Nach 49 Jahren gibt das Autocenter Baschnagel in Wettingen den Handelsvertrag für Audi ab. Geschäftsführer René Fischer erklärt, warum man die Automarke aber weiterhin verkauft.
«Nach 49 Jahren, in denen wir den Audi-Handel und den Audi-Service in der Region Baden-Wettingen betreuen durften, geben wir den Handelsvertrag für diese Marke ab», hat das Wettinger Autocenter Baschnagel seinen Kunden in einem Brief mitgeteilt. Das Unternehmen wird aber weiterhin Audis verkaufen. Die az hat mit Geschäftsführer René Fischer über die Hintergründe gesprochen.
«Die Hersteller setzen alles daran, damit ihre Fliessbänder nicht still stehen», sagt Fischer. Das bedingt, dass die neu fabrizierten Fahrzeuge möglichst schnell verkauft werden. Deshalb müsse der Importeur Abnahmeverpflichtungen eingehen und er gäbe den Verkaufsdruck an die Händler wie Baschnagel weiter. «Das ist bei allen Marken so», sagt Fischer. Besonders sei die Situation bei den in der Schweiz sehr beliebten deutschen Marken: «Als Händler müssen wir alle strenge Standards erfüllen.» Dazu zählt auch eine Mindestzahl an Lagerfahrzeugen. Der Händler muss diese Autos kaufen: «Das führt zu einem hohen gebundenen Kapital, das wir auch verzinsen müssen. Bei uns sind dies mehrere Millionen Franken.»
Alle diese Überlegungen haben Fischer zur Aufgabe des Audi-Handelsvertrages bewogen. «Wir bleiben aber offizieller Servicepartner von Audi und erfüllen dafür alle geforderten und relevanten Standards», betont Fischer und ergänzt: «Die Kunden haben keine Nachteile, weder beim Service noch bei der Garantie.» Beim Neuwagenverkauf beginne für Baschnagel aber eine neue Ära: «Rein rechtlich gesehen werden wir nun Vermittler, für die Kunden ändert sich indes nichts.» Denn Baschnagel vermittelt Fahrzeuge eines befreundetes Unternehmen. Dieses wiederum kauft die Fahrzeug beim Schweizerischen Generalimporteur. «Wir werden wie bisher die Verkaufsanforderungen erfüllen, sind aber nicht mehr zu einer Lagerhaltung verpflichtet.» Die Fahrzeuge, die bei einem Händler in der Ausstellung stehen, muss dieser kaufen. Solange er sie nicht verkaufen kann, binden sie sein Kapital.
Zudem kaufen die Kunden im oberen Preissegment immer weniger Autos von Platz weg, sondern wählen aus den vielfältigen Optionen ihr individuelles Modell aus. Es sei denn, der Händler macht erhebliche Eingeständnisse im Preis, was jedoch aufgrund der sehr geringen Marge kaum möglich ist. Zudem sind die sehr flexibel produzierenden Autofabriken meist in der Lage, innert weniger Wochen das Wunschfahrzeug zu fabrizieren.
Volkswagen als führende Marke
Am Baschnagel-Hauptsitz in Wettingen ist VW die dominierende Marke. «Wir glauben an VW, die Marke ist enorm innovativ», sagt Fischer. «Anfangs 2015 wird ein VW Golf mit einem Plug-in-Hybridantrieb auf dem Markt kommen. Ihm folgt im Frühsommer der VW Passat mit dem gleichen Antriebssystem.» Dieses Auto wird zwei Motoren haben, einen Elektromotor, ideal im Agglomerationsverkehr, und einen Benzinmotor, mit dem auch grössere Distanzen bewältigt werden können. So sind Reichweiten von ungefähr 900 Kilometer kein Problem mehr. Skeptischer ist Fischer gegenüber reinen Elektroautos: «Ihre Reichweite ist noch mangelhaft und es fehlt im Moment die Infrastruktur, um die Batterien aufladen zu können. Um mit Elektroautos erfolgreich zu sein, sollte man aus den Fehlern mit gasangetriebenen Fahrzeugen lernen.» Als Lösung sieht Fischer eine Kooperation der Autobranche mit den Gemeindewerken: «Sie verfügen über die notwendigen Stromnetze, auf dieser Basis Ladestationen eingerichtet werden könnten.»
Neulenker kaufen weniger Autos
Einen, wenn auch leichten Trend, weg vom eigenen Auto zeigt die kantonale Fahrzeugstatistik. Fischer hat daraus die Zunahme der Fahrzeuge, der Einwohner und der Führerausweise unter die Lupe genommen. In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der Fahrzeuge bis 1,3 Prozent pro Jahr stärker gewachsen als die Einwohnerzahl. Im Gegensatz zu früher anderes lag das jährliche prozentuale Wachstum der Fahrzeuge hinter dem der Führerausweise zurück. «Das zeigt, dass nicht mehr jeder der den Führerausweis erworben hat, sofort ein Auto kauft. Als Vater weiss er, dass die jungen Fahrer und Fahrerinnen viel öfters unter sich Autos ausleihen. «Die individuelle Mobilität hat aber nach wie vor einen sehr hohen Stellen wert», ergänzt Fischer.