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Aargau
Wieso noch mehr Strom produzieren, wenn es doch eigentlich darum ginge, weniger zu verbrauchen? Diese Frage stellt sich Gallus Cadonau, Geschäftsführer von der Solar Agentur Schweiz. Die Antwort scheint einfach.
Angesichts der in der Schweiz sehr emotional geführten Debatte über einen allfälligen Ausstieg aus der Atomenergie und den möglichen Energieengpässen eine berechtigte Frage, die sich Gallus Cadonau von der Solar Agentur Schweiz stellt und auch ganz einfach beantworten liesse: «Ein Gebäude, das dank seiner Bauweise wenig Energie verliert, muss auch nur wenig Energie zuführen», sagt er. Es bliebe daher nur noch ein geringer Restenergiebedarf zu decken. Beispielsweise mit Solarstrom (siehe Box).
Dafür seien eine kompakte Gebäudeform und eine hohe Dämmstärke (Dach, Wände, Fenster) jedoch absolut unerlässlich. «Wärmebrücken - Stellen in der Konstruktion, wo Wärme schneller abgeleitet wird als bei anderen Flächen des Gebäudes - verschlechtern die Dämmwirkung des Gebäudes und sind deshalb zu vermeiden», sagt Cadonau. Es braucht dergestalt nicht mehr Strom - sondern alternative Energien und effizienteres Bauen.
Im Widerspruch zum Bundesgesetz für Raumplanung
Bei der Energieeffizienz und beim Bau von Photovoltaik-Anlagen habe man in der Schweiz einen grossen Nachholbedarf, ist sich Cadonau sicher. Gemäss Solar Agentur Schweiz (siehe Box) zählt beispielsweise Zürich zu jenen Kantonen, in denen der Bau von Photovoltaik-Anlagen schwierig ist. Grund dafür sind kommunale Bauordnungen, die zum Schutz von Ortsbildern keine Eingriffe in der Dachlandschaft erlauben - weder bei historischen Gebäuden noch bei Neubauten.
Im Widerspruch dazu sieht das Bundesgesetz für Raumplanung jedoch vor: «In Bau- und Landwirtschaftszonen sind sorgfältig in Dach- und Fassadenflächen integrierte Solaranlagen zu bewilligen, sofern keine Kultur- und Naturdenkmäler von kantonaler oder nationaler Bedeutung beeinträchtigt werden.» Laut Cadonau kommen rund die Hälfte der schweizweit abgewiesenen Baugesuche für Solaranlagen aus dem Kanton Zürich.
Besser sieht es derweil im Kanton Aargau aus. Dort gebe es lediglich mit ein bis zwei Baugesuchen «ein Problem», versichert Cadonau, ansonsten würden Solaranlagen bewilligt, so wie es vom Bundesgesetz für Raumplanung verlangt würde.
Keine umweltverträgliche Energieversorgung gewährleistet
Für das Energienutzungspotential im Gebäudebereich stehen ab 2010 rund 200 Millionen Franken aus der CO2-Abgabe zur Verfügung. Bei jährlichen Wohn- und Geschäftsbauinvestitionen von weit über 40 Milliarden Franken machen die 200 Millionen CO2-Sanierungsbeiträge lediglich 0,5 Prozent aus.
Die gemeinnützige «Arbeitsgemeinschaft Solar 91 für eine energieunabhängigere Schweiz» (heute: Solar Agentur Schweiz) wurde 1990 gegründet. Sie strebt in jeder der rund 3000 Schweizer Gemeinden mindestens eine Solaranlage von 1 kW bis 10 MW an. Die ARGE Solar 91 lancierte deshalb den Schweizer Solarpreis. Im Rahmen dieses nationalen Projektes wurden Gemeinden, Privatunternehmungen und Einzelpersonen aufgefordert, Solaranlagen zu bauen, und zwar explizit ohne Grünflächen zu beanspruchen. (sza)
Mit über 80 Prozent importierten, nicht erneuerbarer Energien, die mehr als 45 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und radioaktive Abfälle verursachen sowie jährlich mehr als 13,6 Milliarden Franken kosten, sei weder eine ausreichende noch breitgefächerte, sichere oder umweltverträgliche Energieversorgung gewährleistet, ist sich Cadonau sicher.
Anreize für Hauseigentümer fehlen
«Zusammengefasst bedeutet dies, dass die Bevölkerung die massive Beeinträchtigung oder Zerstörung von Erholungs-und Flusslandschaften und weitere Atomkraftwerke einerseits mit Milliarden von Franken subventioniert», betont Cadonau. Andererseits fehlten die Anreize für Hauseigentümer- und Mieter, um die Gebäude mit dem 60 Mal grösseren Energiepotential energieeffizient zu sanieren und die einheimischen Energien sinnvoll zu nutzen.
Stattdessen, so Cadonau, werden jährlich 13,4 Milliarden Franken für die Energieimporte an die arabischen Staaten und Russland überwiesen.