Baden/Wettingen
Dreiste Räuber haben Grabschmuck mit Hammer abgeschlagen

Mehrere bronzene Gefässe und Statuen sind in den letzten Wochen von Friedhöfen in Baden und Wettingen verschwunden. Nicht nur private Grabstätten sind betroffen.

Roman Huber
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Weggeschlagen und geraubt: Die beiden Kraniche auf dem Brunnen im Friedhof Liebenfels.

Weggeschlagen und geraubt: Die beiden Kraniche auf dem Brunnen im Friedhof Liebenfels.

Roman Huber

Pietätloser geht es wohl nicht mehr: Nach den Bronze-Krähen auf dem Geländer der Siggenthaler Brücke geht der Raubzug unbekannter Täterschaften nun in einigen Friedhöfen weiter.

Gezielt sind in den vergangenen Wochen in Baden auf dem Friedhof Liebenfels sowie auf den Wettinger Friedhöfen St. Sebastian und Brunnenwiese bronzene Gefässe und Statuen gestohlen worden. Diese wurden offensichtlich gewaltsam weggerissen oder mit einem Hammer abgeschlagen.

Angehörige sind schockiert

Bei den betroffenen Badener Grabstätten handelt es sich um solche stadtbekannter Persönlichkeiten, unter anderem um das Grab des 1994 verstorbenen team-Politikers und Kantonsschullehrers Jörg Weber sowie um dasjenige des 2006 verstorbenen Architekten Adi Leimbacher.

Die Angehörigen sind schockiert. «Am Pfingstmontag habe ich entdeckt, dass von der Statue nur noch der Fuss vorhanden war», erzählt Rechtsanwalt Markus Leimbacher, Sohn des Verstorbenen, empört. Es war eine besondere Statue, geschaffen von Eduard Spörri, den Adi Leimbacher zu seinen Lebzeiten selber gekannt hatte.

Abgeschlagene Spörri-Statue beim Grab von Maria und Adi Leimbacher.

Abgeschlagene Spörri-Statue beim Grab von Maria und Adi Leimbacher.

Roman Huber

«So etwas stimmt im ersten Augenblick sehr traurig», sagt Leimbacher weiter. Er habe zuerst an einen Vandalenakt gedacht. Auch habe er sich überlegt, ob er eine Strafanzeige gegen unbekannt einreichen solle. «Ich werde darauf verzichten. Meine Frau und ich werden die schöne Statue nun in Gedanken vor unseren Augen behalten», fügt Leimbacher an. Auch Franziska Weber ist entsetzt über den Raub der Statue am Grab ihres verstorbenen Mannes. Sie hat von dieser Zeitung davon erfahren.

Bronze kommt gleich nach Kupfer

Zwischen Fr. 3.50 und 4.50 gibt es für das Kilo Bronze, eine Legierung von Kupfer und Zinn. Mit andern Worten: Aus gestohlener Bronzeware lässt sich Geld machen. Von den herkömmlichen Schwermetallen ist nur gerade Kupfer (Fr. 4.50 bis 5.–) wertvoller. Dies erklärte Ruedi Stüssi von der Ferro AG in Baden.

Die Ferro AG hat mehrheitlich ihre Lieferanten. Wenn Private Altmetall anbieten, würde man die Ware genau anschauen, erklärt Stüssi. «Es gibt allerdings keine Nachweispflicht für solche Ware», erklärt der Altmetall-Spezialist. Laut seiner Einschätzung gebe es auch Händler, die ungesehen solche Ware zweifelhafter Herkunft entgegennehmen würden. Ausserdem können solche Bronzestatuen bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt werden.

Bei der Kantonspolizei ist laut Mediensprecher Roland Pfister derzeit keine spezielle Häufung solcher Diebstähle bekannt. «Vor zwei bis drei Jahren gab es vor allem einige Fälle von Kupfer-Diebstahl», so Pfister.

Nicht nur private Grabstätten sind betroffen. Beim Brunnen nahe dem Eingangstor zum Friedhof Liebenfels sind von den beiden Kranichen nur noch die Füsse auf dem Podest. «So etwas ist himmeltraurig», sagt Badens Werkhofchef Thomas Stirnemann. Auf dem weiträumig angelegten Friedhof Liebenfels sei es nahezu unmöglich, solches zu verhindern.

«Wir haben auch nicht den Überblick über alle Grabstätten, sodass wir solche Diebstähle oft erst feststellen, wenn einige Zeit vergangen ist», erklärt Stirnemann. Dies zu verhindern, sei nahezu unmöglich. Nach seiner Meinung würden Überwachungskamera auf dem Friedhof kaum goutiert. Laut Stirnemann ist Metall begehrt. So würde bei der offiziellen Metall-Abfuhr das Sammelgut an der Strasse regelrecht geplündert.

Anders wird es in Wettingen gemacht: «Wir haben nach diesen Vorfällen die Patrouillentätigkeit verstärkt», sagt Michael Krassnig, stellvertretender Chef der Regionalpolizei Limmattal. «Wir kontrollieren jeweils auch verdächtige Fahrzeuge, die in der Umgebung parkiert sind und hatten dabei in einem andern Fall schon einen Erfolg verbuchen können», so Krassnig.

Ermittlungen sind im Gange

Bei den Diebstählen in Wettingen führt die Kantonspolizei die Ermittlungen. In Baden ist es die Stadtpolizei. «In den Fällen, die uns gemeldet wurden, laufen die Ermittlungen», sagt Martin Brönnimann, Chef Stadtpolizei Baden. Diese würden sich allerdings sehr schwierig gestalten.