Aarau-Rohr
Zu grosszügiger Bau? Stadt fand keinen Kita-Betreiber

In Aarau Rohr musste das Submissionsverfahren gestoppt werden, weil die Miete zu hoch war.

Nadja Rohner
Drucken
Das Projekt besteht aus zwei Gebäuden: eins für den Kindergarten und eins für Kita/Hort.

Das Projekt besteht aus zwei Gebäuden: eins für den Kindergarten und eins für Kita/Hort.

Visualisierung: nightnurse imagesi

2011 verlangte eine Motion vom Stadtrat Aarau, die Einführung von Tagesstrukturen im Stadtteil Rohr dringend an die Hand zu nehmen, der Bedarf sei gross. Es ging den Motionären auch darum, dass Rohr, damals frisch eingemeindet, ein gleichwertiges Fusta-Angebot bekommt wie die übrigen Stadtteile. Man beschloss, auch gleich den Kindergarten neu zu bauen. Im vergangenen September konnte den Stimmbürgern endlich ein Baukreditantrag unterbreitet werden. Die 7,491 Mio. Franken wurden mit 5327 Ja zu 1622 Nein bewilligt. Geplant ist ein Bezug der neuen Gebäude per Schuljahr 2019/20.

Doch für den Betrieb der Kindertagesstätte braucht es eine private Trägerschaft. Die Stadt hat in den vergangenen Monaten mittels offenem Submissionsverfahren eine solche Kita-Betreiberin gesucht. Erfolglos, wie sich jetzt zeigt. Das Verfahren wurde abgeblasen.

Miete ist Bewerbern zu hoch

Das Problem: Nur zwei potenzielle Betreiber haben sich gemeldet. Und beide genügen den Finanzierungsansprüchen der Stadt nicht – sprich: die Miete ist den Bewerbern zu hoch. Sie zeigten zwar durchaus Interesse am Betrieb, boten aber dem Stadtrat eine tiefere Miete an. Doch die Mietkonditionen sind bei der Submission vordefiniert und können nicht einfach abgeändert werden.

Aus Kita-Kreisen heisst es, der Knackpunkt beim Rohrer Projekt sei die Raumaufteilung. Es gebe bei diesem Projekt aussergewöhnlich grosszügige Nebenflächen – Korridore, Nasszellen, Büros, WC, Küche, etc. –, die zwar viele Quadratmeter aufweisen und entsprechend viel kosten würden, die aber von der Bewilligungsinstanz nicht angerechnet würden. Bei der Evaluierung der Anzahl Kinder berücksichtige diese, so heisst es aus den Insiderkreisen, nur die eigentlichen, geschlossenen Spielräume. So könne man bezogen auf die Gesamtanzahl Quadratmeter zu wenige Kinder aufnehmen, um die Miete zu stemmen.

Dieser Darstellung widerspricht die zuständige Stadträtin Franziska Graf: Es würden sowohl Haupt- als auch Nebennutzflächen für die Definition der Anzahl Kinder einbezogen. «Das Richtraumprogramm der Stadt Aarau definiert Hauptnutzflächen und Nebennutzflächen für eine Kindertagesstätte», erklärt sie. Unter Hauptnutzflächen verstehe man Flächen wie Ess- und Ruheraum, die von Kindern direkt genutzt werden können; die Nebennutzflächen hingegen seien für den Kita-Betrieb wichtige Räume ohne direkte Nutzung durch die Kinder. «Im Rahmen von Sparbemühungen wurde das Raumprogramm dieses Projekts um rund 12 Prozent reduziert», so Graf. Diese Reduktionen seien hauptsächlich bei den Nebennutzflächen vorgenommen worden.

Zur Vermietung ausschreiben

Wie geht es nun weiter? «Die Stadt Aarau hat sich entscheiden, das Mietobjekt zur vorgesehenen Nutzung mit den Anforderungskriterien auf den bekannten Vermietungsplattformen zur Vermietung auszuschreiben», so Graf. «Die Vermietung erfolgt an jenen Anbieter, welcher die von der Stadt gestellten Anforderungskriterien am besten erfüllt.»
Die Eltern in Rohr dürfte besonders interessieren, ob die neue Kita in jedem Fall subventionierte Plätze anbieten wird.

Dazu sagt Franziska Graf: «Das künftige Subventionsmodell wird hinsichtlich der Umsetzung des Kinderbetreuungsgesetztes in der Stadt Aarau vom Stadtrat beschlossen. Der Beschluss dazu steht noch aus und somit auch die Rahmenbedingungen für subventionierte Plätze in der Kindertagesstätte Aarau Rohr.»

Immerhin: Aus baurechtlicher Sicht dürften das Tagesstrukturen- und das Kindergartengebäude auf gutem Weg sein. Während der Baugesuchsauflage im Sommer war nur eine Einsprache eingegangen. Dabei geht es nicht um die beiden geplanten Gebäude, sondern um einen Zufahrtsweg zur Anlage. Gespräche mit dem Einsprecher haben bereits stattgefunden. Jakob Oetiker, Leiter Baubewilligungen bei der Stadt, sagt, man sei auf gutem Wege, eine Einigung zu erzielen.