Dieses Jahr fand der traditionelle Fondue-Plausch des Christlichen Sozialwerks Hope Baden im Brennerschopf von Humbel statt. Hierherkommen auch diejenigen, die von Gesellschaft, Familie oder Angehörigen ausgegrenzt werden, um Heiligabend zu geniessen.
Das Winterdorf auf dem unteren Bahnhofplatz in Baden war schon immer ein Schmelztiegel für Menschen mit unterschiedlichsten Lebenshintergründen. In der Fonduehütte stossen Familien und Geschäftsleute auf die Feiertage an. An der offenen Feuerstelle grillieren Väter mit ihren Kindern Würste. Inmitten von Tannenbäumen und weihnachtlicher Dekoration herrscht immer eine besondere Stimmung.
Tradition hatte dabei seit über zehn Jahren die offene Holzhütte mit Heizung, die Menschen am Rande der Gesellschaft etwas Wärme und Unterschlupf bot. «Letztes Jahr wurde sie vermehrt zum Drogendealen missbraucht. Deshalb haben wir für dieses Weihnachtsfest darauf verzichtet», sagt Deborah Schenker, die seit zwei Jahren Geschäftsleiterin des Christlichen Sozialwerks Hope in Baden ist. Es würde nach neuen Lösungen gesucht. Und die Gassenarbeiter sind wie immer unterwegs und bieten an kalten Tagen Gratissuppe an.
Das Fondue-Essen vom 24. Dezember fand diesmal im Brennerschopf von Humbel statt. Die Dekoration mit kunstvoll gefalteten Papiersternen stammt aus der Beschäftigungsgruppe, die das Hope für Armutsbetroffene, Suchterkrankte oder einsame Individuen anbietet. «Wir gestalten pro Jahr unter anderem Tausende von wunderschönen Karten und haben regelmässig Aufträge von Firmen aus der ganzen Region», zeigt sich Schenker stolz. Alle, die mitarbeiten, bekommen pro Tag einen Essensbon für ein Viergangmenu im Restaurant Hope.
Und den haben viele dringend nötig. «Ohne diese Initiative wäre ich verloren», sagt eine Besucherin beim Fondue-Plausch. Sie ist geschieden, arbeitslos, hat vier Kinder und lebt am Existenzminimum. Einsamkeit und Ausgrenzung sind für sie wie auch viele der Anwesenden ein grosses Problem. «Ob Suchterkrankung, psychische Probleme oder Armutsbetroffenheit, für uns gibt es keine hoffnungslosen Fälle», sagt Schenker. Kraft bei ihrer Arbeit gibt ihr der christliche Glaube, auf dem das Hope basiert. Und die Überzeugung: «Weihnachten ist ein Fest für alle. Auch für Obdachlose, Geflüchtete und sämtliche Seelen, die sich zurzeit einsam fühlen.»
Estera Hasler, Gassenarbeiterin beim Hope, kam mit der ganzen Familie zum Brennerschopf, um Heiligabend zu geniessen. «Ich lerne bei meiner täglichen Arbeit spannende Leute mit schicksalhaften Geschichten kennen», erzählt sie. Viele seien ausgegrenzt von der Gesellschaft, Familie und Angehörigen. «Wir moralisieren nicht. Begegnen ihnen auf Augenhöhe und hören einfach zu.» Simon arbeitet seit Mai in der Küche des Restaurants. Er hat selber eine schicksalhafte Geschichte hinter sich und sagt: «Im Hope bin ich glücklich und sehe täglich, dass ich Menschen helfen kann.»
«Zu uns kommen viele junge Menschen, die schon ein paar Lehren abgebrochen haben und sich nichts mehr zutrauen. Dann setzen wir sie in unserer Gastronomie ein und sie schöpfen wieder Mut. Einige haben danach wieder einen Job gefunden.»
Diese Beispiele sind zwar rar. Aber Schenker sieht den Erfolg auch in winzig kleinen Schritten. «Wer denkt, morgen höre ich auf mit Drogen oder Alkohol, finde einen Job und eine Wohnung, setzt sich selber unter Druck. Die Enttäuschung, es nicht geschafft zu haben, liegt nah. Es sind kleine Weiterentwicklungen, die zählen. Und auch, wenn gewisse Einschränkungen bleiben, kann man trotzdem Liebe empfangen und stolz auf sich sein.»