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In Wettingen und Neuenhof befinden sich beliebte Strassen für junge Männer, die dort ihre getunten Autos demonstrieren. Das können und wollen sich einige Anwohner nicht mehr anhören, die Polizei will nun entschlossener durchgreifen.
In Wettingen und Neuenhof befinden sich beliebte Strassen für junge Männer, die andere Menschen gerne daran teilhaben lassen, was ihre getunten Autos so hergeben. Doch nicht allen gefällt dieses Gebaren. Nach vermehrten Lärmklagen aus der Bevölkerung will die Regionalpolizei Wettingen-Limmattal laut Medienmitteilung nun entschlossener durchgreifen und an der Wettinger Land- wie auch an der Neuenhofer Zürcherstrasse häufiger Kontrollen durchführen. Sie richten ihr Augenmerk dabei nicht nur auf den Fahrzeugzustand und die Geschwindigkeit, sondern auch auf übermässigen Lärm.
Für letzteren gibt es für die Polizei eine gesetzliche Handhabe. So ist in Artikel 33 der Verkehrsregelungsverordnung (VRV) festgehalten, dass vermeidbarer Fahrzeuglärm speziell nachts und in Wohngebieten zu unterlassen ist. Darunter gehören unnötiges Laufenlassen des Motors, zu schnelles Beschleunigen oder das fortgesetzte unnötige Herumfahren in Ortschaften. «Die Zurschaustellung von sportlichen und aufgemotzten Fahrzeugen durch mehrfaches Hin- und Herfahren auf der Landstrasse ist verboten und stellt einen Strafbestand dar», erklärt Roland Jenni, Kommandant der Regionalpolizei.
Was aber in der Schweiz grossen Spielraum habe, sei Tuning-Zubehör. «Da ‹klöpft› es manchmal extrem laut aus dem Auspuff», erzählt Jenni, «und das ist zum Teil nicht einmal verboten.» Die Regionalpolizei fände in Fahrzeugausweisen immer wieder «haufenweise Einträge des Strassenverkehrsamts.» Heutzutage dürfe man relativ viel, um sein Auto aufzurüsten, so Jenni.
Dagegen können sie natürlich nichts unternehmen, aber: «Wir können eine unserer Hauptaufgaben wahrnehmen und für Ruhe und Ordnung sorgen.» Dies machen sie mit Ermahnungen, Verwarnungen und Verzeigungen. Nur sei die Beweislast bei Lärmklagen oftmals ein schwieriges Unterfangen. Jenni empfiehlt deshalb Anwohnern, die sich gestört fühlen, sich sofort bei der Polizei zu melden: «Nur so haben wir eine Chance, rechtzeitig am Ort des Geschehens aufzutauchen.»
Laut den Anwohnern, die Lärmklage eingereicht hatten, steigern Fahrer vielfach am späteren Abend den Lärmpegel ihrer aufgemotzten Autos. Sie würden sich einen Spass daraus machen, auf den Hauptverkehrsachsen mehrmals auf und ab zu fahren, so Jenni. Im Bereich von Einmündungen und Kreiseln werde brüsk abgebremst und wieder stark beschleunigt. Das stört die Bewohner entlang der Land- und der Zürcherstrasse und werde als allgemeine Ruhestörung empfunden. Aber auch Anwohner in kleineren Quartieren oder aus anderen Gemeinden fühlen sich durch unverhältnismässigen Autolärm massiv gestört. So schrieb Fritz Erni aus Nussbaumen in einem Mail an die AZ, dass sich bei der Coop-Tankstelle junge Leute mit ihren getunten Autos treffen: «Danach demonstrieren sie beim Wegfahren ihre Lärmboliden», das höre man bis nach Kirchdorf hinunter, ist er sich sicher.
Auch die Stadtpolizei Baden ist mit dem Lärm-Problem konfrontiert. Laut dem stellvertretenden Kommandanten Max Romann hätten sie aber aktuell wenig damit zu tun: «Im Sommer war es bei uns besonders am Bahnhofplatz in Baden problematisch.» Mit den erlaubten Klappenauspuffen würden junge Autofahrer viel Lärm verursachen. «Wir haben im Sommer dort vermehrt Autos kontrolliert», so Romann. Seit es aber kälter geworden sei und schneller dunkel werde, sei das kein Problem mehr.
Das empfindet auch Regionalpolizei-Kommandant Jenni so: «Übermässiger Autolärm ist ein saisonales Phänomen. Im Winter verschwindet das wieder.» Das würden sie so ähnlich auch bei einer anderen Thematik so erleben: Dem Littering, das ebenfalls vor allem in den Sommermonaten vorkomme.