Oberrohrdorf
Knatsch um geplante Turnhalle: Filzvorwurf an Gemeinderätin

Im Streit um die 6,5-Millionen-Turnhalle und die Steuererhöhung, die das Unterfangen mit sich führen würde, gerät die zuständige Gemeinderätin Monika Locher unter Beschuss.

Erna Jonsdottir
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Gemeinderätin Monika Locher im Mai 2013 noch vor dem Streit um die Halle: «Hier soll die Halle einst stehen.» Erna Jonsdottir

Gemeinderätin Monika Locher im Mai 2013 noch vor dem Streit um die Halle: «Hier soll die Halle einst stehen.» Erna Jonsdottir

Um zehn Prozent will der Gemeinderat von Oberrohrdorf die Steuern erhöhen, um die geplante dritte Turnhalle zu finanzieren. Vor der entscheidenden Gemeindeversammlung vom 3. Dezember eskaliert jetzt die Kontroverse um das Projekt, das 6,55 Millionen Franken kostet. Die zwei Ortsparteien CVP und FDP gehen frontal aufeinander los – wobei die Freisinnigen auch auf die zuständige CVP-Gemeinderätin Monika Locher zielen.

Ihre Partei stellt sich – zusammen mit den Vereinen – erwartungsgemäss hinter das Projekt. Beschlossen hat sie dies in Anwesenheit ihrer Gemeinderätin Monika Locher. Diese Tatsache stösst der FDP sauer auf – die Partei hat gestern die Nein-Parole beschlossen und schliesst sich damit dem «Komitee für gesunde Finanzen» an.

Monika Locher erntet nicht nur von der FDP Kritik: «Es ist nicht korrekt, dass Locher, die stark mit dem Turnverein TSV Oberrohrdorf verwurzelt ist, das Geschäft vor dem Stimmbürger vertritt», schreibt René Trost, ehemaliger Präsident der Finanzkommission und Mitglied des Komitees für gesunde Finanzen, in einer Mitteilung an die az.

Tatsache ist: Locher und ihr Ehemann sind Mitglieder des TSV, Präsident ist Lochers Bruder André Kaufmann und in der Administration ihr Sohn Alex Locher. «Das stimmt zwar, ich habe aber das Ressort Liegenschaften unter mir und vertrete in der Sache die Anliegen der Stimmberechtigten», dementiert Monika Locher.

Das Volk hätte den Überweisungsantrag und den Projektierungskredit für die Turnhalle bewilligt. «Der Bruttokredit ist ein Antrag des Gemeinderats im Auftrag der Bevölkerung», betont sie. Man müsse unterscheiden können, welchen Hut man an hat. «Ich kann sehr wohl zwischen Privat und Geschäft unterscheiden.»

Das Projekt einem anderen Gemeinderat zu übergeben, sei nie ein Thema gewesen. «Der Gemeinderat sieht darin kein Problem.» Es würden mehrere Vereine hinter dem Projekt stehen und Drahtzieherin seien die Sporttreibenden Vereine und nicht der TSV.

Die Gegner sind aber auch über die Argumentation der Ja-Parole von der CVP verärgert. az-Leser Claus Bornholt kritisiert deren Haltung aufs Schärfste. Konkret: Die CVP schreibt in ihrer Mitteilung, dass Niederrohrdorf in einigen Belangen attraktiver sei. «Meint man die Nachbargemeinde, mit der man vor einigen Jahren auf gar keinen Fall fusionieren wollte?», ärgert sich Bornholt. Für ihn steht fest: «Jetzt versucht man, den Fehlentscheid von damals durch den Bau einer dritten Turnhalle zu korrigieren.»

Locher: «Diese beiden Sachen kann man doch nicht vermischen. Es ist eine Tatsache, dass Niederrohrdorf aufgeholt hat.» Die dritte Turnhalle werde Oberrohrdorf aufwerten. Um den Nachwuchs macht sie sich keine Sorgen, auch wenn in Oberrohrdorf keine grossen Bauvorhaben anstehen und auch keine Baulandreserven mehr vorhanden sind. «Die Kinderzahl steigt.»

Flyer sollen Klarheit bringen

Stark machen sich auch andere Befürworter und Gegner: Die Vereine haben bereits einen Flyer mit der Ja-Parole verschick. Mit derselben Waffe kämpft jetzt das Gegnerkomitee: Am Donnerstag werden die Einwohner von Oberrohrdorf einen Flyer im Briefkasten vorfinden, mit sechs Gründen, gegen dieses Projekt zu stimmen:

Die Gegner befürchten, dass sich die Gemeinde mit diesem «masslos überrissenen Kredit» überschuldet und der nächsten Generation einen Schuldenberg hinterlässt. Weiter raten sie ab, weil die Turnhalle nicht von der Schule benötigt werde, deshalb keine Subventionen vom Kanton zu erwarten seien und die Halle sowieso nur ein Bedürfnis der Vereine sei.

Ganz anders die Botschaft der Vereine: Sie glauben, dass Oberrohrdorf ohne diese Halle zur Schlafgemeinde wird. «Auch mit einem Steuerfuss von 93 Prozent bleiben wir steuerlich attraktiv», ist dem Flyer zu entnehmen.