Baden
Nachfolge von Brigitta Luisa Merki steht fest: «Wir glauben, dass wir gemeinsam nach den Sternen greifen können»

Das Oederlin-Areal in Baden ist Schauplatz einer Stabübergabe: Filipe Portugal wird ab 2024 neuer künstlerischer Leiter von Tanz & Kunst Königsfelden.

Elisabeth Feller
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Dieses Trio strahlt um die Wette: Brigitta Luisa Merki (Mitte) wird flankiert von ihrem Nachfolger Filipe Portugal und dessen Assistentin Salomé Martins.

Dieses Trio strahlt um die Wette: Brigitta Luisa Merki (Mitte) wird flankiert von ihrem Nachfolger Filipe Portugal und dessen Assistentin Salomé Martins.

Bild: Alex Spichale

Brigitta Luisa Merki wäre nicht Brigitta Luisa Merki, würde sie ihren Abschied von Tanz & Kunst Königsfelden (T&KK) im Oederlin-Areal nicht auf eine besondere Weise einläuten. Sie stampft mit dem Fuss im grossen Probenraum auf den Boden: «Währschaft», sagt sie lächelnd und fügt sogleich hinzu, dass auf diesem Boden die vielen Produktionen der 2020 aufgelösten Truppe Flamencos en route und all jene für die von Merki 2007 ins Leben gerufene, mittlerweile zum Leuchtturm geadelte Kulturinstitution Tanz & Kunst Königsfelden entstanden sind.

Seit 2020 ist das ebenfalls von Merki initiierte Residenzzentrum tanz+ an diesem «Ort von unschätzbarem Wert» beheimatet: ein eigenständiges Gefäss mit Studios und Gästehaus für Tanz, Choreografie, Musik und Performing Art unter dem Vereinsdach des Kulturleuchtturms Tanz & Kunst Königsfelden. Auch dieses ist mit bis anhin 140 Bewerbungen aus dem In- und Ausland eine Erfolgsgeschichte, die nach einer dreijährigen Pilotphase nächstes Jahr fester Bestandteil der Tanzszene sein wird.

Damit ist es nicht vorbei, aber es gibt eine Zäsur: Brigitta Luisa Merki übergibt nach 40 Jahren unermüdlichen Engagements für den Tanz die Gesamtleitung von Tanz & Kunst Königsfelden 2024 einer jungen Generation. Sie selbst bleibt bis Ende 2023 noch im Amt.

Neuer Leiter stellt sich als Choreograf gleich selbst vor

Der Übergang kommt nicht plötzlich, er wurde seit drei Jahren vorbereitet. Dass es allerdings schwierig sein würde, eine derart vielseitige, international vernetzte und visionäre Persönlichkeit wie Brigitte Luisa Merki zu ersetzen, war insbesondere Thomas Koller, Präsident des Vereins T&KK. klar. Koller betonte am Montag, wie zentral die Frage nach der Weiterentwicklung von T&KK gewesen sei. Binsenwahrheit: Nur im (tiefgreifenden) Wandel liegt eine fruchtbare Zukunft.

Also wurde bedachtsam eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht – und schliesslich gefunden: Filipe Portugal heisst der 1978 in Lissabon geborene portugiesisch-schweizerische Merki-Nachfolger, der sich bei der kommenden Produktion «Heimlich seufzen die Winde» in der Klosterkirche Königsfelden gleich selbst als Choreograf vorstellen wird.

Ihm als Assistentin zur Seite steht Salomé Martins – auch sie eine Portugiesin – die unter anderem als Solotänzerin am Theater Luzern engagiert war. Viel sagen wollen die beiden im Moment nicht. Sie strahlen schlicht um die Wette und Portugal versichert: «Wir glauben, dass wir gemeinsam nach den Sternen greifen können.»

Nährboden für Künstlerinnen und Künstler

Das traut man Filipe Portugal auch zu. Dem Schweizer Ballettpublikum wird der gebürtige Portugiese vor allem als Erster Solist beim Ballett Zürich unter Heinz Spoerli und Christian Spuck in lebhafter Erinnerung sein. Beide Ballettdirektoren vertrauten diesem Tänzer grosse, charakterstarke Rollen an.

Aber Portugal erwies sich in seinen mehr als zehn Stücken für die Zürcher Compagnie und das Junior Ballett auch als spannender, feinfühliger Choreograf. Mit welchen Grossen er vor und in seiner Zürcher Zeit gearbeitet hat, liest sich wie ein «Who is who» der Tanzszene mit Namen wie etwa Jiri Kylian, Mats Ek, William Forsythe, Hans van Manen, Crystal Pite oder Edward Clug.

Kurzum: Filipe Portugal ist ein Nachfolger, wie ihn sich Brigitta Luisa Merki wünscht. Noch einmal kommt sie auf den am Anfang erwähnten Boden zurück und sagt Sinnbilder schaffend: «Wir haben den Nährboden geschaffen für Künstlerinnen und Künstler und nun gilt es, diesen gezielt zu pflegen.»