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Im Stadtbüro liegt eines der wichtigsten Aarauer Strassenbauprojekte der laufenden Legislatur auf: die Umgestaltung der Vorderen Vorstadt. Künftig gilt hier, wie auch am Graben, Tempo 20. Der Rain wird ebenfalls in das neue Regime miteinbezogen.
Diese wird nicht nur gemacht, weil der heutige Pflasterstein-Belag sehr schadhaft ist, sondern auch, weil die Strasse zur Begegnungszone werden soll. Und in der Begegnungszone gilt: Fussgänger haben überall Vortritt. Nur am Südende der Vorderen Vorstadt, direkt beim Aargauer Platz, verbleibt ein Fussgängerstreifen, alle anderen kommen weg.
Seit die Altstadt verkehrsfrei ist, hat der durchschnittliche tägliche Verkehr auf der Vorderen Vorstadt von 11 500 auf etwa 8000 Fahrzeuge abgenommen. Die Fahrbahn ist heute 8,5 bis 11 Meter breit und «für die heutige und künftige Nutzung überdimensioniert», heisst es im Projektbericht. Demgegenüber sind die Trottoirs nur 1,75 bis 2,5 Meter breit – «sehr bescheiden». Das soll mit der Umgestaltung nun ins Gegenteil verkehrt werden: Die Fahrbahn, zweispurig und mittig angelegt, soll künftig maximal sieben Meter breit sein, dafür gibts grosszügige Fussgängerbereiche vor den Häusern, die teilweise Aussennutzungen durch die Geschäfte zulassen. Konkret sollen die Seitenbereiche «zugunsten des Langsamverkehrs und weiterer Nutzung maximal breit gehalten» werden können», so der Projektbeschrieb, der dem Baugesuch beiliegt. Auf der Ostseite gibt es einen breiten Rinnestreifen.
Die heutige Pflästerung wird durch Asphalt ersetzt, das sei «kostengünstig, geräuscharm und praktisch». Fixe Bänkli und dergleichen gibt es nicht, damit die Gasse flexibel nutzbar bleibt.
In der Vorderen Vorstadt fallen alle Auto-Parkfelder für den Warenumschlag weg; Anlieferung und Warenumschlag sei in den Seitenbereichen möglich, heisst es im Projektbericht. Am Rain wird es weiterhin Parkplätze geben, teils müssen sie während der Bauphase temporär aufgehoben werden.
Es wird mit einer Bauzeit von gesamthaft acht bis neun Monaten gerechnet. Der Verkehr in der Vorderen Vorstadt wird etwa fünf Monate lang als Einbahnverkehr geführt und teils über den Rain umgeleitet. Während der Bauphase 3, wenn das Teilstück zwischen Abzweigung Rain und dem Graben gebaut wird, gibt es kein Durchkommen. Der Verkehr – inklusive Bus – wird grossräumig umgeleitet. Diese Phase soll im Sommer stattfinden und zwei bis drei Monate dauern. In der Bauphase 4 (Umgestaltung Einlenkerbereich Rain) wird über den Rain ein Fahrverbot verhängt.
Bus und Postauto sind während der Bauphasen 1 und 2 nur leicht betroffen. Während der Bauphase 3 werden sie grossräumig umgeleitet (Haltestellen Kunsthaus und Holzmarkt nicht in Betrieb).
Die Kosten belaufen sich auf rund 1,8 Mio. für die Strassensanierung und 3,93 Mio. für Hochwasserschutzmassnahmen am unter der Strasse verlaufenden Stadtbach. Letztere sind im Herbst 2018 vom Einwohnerrat genehmigt worden. Der Auftrag, die Hochwasserschutzmassnahmen auch gleich anzupacken, trug dazu bei, dass das Projekt «Vordere Vorstadt» mittlerweile rund drei Jahre verspätet ist.
Dass die Vordere Vorstadt einiges weniger romantisch daherkommen wird als die Altstadt, hat der Einwohnerrat bewusst entschieden. Denn während der Kreditberatungen kam sowohl das Thema «Pflastersteine» als auch das des Stadtbachs auf.
Dass Aarauer an Pflastersteinen hängen, zeigte sich schon 2003 bei der Kreditabstimmung für die Sanierung der Altstadtgassen. Dass diese an der Urne zunächst scheiterte, lag unter anderem daran, dass die Pflastersteine hätten durch Asphalt ersetzt werden sollen. Für die Vordere Vorstadt liess der Stadtrat zwar eine erneute Pflästerung prüfen, er entschied sich dann aber dagegen. In der Maximalvariante wären Mehrkosten von knapp 1,3 Mio. Franken entstanden. Im Einwohnerrat rief das Bedauern hervor, aber keinen grossen Widerstand.
Auch eine Öffnung des Stadtbachs analog zu den Altstadtgassen war im Einwohnerrat ein Thema – sogar zweimal. Erste Bestrebungen für die Offenlegung scheiterten in der Projektierungsphase (2014) deutlich, primär aus finanziellen Gründen. Als der Kredit für die Hochwasserschutz-Massnahmen 2018 in den Einwohnerrat kam, versuchte Ueli Hertig (Pro Aarau), mit einem Rückweisungsantrag doch noch eine Stadtbach-Öffnung zu erreichen. Vizestadtpräsident Werner Schib warnte dieses Mal nicht nur vor Mehrkosten, sondern auch vor weiteren erheblichen Verzögerungen eines Projekts, auf das insbesondere viele ansässige Detaillisten schon lange warten. Der Rückweisungsantrag wurde hauchdünn mit 24 Ja zu 25 Nein abgelehnt. (NRO)