hochwacht wieder zugänglich gemacht wurde. Es handelt sich dabei um eine Kopie. Das Original bleibt in sicherer Verwahrung.

Geschrieben und gemalt wurde sie von den Mitgliedern des Fliegerbeobachtungspostens 609, die dort oben während des Zweiten Weltkrieges Dienst taten und Ausschau hielten nach feindlichen Flugzeugen. Damit waren sie nicht allein, gehörte doch dieser Posten zu einem Netzwerk bestehend aus 229 solcher Punkte, die die Flugbewegungen beobachteten, Flugzeuge identifizierten und entsprechende Meldung machten.

Auf der Lägern Hochwacht bestand die Mannschaft im Laufe des Krieges immer aus einem Postenchef und sechs bis acht Männern, die unter einfachsten Bedingungen dort ihren Dienst versahen. Auch oft junge Burschen aus dem Jugendhilfsdienst.

Die freundliche Bewirtung durch den Wirt des damaligen Restaurants Hochwacht schien ihren Dienstalltag etwas besser gemacht zu haben. So entstand die aufwendig gemachte Tafel. Darauf zu sehen, ist, nebst dem sorgfältig geschriebenen Sprüchlein, auch die primitive Unterkunft der Soldaten und ein Flugzeug im blauen Himmel.

Kein Stück fürs Museum

Früher hing dieses metallene «Dankeschön» über dem Ausgang des Restaurants und wurde von den Gästen wohl kaum beachtet. Beim Umbau des ganzen Gebäudes liess Sibylle Hauser, die Eigentümerin der Hochwacht Lägern, diesen metallenen Zeitzeugen in Sicherheit bringen.

Unschlüssig betreffend Zukunft der Tafel informierte sie Fritz Gehring vom Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal und ihren Onkel Rudolf Hauser, der bereits einige Publikationen zu historischen Themen veröffentlicht hat. «Es war von Anfang an klar, die Tafel muss hierbleiben und so Geschichte erlebbar machen», beschreibt Fritz Gehring sein Engagement. Mit dieser Einstellung traf er den Nerv aller Beteiligten.

«Wir zelebrieren die Vergangenheit an diesem Ort», meint auch Sibylle Hauser, die nach eigenen Angaben gern in die Vergangenheit investiert, aber auch in die Zukunft. Dass ihr das gut gelungen ist, zeigt die sorgfältige Renovation des Restaurants Lägern Hochwacht mit dem Erhalt alter und sehenswerter Bausubstanz und des Eisspeichers, der seinen Platz im ehemaligen Atomschutzbunker gefunden hat und zur Wärmegewinnung dient. Aber das ist eine andere Geschichte.

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